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Großer Ehre für großen Sportler: Dirk Nowitzki erhielt das Bundesverdienstkreuz aus den Händen von Frank-Walter Steinmeier.
© Reuters/Fabrizio Bensch

Bundesverdienstkreuz für NBA-Legende: Dirk Nowitzki und das Faszinierende an der Langeweile

Dirk Nowitzki bekommt das Bundesverdienstkreuz, weil er immer mehr war als nur ein Sportler. Dabei wollte er im Grunde nie mehr sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

In der beeindruckenden Dokumentation „Der perfekte Wurf“ sitzt Dirk Nowitzki einmal im Auto und spricht über die Schattenseiten des Sports. Für Nowitzki sind es öffentliche Auftritte. Seine Reden seien am Anfang „krachschlecht“ gewesen, erzählt er darin. Im Mittelpunkt zu stehen, sei für andere schön. „Für mich war es das irgendwie nie.“

Nun, Dirk Nowitzki hat in diesem Jahr seine Karriere beendet. Doch er wird sich wohl nie ganz der Öffentlichkeit entziehen können. Dafür hat er zu viel geleistet. Am Mittwoch wurde Nowitzki dabei nicht wegen seiner sportlichen Erfolge, sondern wegen seines sozialen Engagements mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nowitzki ist Unicef-Botschafter und in zwei Stiftungen vertreten, in denen der 41-Jährige seit vielen Jahren Kinder unterstützt.

Es besteht im Sport manches Mal die Gefahr, dass seine Protagonisten überhöht werden. Dass ihnen eine gesellschaftliche Bedeutung beigemessen wird, die sie nicht haben. Auch Dirk Nowitzki wollte in erster Linie den Ball in den Korb werfen. Er wollte es zusammen mit seinem Mentor Holger Geschwindner sogar so sehr, dass er wohl der beste Basketballer ist, den Europa bislang hervorgebracht hat. In der ur-amerikanischen Sportart dominierte einst ein Franke aus Würzburg.

Das ist eine außergewöhnliche Geschichte. Zumal Nowitzkis unprätentiöse Art so überhaupt nicht mit dem Pomp und der Angeberei des NBA-Zirkusses zusammenpasste. Nowitzki machte lieber Überstunden in der Halle, warf noch seinen millionsten Ball in den Korb, während viele seiner Kollegen das ausschweifende Leben führten, wie es sich für einen NBA-Profi vermeintlich ziemte.

Nowitzkis größte Leistung lag wohl darin, dass er nicht mit dem allergrößten Talent gesegnet war und trotzdem zu einem der allergrößten Spieler geworden ist. Das hat ihm in den USA sehr großen Respekt eingebracht. Die US-Amerikaner finden Nowitzki nicht langweilig, weil er die große Show nicht richtig wollte oder konnte. Sie finden ihn gerade deshalb faszinierend.

Dirk Nowitzki ist in jeder Hinsicht ein Vorbild. Es ist nur gut, dass er nun seine Auszeichnungen bekommt – und krachschlecht sind seine Reden ganz bestimmt nicht mehr.

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