Ligastar Zoran Dragic wechselt nach Spanien: „Die stärkste Liga in Europa“? Ist die BBL auch 2020 nicht
Topscorer Zoran Dragic verlässt die Basketball-Bundesliga. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Liga ihre hohen Ziele nicht erfüllen kann. Ein Kommentar.
In Köln, in der Zentrale der Basketball-Bundesliga (BBL), rollen sie regelmäßig die Augen, wenn schon wieder wer mit dem Thema um die Ecke kommt. Da hat ihnen einer ihrer ehemaligen Angehörigen ja auch ein schönes Ei ins Nest gelegt: Bis 2020 wolle die BBL „die stärkste Liga in Europa“ werden, so hat es Jan Pommer als damaliger Ligachef im Jahr 2011 verkündet.
Eine solch konkrete Zielsetzung so umstandslos zu proklamieren, das ist mutig. Denn seitdem kommt in schöner Regelmäßigkeit wer vorbei und fragt frech nach, wie es denn jetzt aussieht auf dem Weg zum Ziel. Ist das denn überhaupt noch zu schaffen? Wo steht die Liga denn im aktuellen Vergleich? Und was passiert, wenn es nicht klappt?
Mit der spanischen Liga kann sich die BBL noch nicht messen
Jetzt ist es also 2020, und natürlich ist die BBL nicht die stärkste Liga in Europa – auch wenn man sich natürlich darüber streiten kann, was das denn überhaupt genau bedeuten soll. Klar, die Liga rühmt sich für ihre Seriosität im internationalen Vergleich, für verlässliche Arbeitgeber, regelmäßige Gehälter, professionelle Strukturen, eine hübsche mediale Aufmachung, pipapo. Aber sportlich klaffen eben nach wie vor Lücken. Besonders in der Spitze, wenn man sich das Abschneiden deutscher Teams in den internationalen Wettbewerben anschaut. Und da wiederum besonders nach Spanien.
Das zeigt auch die jüngste Nachricht vom Donnerstag: Da musste der BBL-Klub aus Ulm relativ überraschend bekanntgeben, dass Zoran Dragic – international erfahrener Starspieler, aktueller Topscorer und heißester Kandidat auf den Titel als bester Spieler der Saison – das Team in Richtung Baskenland verlässt, zum spanischen Euroleague-Teilnehmer Baskonia Vitoria-Gasteiz.
Dass umgekehrt eine der größten Attraktionen der Liga während der Saison aus Spanien zu einem BBL-Team wechseln würde – und sei es auch von einem Mittelklasse-Klub zu einem Euroleague-Teilnehmer wie Bayern München oder Alba Berlin –, ist nach wie vor kaum vorstellbar. Das spricht nicht gegen die Liga, und auch nicht gegen offensiv formulierte Ziele. Aber das Augenrollen wird so bald nicht weniger werden.
Leonard Brandbeck