Heidenheim schafft es in die Relegation: Der HSV tut HSV-Dinge
Trotz eines 0:3 bei Arminia Bielefeld erreicht der 1. FC Heidenheim die Relegation, weil der HSV parallel gegen Sandhausen ebenfalls Nerven zeigt.
Dieter Hecking gilt gemeinhin als ruhiger Zeitgenosse. Doch nach nicht einmal einer Viertelstunde hatte der Trainer des Hamburger SV am Sonntagnachmittag gegen den SV Sandhausen bereits die Contenance verloren. Hecking sprang wütend auf, sein Gesicht verzog sich zu einer fiesen Grimasse, und viel hätte nicht gefehlt, er hätte auch noch seinen Notizblock zu Kleinpapier verarbeitet – gerade war der HSV durch ein Eigentor von Rick van Drongelen mit 0:1 in Rückstand geraten.
„Man hat gesehen, dass wir mit einer sehr großen Anspannung gespielt haben“, sollte Hecking keine zwei Stunden später sagen, als seine persönliche Anspannung schon längst dem Frust gewichen war: Mit 1:5 (1:2) gingen die Hamburger am Ende gegen Sandhausen unter und verpassten damit den Relegationsplatz, der ihnen die Chance auf die Bundesliga-Rückkehr in die gegeben hätte. „So eine Leistung ist nicht zu entschuldigen“, sagte Präsident Marcell Jansen. „Da brauchen wir auch nicht nach Ausreden zu suchen.“ Der HSV bleibt auch künftig zweitklassig.
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Dabei hatte Arminia Bielefeld im Parallelspiel doch die Ankündigung wahrgemacht, wie ein würdiger Zweitliga-Meister aufzuspielen, und nach nur 17 Minuten bereits mit 2:0 gegen den 1. FC Heidenheim geführt. Der lag vor dem Spieltag mit einem Punkt Vorsprung vor den Hamburgern auf Platz drei und wollte eine Niederlage deshalb eigentlich um jeden Preis verhindern. Die Lockerheit ging den Heidenheimern jedoch komplett ab, sie unterlagen letztendlich mit 0:3 (0:2). Die Beine waren schwer, der Kopf offenbar zu voll.
Das Gute aus Sicht des Teams von Frank Schmidt war allerdings, dass es der Konkurrenz aus Hamburg offenbar nicht anders ging. Denn nach dem 0:1 brach der HSV auseinander. Sandhausen erhöhte zügig auf 2:0 und hatte weitere Chancen, den Vorsprung sogar noch auszubauen.
In Bremen dürfte man das Schneckenrennen um den Relegationsplatz derweil recht entspannt verfolgt haben. In dieser Verfassung und angesichts der eigenen Wiedergeburt beim 6:1 am Samstag gegen Köln machten weder Heidenheim noch der HSV den Eindruck unbezwingbarer Kontrahenten.
Der HSV spielt damit in der kommenden Saison bereits das dritte Jahr in Folge Zweite Liga
Als dann feststand, dass es die Bremer mit Heidenheim zu tun bekommen würden, mahnte Werders Geschäftsführer Frank Baumann dennoch vorsichtshalber schon einmal, es gebe „keinen Grund überheblich zu sein, denn Heidenheim hat alles in allem eine sehr gute Saison gespielt“. Und auch Trainer Florian Kohfeldt hatte zuvor davor gewarnt „zu denken, Heidenheim sei in irgendeiner Art leichter als der HSV“.
In dieser Einschätzung wurde Kohfeldt am Sonntag eindrucksvoll bestätigt. Denn tatsächlich wirkten beide möglichen Gegner gleichermaßen überfordert. Dieter Hecking marschierte fast im Stechschritt nach den ersten 45 Minuten in die Kabine, wo er seinen Spielern immerhin mitteilen konnte, dass sie es mit einem Sieg noch aus eigener Kraft würden richten können.
Das galt freilich auch für Heidenheim. Es wurde jedoch nicht besser für den kleinen Klub aus Ostwürttemberg. Bielefeld erhöhte schnell auf 3:0, und so blieb den Heidenheimern nur das Vertrauen, dass der HSV ein weiteres Mal HSV-Dinge tun würde. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Zwar fehlte den Hamburgern zwischenzeitlich nur noch ein weiterer Treffer zur Relegation und der Hoffnung, Bielefeld und Stuttgart zurück in die Bundesliga zu folgen, als Aaron Hunt einen Elfmeter mit ordentlich Wumms zum 1:2 verwandelte. Dann jedoch nahm das Schicksal seinen Lauf, das mit einem weiteren Strafstoß begann – diesmal jedoch von den Sandhäusern zu ihrem dritten Treffer verwandelt – und nach dem 1:4 mit der Schlusspointe Dennis Diekmeier endete, der in seinen 184 Spielen für den HSV nie getroffen hatte und jetzt für Sandhausen in der Nachspielzeit den Schlusspunkt zum 1:5 setzte.
So durfte sich Heidenheim in Bielefeld trotz der 0:3-Niederlage freuen. Verhalten allerdings: „Wir werden jetzt die Wunden lecken und versuchen, uns gegen Bremen von der besten Seite zu zeigen“, sagte Trainer Frank Schmidt. Und es wirkte ein bisschen trotzig, als er betonte: „Wenn man nach 34 Spieltagen auf Rang drei steht, hat man die Relegation verdient.“
Beim 1. FC Nürnberg wird man solche Sätze hingegen nicht so gerne hören, obwohl es auch dort in die Relegation geht – nach dem 1:1 (0:1) bei Holstein Kiel allerdings in die gegen den Drittliga-Dritten um den Klassenverbleib. (Tsp)