Entscheidung in der Nachspielzeit: Dramatisches Saisonfinale in der Dritten Liga – Würzburg steigt auf
Nach einer beispiellosen Terminhatz findet die Dritte Liga ein packendes Ende. Würzburg zieht noch spät an Ingolstadt vorbei. Der Chemnitzer FC steigt ab.
Es lief die dritte Minute der Nachspielzeit. Der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt. Sebastian Schuppan, Kapitän der Würzburger Kickers, lief an und brachte den Ball sicher im Tor unter. 2:2 gegen den Halleschen FC (nach einem 1:1 zur Pause), es war das Tor zum Aufstieg in die Zweite Liga. Und es war der Schlusspunkt eines unglaublich spannenden letzten Spieltags.
Am Ende sorgte die Dritte Liga dann also noch einmal rein sportlich für Aufsehen – in leeren Stadien, bei der Frage nach Auf- und Absteigern. Zuvor war es in den zurückliegenden Monaten sehr häufig um Dinge außerhalb des Rasens gegangen. Zunächst um die kontrovers diskutierte Frage, ob die Saison fortgesetzt werden soll. Später dann, als klar war, dass das trotz des Widerstandes mehrerer Vereine der Fall sein wird, um Fragen, die aus dieser Entscheidung resultierten.
Nun aber stand für gut anderthalb Stunden nur der Fußball im Mittelpunkt. Der letzte Spieltag hatte es wie erwartet vor allem wegen der besonderen Konstellation im Aufstiegskampf in sich. Eintracht Braunschweig stand bereits als Aufsteiger fest, fünf weitere Vereine hatten im Vorfeld noch Hoffnungen.
Am Ende reichte es für die Würzburger, die mit der besten Ausgangsposition gestartet waren, zwischenzeitlich aber hinter dem FC Ingolstadt lagen, den jedoch dank des Tores von Schuppan wieder vom direkten Aufstiegsplatz verdrängten. „Ich bin vor drei Jahren hergekommen, wir hatten das Ziel, aufzusteigen. Jetzt ist die Mission beendet“, sagte der 33-Jährige mit Freudentränen in den Augen bei Magentasport. Ingolstadt gewann 2:0 (0:0) beim TSV 1860 München und spielt nun in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg. Meister FC Bayern München II darf nicht aufsteigen.
Vierter Absteiger nach Carl Zeiss Jena, Preußen Münster und Sonnenhof Großaspach ist der Chemnitzer FC, dem das 4:2 (0:0) gegen Hansa Rostock nicht reichte. Stattdessen rettete sich der FSV Zwickau durch ein 0:0 bei Waldhof Mannheim. „Ich bin komplett leer. Das ist sehr bitter und schmerzt extrem. Wir hatten es verdient“, sagte der Chemnitzer Trainer Patrick Glöckner.
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Zum Zeitpunkt der Unterbrechung im März wegen der Coronavirus-Pandemie standen der MSV Duisburg, Mannheim und die SpVgg Unterhaching auf den ersten drei Plätzen. Keiner aus dem Trio hat sich oben gehalten. Duisburg ist in der Abschlusstabelle Fünfter, Mannheim Neunter und Haching Elfter.
Diese Saison wird in Erinnerung bleiben. Wegen des Saisonfinals. Aber vor allem auch wegen der Geschehnisse drumherum. Als Bundesliga und Zweite Liga schon wieder spielten, wurde eine Etage tiefer noch erbittert gerungen. Der DFB wollte unter allen Umständen weitermachen.
Dabei spielten vor allem finanzielle Gründe eine Rolle, weil ansonsten Schadenersatzansprüche gedroht hätten. „Wir müssen uns nicht nur mit dem Jetzt, sondern auch mit der Zukunft befassen“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch, nachdem es auf einem virtuellen Bundestag letztlich eine deutliche Mehrheit für die Fortsetzung gegeben hatte.
Ein fader Beigeschmack blieb aber, da beispielsweise einige Klubs erst deutlich später mit dem Training beginnen konnten als andere. Und die Tatsache, dass Jena gegen Chemnitz unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Würzburg spielen musste, ist mindestens als kurios zu bezeichnen. Dann bliebe da noch die Terminhatz: Am letzten Mai-Wochenende wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen, am Samstag endete er nun. Bis dahin fanden die ausstehenden elf Spieltage ausnahmslos als Englische Wochen statt.
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Diese Taktung hatte Torsten Lieberknecht schon vor knapp einem Monat als „kriminell“ bezeichnet. Duisburgs Trainer hatte nur einen kleinen Kader zur Verfügung, dazu kamen große Verletzungsprobleme. Der DFB wehrte sich nun gegen die Kritik. „Das war sehr intensiv für alle Beteiligten, aber mit dem Verweis, der DFB hätte nicht darüber nachgedacht – das sind dann unsachliche Argumente“, sagte Vizepräsident Peter Frymuth. Vielmehr habe der DFB „den Wünschen der Vereine Rechnung getragen“, die Spiele nicht zu weit in den Juli hinein laufen zu lassen.
Dann war da noch Preußen Münster. Der Absteiger hat unlängst – wie nach allen Niederlagen seit dem Re-Start – Einspruch beim DFB eingelegt, diesmal gegen das 0:3 unter der Woche beim SV Meppen, das den Abstieg besiegelte. Der Verein argumentiert, dass gegen Grundsätze des Fairplay und der Chancengleichheit verstoßen worden sei. Münster beklagt etwa den späteren Trainingsbeginn verglichen mit Konkurrenten. Bislang hatte der Klub mit den Einsprüchen keinen Erfolg. (Tsp/dpa)