BVB akzeptiert Strafe: Dortmunds Südtribüne bleibt gegen Wolfsburg leer
Nach den Beleidigungen gegen Fans und Verantwortliche von RB Leipzig hatte der DFB die Sperrung der Südtribüne für ein Spiel gefordert. Der BVB akzeptiert das Strafmaß.
Borussia Dortmund hat dem Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses zugestimmt und das Strafmaß akzeptiert. Damit bleibt die gesamte Südtribüne für das Wolfsburg-Spiel am Samstag leer. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hatte wegen des schweren Fehlverhaltens der BVB-Fans mit beleidigenden Transparenten und Schmährufen die Sperrung der Dortmunder Südtribüne für eine Heimpartie beantragt. Zudem soll der Verein 100.000 Euro Strafe zahlen. Der BVB hatte bis Montagmittag Zeit, sich zu dem Strafantrag zu äußern.
Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund teilten in einer Stellungnahme mit: "Es ist uns elementar wichtig, noch einmal deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass wir insbesondere die Geschehnisse rund um das Spiel gegen Rasenballsport Leipzig am 4. Februar 2017 in keinster Weise relativieren wollen! Wir bereiten zurzeit auch Maßnahmen und Sanktionen gegen die Täter als Konsequenz aus den Vorfällen vor und werden noch in der laufenden Woche Ergebnisse vorstellen."
Darüber hinaus habe sich die Klubführung von Borussia Dortmund im persönlichen Gespräch mit Verantwortlichen von Rasenballsport Leipzig entschuldigt und zugesichert, alles ihr Mögliche zu unternehmen, um die Vorfälle rückstandslos aufzuklären und eine Wiederholung auszuschließen.
BVB erstattet den Fans die Eintrittskarte, die nicht zu den Tätern gehören
"Borussia Dortmunds Zustimmung zum Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses basiert auch auf unserer Überzeugung, dass es in der emotional noch immer aufgeladenen Atmosphäre derzeit weder möglich noch sinnvoll erscheint, eine inhaltliche Debatte über ein im juristischen Sinne angemessenes Strafmaß", hieß es weiter in der Mitteilung. "Wir möchten an dieser Stelle aber auch zum Ausdruck bringen, dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer, von denen einer überwältigenden Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen ist, für unverhältnismäßig halten." Außerdem verteidigte der BVB die Mehrheit seiner Fans: "Dies sind wir schon unseren vielen friedlichen Anhängern auf der Südtribüne schuldig, die sich jederzeit tadellos verhalten haben. Die Sperrung der gesamten Südtribüne – und nicht nur bestimmter Blöcke – birgt aus unserer Sicht zudem das Risiko, dass der von allen Seiten gewünschte Solidarisierungseffekt der vielen friedlichen Fußballfans gegen die Täter letztlich nicht eintritt." Der BVB erstattet nun allen Fans, die nicht erwiesenermaßen zu den Tätern der Vorkommnisse rund um das Leipzig-Spiel gehören, den Eintrittskarten-Preis.
Abgesehen von den massiven Beleidigungen hatte es gegen Leipzig auch Bierbecherwürfe in Richtung Stadion-Innenraum gegeben, RB-Spieler waren mit einem Laserpointer irritiert worden. Ein Mitarbeiter eines TV-Senders war nur knapp einer Verletzung entgangen, nachdem Zuschauer mit einer Metallstange geworfen hatten. Gäste-Fans, darunter auch Frauen und Kinder, waren im Umfeld der Dortmunder Arena mit Gegenständen beworfen worden. Dies hatte für große Empörung gesorgt. Dabei gab es zehn Verletzte. Auf die Vorfälle außerhalb des Stadions hat die DFB-Sportgerichtsbarkeit nach eigenen Angaben jedoch keinen Zugriff. Hier liege die alleinige Zuständigkeit bei staatlichen Stellen wie Polizei, Staatsanwaltschaft oder ordentlichen Gerichten.
Tuchel unterstreicht Symbolkraft der Südtribüne
Für die Borussia kommt erschwerend hinzu, dass die Fans nicht zum ersten Mal auffällig wurden. Nach diversen und mit Geldstrafen geahndeten Pyro-Vergehen stand der Verein unter Bewährung. Die Strafaussetzung aus dem bisher letzten Urteil des DFB-Sportgerichts gegen den BVB wurde widerrufen. Damals war ein Zuschauer-Teilausschluss für den Unterrang der Südtribüne bis zum 31. Mai 2017 auf Bewährung ausgesetzt worden.
Die Gelbe Wand im Dortmunder Stadion gilt als größte Stehplatztribüne der Welt. BVB-Coach Thomas Tuchel hatte die absehbare Strafe bereits zuvor als „ein Drama“ bezeichnet. „Wir sprechen von der Tribüne in Europa und vielleicht auf der Welt schlechthin, einem ganz besonderen Ort des Fußballs, der eine besondere Symbolkraft hat“, sagte Tuchel. Er erinnerte an positive Aktionen der Dortmunder Fans. „Und wir sprechen auch von der Südtribüne, die auf eine unglaublich mitfühlende Art im Spiel gegen Mainz den Support eingestellt hat, aufgrund eines Unglücks auf der Tribüne. Wir sprechen von der Südtribüne, die ausgezeichnet wurde für die Stimmung in den Spielen gegen Liverpool“, sagte er. „Es sind die gleichen Menschen, die gleichen Dauerkartenbesitzer, deshalb wäre das auf jeden Fall ein Drama.“ (dpa/Tsp)