Bundesliga: Die VW-Krise erreicht den VfL Wolfsburg
Der VfL Wolfsburg muss damit rechnen, dass der Abgas-Skandal bei VW auch für ihn Folgen hat. Die Volkswagen-Krise hat den Klub längst erfasst.
Dass der VfL Wolfsburg nicht ungeschoren aus der größten Krise der Firmengeschichte von Konzernmutter Volkswagen kommt, ist inzwischen auch Klaus Allofs klar. „Dieselgate“ - der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte - hat die VW-Tochter in der Fußball-Bundesliga längst erreicht. „Es ist natürlich klar, dass wir im Kontext dessen, was sich dort entwickeln muss, auch unsere Rolle spielen müssen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Konsequenzen für den Klub sind nach wie vor nicht absehbar. „Wir müssen Herrn Müller da jetzt einfach noch ein paar Tage Zeit geben“, meinte der Geschäftsführer des VfL, der jährlich mit einer hohen zweistelligen Millionensumme von VW unterstützt wird. VW hat momentan drängendere Probleme, als sich um die Beziehung zu seiner hundertprozentigen Tochter zu kümmern. Ob es bei der bisherigen Unterstützung bleibt, kann inzwischen zumindest angezweifelt werden, auch wenn Allofs noch gelassen bleibt: „Es gibt keinen Grund, sich jetzt Sorgen zu machen“.
"Wir drehen jeden Stein um"
„Herr Müller“ - der neue VW-Konzernchef Matthias Müller - sendete nämlich im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine Botschaft, die Konsequenzen sogar für den gesamten Profi-Fußball in Deutschland haben könnte. „Wir drehen jeden Stein um und werden uns auch das ansehen.“
Im Zuge des Abgasskandals muss der ins Wanken geratene Auto-Gigant rigoros sparen, es drohen Strafen in Milliardenhöhe. „Deshalb stellen wir jetzt alle geplanten Investitionen noch mal auf den Prüfstand. Was nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben“, drohte der Nachfolger von Martin Winterkorn auf einer Betriebsversammlung im VW-Stammwerk in Wolfsburg: „Ich bin ganz offen: Das wird nicht ohne Schmerzen gehen.“ Darauf angesprochen gab sich Allofs ruhig. „Bei aller Bedeutung, die wir haben, glaube ich, dass dies in eine andere Richtung geht. Es gibt da brennendere Themen. Da geht es um andere finanzielle Größenordnungen“, sagte der VfL-Sportchef.
VW ist auch beim FC Bayern und in Ingolstadt beteiligt
In der Tat ist die unter Fußball-Fan Winterkorn kontinuierlich ausgebaute großzügige finanzielle Unterstützung, mit deren Hilfe der VfL 2009 deutscher Meister und in diesem Jahr Vizemeister und Pokalsieger wurde, lächerlich gering im Vergleich zu den Summen, die VW nun an Strafe drohen. Wenn Müller im Rahmen seines Sparkurses nun aber schon das gesamte Fußball-Engagement infrage stellt, sollten auch bei Allofs die Alarmglocken klingeln.
Neben dem VfL ist VW über die Tochter Audi auch am FC Bayern München und dem FC Ingolstadt beteiligt. Das Unternehmen sponsert zudem den DFB-Pokal und insgesamt 16 deutsche Proficlubs. Die investierte Summe dafür ist noch geringer als das Geld, was VW jährlich für seine hundertprozentige Tochter VfL aufwendet.
Schon vor Müllers Worten war der VfL von der Krise bei VW betroffen. Nach dem bisherigen Konzernchef Winterkorn musste in Kommunikationschef Stephan Grühsem ein weiterer wichtiger VfL-Aufbauhelfer den Konzern und damit nun auch den Aufsichtsrat des Clubs verlassen. Winterkorn und Grühsem entwickelten zusammen die Strategie, nicht nur den VfL, sondern die gesamte Bühne Fußball als Marketinginstrument für VW einzusetzen.
Beide sind nun weg. Auch der bisherige VW-Finanzchef und designierte Konzern-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch muss das Kontrollgremium des Bundesligisten verlassen. Wie der Aufsichtsrat beim VfL neu besetzt wird, ist offen. Dieses Gremium nickt immerhin millionenschwere Investitionen beim Bundesligisten ab. Und angesichts des VW-Sparkurses ist zumindest fraglich, ob dem VfL künftige Groß-Investitionen wie in diesem Jahr für die Weltmeister André Schürrle und Julian Draxler für zusammen knapp 70 Millionen Euro genehmigt werden. Weniger wegen des Geldes, sondern mehr wegen der Außendarstellung.
"Sollte es Veränderungen der Denkweise im Hinblick auf den VfL geben, bin ich fest davon überzeugt, dass ich einer der ersten bin, der davon erfährt“, meinte Allofs. Noch hat niemand mit ihm gesprochen. (dpa)