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Er lässt nichts an die falsche Stelle fallen. Höchstens mal seinen Kaffee: Robert Harting.
© dpa

Das Istaf des Robert Harting: Diskus mit Adrenalin, Interviews im Wettbewerb

Das Istaf und sein Superstar und Vordenker: Diskuswerfer Robert Harting lässt sich mit einem Feuerwerk feiern und sinniert über weitere Neuerungen in der Leichtathletik.

Robert Harting wollte es sich gerade gemütlich machen, mit Pappbecher-Käffchen in der Hand. Doch bevor er am Mikrofon über seinen großen Auftritt beim Istaf referieren konnte, wurde auf dem Bildschirm noch ein Moment der Berliner Leichtathletik-Veranstaltung live übertragen: Der Weltrekord von Hammerwerferin Anita Wlodarczyk. Für einen kurzen Moment schrumpfte Hauptdarsteller Harting zum Nebendarsteller. Er seufzte, hörbar mit ironischem Unterton: „Ausgerechnet hier.“

Wenig später verschüttete Robert Harting sein Heißgetränk, kurz nachdem sein Smartphone zu Boden gesegelt war – wohl ohne Schaden zu nehmen. Mein Gott, so etwas passiert also auch mal dem Mann, der sonst die Dinge immer so sicher im Griff hat. Beim Istaf sowieso. Da ist der Diskuswerfer vom SC Charlottenburg, wie der Sprecher im Olympiastadion sagte, „in seinem Wohnzimmer“: Und dort ging bei Harting, anders als im Presseraum des Olympiastadions, nichts daneben. Er warf mehr als zwei Meter weiter als bei seinem EM-Triumph von Zürich (66,07 Meter). Olympiasieger, Welt- und Europameister Harting siegte mit 68,21 Meter, klar vor dem starken Magdeburger Martin Wierig. Der Pole Piotr Malachowski, Europameister von 2010, wurde Dritter mit 64,87 Meter.

Sein gutes Ergebnis hatte Robert Harting auch den Zuschauern zu verdanken, wie er sagte. „Ich wusste nicht so richtig, wo es heute hingeht.“ Aber dann habe ihn die tolle Atmosphäre getragen. „Ich war ja so voller Spannung, das war perfekt.“ Er wolle am liebsten „alle Berliner Zuschauer mit nach Rio nehmen“. Dort in Brasilien 2016 will Harting mit dann 31 Jahren das schaffen, was Virgilijus Alekna, der sich am Sonntag nach seiner großen Karriere verabschiedete, auch gelungen ist: zum zweiten Mal Olympiasieger werden. Der 42 Jahre alte Olympiasieger von 2000 und 2004 kam als Siebter von neun Startern auf eine Weite von 61,84 Metern. Natürlich sei er traurig, aber schließlich wolle er sich nun auf seinen Job als Sportberater in Litauens Innenministerium konzentrieren. „Es war die richtige Entscheidung meine lange Karriere hier in Berlin zu beenden“, sagte er. „Die Veranstaltung ist toll.“

Das Lob für Berlin nahm Harting zufrieden zur Kenntnis. Harting ist so etwas wie der inspirierender Motor der Veranstaltung. Gegen ein krachendes Rahmenprogramm mit Pyro-Einlagen hat er natürlich nichts. Als nach seinem besten Wurf ein kleines Feuerwerk aus dem Rasen stob, ließ er sich in gekonnter Pose vom Publikum kräftig feiern: „Ich hatte einen viel höheren Adrenalinanteil als sonst.“

Und es soll ja noch weiter geschraubt werden an der Leichtathletik. Robert Harting schweben Fernsehinterviews nach drei von sechs Versuchen im Diskuswurf vor, also mitten im Wettbewerb. „Das ist das, was ich reinbringen will.“ Auch wenn es für die Konzentration eines Werfers vielleicht nicht unbedingt förderlich sei. „Aber Leichtathletik von vor 20 Jahren ist eben nicht mehr Leichtathletik heute“, sagt der Star und Ideenentwickler der deutschen Leichtathletik. „Die Zuschauer wollen schließlich ein perfektes Programm sehen.“ Und in Berlin wollten die meisten am Sonntag vor allem Robert Harting sehen. Dass dann die Polin Wlodarczyk den Höhepunkt des sportlichen Programms gestaltete – es musste Robert Harting letztlich doch gefallen. Schließlich wertete der Weltrekord auch sein Istaf auf.

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