zum Hauptinhalt
Novak Djokovic bei den Australian Open 2020.
© AFP/William West
Update

Tennis-Star äußert sich auf Instagram: Djokovic gibt Fehler zu – macht aber sein Team dafür verantwortlich

Noch ist Novak Djokovic in Australien, eine Entscheidung des Einwanderungsministers steht weiterhin aus. Der Serbe äußerte sich nun erstmals selbst.

Mit einer langen Stellungnahme via Instagram hat sich Tennisstar Novak Djokovic, erstmals selbst seit seinen Einreiseproblemen nach Australien öffentlich geäußert, dabei aber für weitere Widersprüche gesorgt.

Die 34 Jahre alte Nummer eins der Tennis-Weltrangliste wehrte sich am Mittwoch rund um eine weitere Trainingseinheit im Melbourne Park vor allem gegen zwei Vorwürfe: Weder habe er absichtlich eine falsche Angabe gemacht zu seinem Reiseverhalten in den 14 Tagen vor dem Flug ins Gastgeberland der kommende Woche beginnenden Australian Open, noch habe er im Wissen seines positiven Coronatests im Dezember eine Veranstaltung mit Kindern besucht und sich dort ohne Maske bewegt.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Djokovic bezeichnete die „Fehlinformationen“, die korrigiert werden müssten, als „verletzend und beunruhigend für meine Familie“. Er wolle darauf hinweisen, dass er sich sehr um die Sicherheit anderer und das Einhalten von Testvorgaben bemüht habe. Es sei ihm wichtig gewesen, all dies klarzustellen, aber er werde sich aus Respekt vor der australischen Regierung nicht weiter zu den Vorkommnissen äußern.

Djokovic bereue das Fotoshooting während seiner Erkrankung

Allerdings gestand der Serbe auch, dass er bei einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L'Equipe“ am 18. Dezember anlässlich der Preisverleihung „Champion der Champions 2021“ bereits von seinem positiven Testergebnis wusste und den Termin dennoch nicht abgesagt hat. Er habe lediglich Abstand gehalten und seine Maske nur für den Fotografen abgesetzt. „Obwohl ich nach dem Interview nach Hause bin und mich für die vorgeschriebene Dauer in Isolation begeben habe, war das, nach genauerem Nachdenken, eine Fehleinschätzung und ich sehe ein, dass ich diese Verpflichtung hätte verschieben sollen“, schrieb er.

Djokovic war in der vergangenen Woche am Flughafen in Melbourne die Einreise nach Australien verweigert worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist und den Behörden die Dokumentation seiner medizinischen Ausnahmegenehmigung nicht ausreichte. Weil die Grenzbeamten ihm allerdings nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zugestanden hatten, wurde die Entscheidung im Laufe einer Gerichtsverhandlung am Montag gekippt.

Der australische Einwanderungsminister hat sich seither vorbehalten, von seinem persönlichen Recht Gebrauch zu machen und Djokovics Visum dennoch ungültig zu machen. Diese Entscheidung steht noch aus.

Falsche Angaben beruhten auf einem „menschlichen Fehler“ seines Agenten

Djokovics Anwälte stellten weitere Informationen und Dokumente zu diesem Thema bereit, sagte der Tennis-Profi und ein Sprecher von Minister Alex Hawke. „Naturgemäß hat das Einfluss auf den Zeitrahmen für eine Entscheidung“, hieß es nach Angaben australischer Medien aus dem Ministerium.

Dass in seinem Einreiseformular fälschlicherweise angegeben wurde, er sei in den 14 Tagen vor seinem Flug nach Australien nicht gereist, bezeichnete Djokovic in seiner Ausführung als „menschlichen Fehler“ seines Agenten, „der sicher nicht absichtlich“ geschehen sei.

Aktuell beliebt auf Tagesspiegel Plus:

Djokovic hatte sich, entgegen der Auskunft, nicht durchgehend im Abflugland Spanien aufgehalten, wo er zur Weihnachtszeit trainiert hatte – sondern auch in seinem Heimatland Serbien. „Falsche oder irreführende Informationen zu geben ist ein ernster Verstoß“, heißt es im Einreiseformular. „Sie können für eine Zivilstrafe haftbar gemacht werden, wenn Sie falsche oder irreführende Informationen geben.“ Sogar bis zu 12 Monate Haft drohen.

