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Im Lederhosen-Look schafften es die Profis aus München bis ins US-Fernsehen. Jackson (hinten) interessiert sich mehr für Erfolg als Folklore.
© Imago

Eisbären Berlin zu Gast beim EHC München: Don Jackson und die Lederhosen

Unter dem früheren Eisbären-Trainer Don Jackson wächst der EHC München zum ernsthaften Meisterkandidaten im Eishockey. Red Bull und viel Erfahrung machen es möglich.

Kürzlich hatten sie bei RB München einen Sponsorenauftritt der typisch bayrischen Art. Zur Oktoberfest-Zeit durften Spieler und Verantwortliche des Teams aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in traditionelles Gewand schlüpfen. Lederhosen, karierte Hemden, Wadlstrümpfe und alles, was so dazugehören muss. Auch der US-Amerikaner Jackson bekam seinen Janker ab. Weiterreichende Dresscode-Zwänge blieben ihm allerdings erspart. Als seine Mannschaft in Lederhosen-Trikots das Spiel gegen die Düsseldorfer EG bestreiten musste, dirigierte Jackson im stinknormalen schwarzen Trainer-Jackett seine Spieler im vierten Punktspiel zum vierten Sieg.

Inzwischen hat sich der gute Start der Münchner ein wenig relativiert, am vergangenen Wochenende gab es nur einen Punkt aus zwei Spielen. Aber trotzdem, seit Jackson im Olympia-Eisstadion arbeitet, scheinen nicht nur die Ambitionen beim Team des bekannten österreicherischen Limonaden-Herstellers Red Bull groß zu sein, sondern auch die Chancen, in dieser Saison etwas Großes zu leisten. Die Voraussetzungen sind gut, weil die Bayern fast die gesamte Mannschaft umgekrempelt haben und zuletzt mit Nationalspieler Felix Schütz noch einmal nachgelegt haben. Und weil der Trainer Don Jackson heißt.

In Berlin hat sich Jackson 2013 bei den Eisbären Berlin nach sechs Jahren mit der Bilanz von fünf Meistertiteln verabschiedet. Noch immer trage er den Klub und die Stadt in seinem Herzen, sagt Jackson. „Die Entscheidung, zu gehen, war nicht einfach. Es war eine emotionale Geschichte mit Peter John Lee und mir.“ Der Manager sei das Fundament des Erfolges von Berlin gewesen, er habe einen großartigen Job gemacht. Der andere Mann, der das Berliner Fundament gegossen hat, war Pierre Pagé. Und wo der Kanadier war, kam Jackson meist hinterher. Von 1991 bis 1994 war Jackson Co-Trainer von Pagé in der National Hockey-League (NHL) bei den Quebec Nordiques, 2005 kam er in der Saison als Pagés Assistent und gewann mit den Eisbären den ersten Titel. Als Pagé 2007 ging, wurde Jackson sein Nachfolger. Das Spiel ging weiter: Pagé Cheftrainer in Salzburg, Jackson sein Nachfolger. Pagé Cheftrainer in München, Jackson sein Nachfolger.

Don Jackson hat in Berlin fünf Meistertitel in sechs Jahren geholt

Pagé haben sie in München freundlich zum Sportdirektor Eishockey weggelobt, nachdem er Opfer seiner eigenen hohen Ansprüche geworden war. „Einen Messi des Eishockeys“ formen wie Pagé will Jackson in München nicht. „Visionen habe ich nicht, die überlasse ich den Funktionären“, sagt der inzwischen 58 Jahre alte Baum von einem Mann. Er will nur Meister werden, und er weiß, wie das geht. Als Spieler schaffte er es zwei Mal in der NHL im Team von Wayne Gretzky, den Edmonton Oilers. Als Trainer ist es fast immer der Titel geworden, auch wenn er mit Salzburg in der multinationalen Liga EBEL im Finale dem HC Bozen unterlag, wurde er zumindest Österreichischer Meister.

Das Rezept seines Erfolges ist – oberflächlich betrachtet – erkennbar.Jackson legt Wert auf gute Defensivarbeit, schussstarke Verteidiger und schnelle Stürmer. Vor allem gelingt es ihm überall, die Stimmung in der Mannschaft hochzuhalten – durch eine eigentümliche Mischung aus Distanz und Nähe. So nannten ihn seine Spieler in Berlin zwar „Donni“, aber dann sagte etwa Mannschaftskapitän André Rankel auch einmal: „Keiner kann in den Kopf von Don Jackson hineinschauen.“

Red Bull ermöglicht dem EHC München ein Saisonetat von jährlich zwölf Millionen Euro

In München, dank Red Bull mit zwölf Millionen Euro Saisonetat finanzieller Spitzenreiter der DEL, konnte sich Jackson Spieler holen, die zu seinen Ideen passen und die er gut kennt: Richie Regehr verteidigte bei den Eisbären für ihn, Mads Christensen stürmte in Berlin unter Jackson. Sein bisheriger Topscorer Garret Roe kam mit dem Trainer aus Salzburg.

Am Freitag spielt Jackson gegen seine erfolgreiche Vergangenheit. Die Eisbären kommen nach München (19.30 Uhr, live bei Laola1.tv). Unter Jackson wurden die Berliner stets als Kandidat für den Titel gehandelt, nach Jackson werden sie das nun nicht mehr. Vielleicht haben die Eisbären den Anteil ihres ehemaligen Trainers am Erfolg nicht groß genug eingeschätzt. Fast nach jeder Saison gab es trotz Titelgewinn Hickhack um die Vertragsverlängerung. Bis Jackson dann weg war. Und wiederkommen wird er nicht mehr, denn seine Dienste sind im Wert gestiegen. In München verdient er mehr als in Berlin. Und dafür schlüpft auch ein so wenig Folklore liebender Stoiker wie der Amerikaner Jackson auch mal in einen Janker.

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