Bei der Veranstaltung mit Kindern im „Novak Tennis Center“, bei der er am 17. Dezember und damit laut vorheriger Angaben in den Gerichtsdokumenten einen Tag nach „Test und Diagnose“ ohne Maske aufgetreten war, habe er von dem positiven Resultat noch nichts gewusst. Er habe am 16. Dezember einen negativen Antigentest gemacht und aus reiner Vorsicht auch noch einen PCR-Test. „Ich hatte keine Symptome und fühlte mich gut und ich erhielt die Nachricht des positiven PCR-Tests erst nach der Veranstaltung“, schrieb Djokovic.

Am Dienstag berichtete unter anderem der „Spiegel“ über neue Zweifel: Dem Magazin zufolge datiert das digitale Ergebnis des positiven Tests vom 26. Dezember. Dabei geht aus Unterlagen des Serbischen Instituts für Öffentliche Gesundheit hervor, dass Djokovic bereits am 16. Dezember positiv getestet worden sein soll.

Das digitale Datum erscheint deshalb merkwürdig, weil der Beweis für seine Genesung, der negative Test, am 22. Dezember gemacht worden sein soll. Dazu passen die Seriennummern der Tests. Demzufolge wurde der negative Test vor dem positiven Test vorgenommen, schreibt der „Spiegel“. Möglich ist natürlich auch, dass das Testergebnis manipuliert wurde.

[Lesen Sie auch: Brauchen wir eine neue Teststrategie? Die Probleme der Schnelltests mit Omikron – und die Alternativen (T+)]

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass der QR-Code auf dem inzwischen öffentlich gewordenen Dokument des serbischen Instituts für öffentliche Gesundheit zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Resultate zeigte, wie der leitende Redakteur des „Racquet Magazine“, Ben Rothenberg, auf Twitter schreibt: mal positiv, mal negativ.

Weiterhin ist unklar, ob der Weltranglistenerste Djokovic bei der Australian Open ab dem 17. Januar spielen darf. Der zuständige Einwanderungsminister Alex Hawke könnte Djokovics Visum noch immer aufheben. „In Übereinstimmung mit dem erforderlichen Verfahren wird Minister Hawke den Sachverhalt gründlich prüfen“, ließ ein Sprecher verlauten.

Auch Australiens Premierminister Scott Morrison und Serbiens Premierminister Anna Brnabić haben in der Causa bereits telefoniert, wie die australische Nachrichtenagentur AAP meldete. Morrison habe auf der „nicht-diskriminierenden“ Grenzpolitik seines Landes bestanden, was den Corona-Schtz angeht, Brnabić auf der Wichtigkeit für Djokovic, vor dem Turnier zu trainieren. Das tut der Serbe inzwischen Medienberichten zufolge, und zwar in der Rod Laver Arena, einem der Austragungsorte der Australian Open.

Die Vorwürfe gegen Djokovic wiegen umso schwerer angesichts der Entscheidung von Richter Anthony Kelly am Montag, den Spieler aus dem Abschiebehotel in Melbourne zu entlassen, in dem er am Wochenende untergebracht war. „Was hätte dieser Mann noch mehr tun können?“, hatte Kelly zu Djokovics Verteidigung gesagt.

Auch die Verfahren um die medizinische Ausnahmegenehmigung, die Djokovic erhalten hatte, stehen in der Kritik. Die Frist für eine solche Genehmigung sei nämlich am 10. Dezember ausgelaufen, wie Ben Rothenberg berichtete. Dennoch habe die ärztliche Leiterin der Australian Open die Genehmigung ausgestellt – und zwar erst am 16. Dezember.

Vater verglich ihn mit Jesus

Der Fall hat zu Demonstrationen in Djokovics Heimatland geführt. „Ganz Serbien steht hinter ihm“, hatte Präsident Aleksandar Vučić nach einem Telefonat mit dem Sportler auf Instagram geschrieben. Djokovics Vater hatte seinen Sohn mit Jesus Christus verglichen.

Unterstützung erhielt Djokovic auch vom liberalen australischen Senator Alex Antic. „Die Welt will Novak spielen sehen“, schrieb er in einem Statement an seinen Parteikollegen Alex Hawke. Allerdings hatte Antic, den „Independent Australia“ als „Posterboy der Trumpisten“ bezeichnete, selbst erst im Dezember nur mit einer Ausnahmegenehmigung reisen können – und war, weil er seinen Flughafenbeamten seinen Impfstatus nicht verraten wollte, in ein Quarantänehotel gebracht worden.

Schon zu Beginn der Pandemie war Djokovic dadurch aufgefallen, dass er sich bewusst nicht an Schutzmaßnahmen gegen Corona gehalten und auch andere in Gefahr gebracht hatte. So hatte er im Juni 2020 die „Adria Tour“ abgehalten und sich dabei schon einmal mit dem Virus infiziert. (mit dpa)

Zur Startseite