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Basketball-Profi Kobe Bryant bezieht Stellung.
© dpa

Kobe Bryant und Co: Die Rückkehr des politischen Sportlers in den USA

Die Zeiten des angepassten Sportlers scheinen zumindest in den USA vorbei zu sein. Mehrere Superstars äußerten zuletzt ihre politische Meinung - und lassen damit einen Trend wieder aufleben.

Der politische Sportler in den USA ist zurück. Nach LeBron James und Derrick Rose setzte auch Basketball-Superstar Kobe Bryant ein starkes Zeichen gegen Polizeigewalt. Wie fast das komplette Team der Los Angeles Lakers lief der 36-Jährige am Dienstag (Ortszeit) entgegen der NBA-Richtlinien beim Warmmachen in einem schwarzen T-Shirt mit der weißen Aufschrift „I can't breathe“ auf.

„Wir unterstützen die Bewegung und unterstützen uns gegenseitig als Athleten“, erklärte Bryant die Aktion. „Ich denke, dass die Schönheit unseres Landes in der Demokratie liegt. Wenn wir jemals den Mut verlieren, für Dinge einzustehen, an die wir glauben, verlieren wir die Werte, für die unser Land steht.“ Der Aufdruck („Ich krieg' keine Luft“) erinnert an die letzten Worte des 43 Jahre alten Eric Garner. Der an Asthma erkrankte Schwarze war mutmaßlich an den Folgen des Würgegriffs eines Polizisten gestorben. Eine Jury hatte entschieden, den weißen Polizisten im Zusammenhang mit dem Tod nicht anzuklagen.

Selbst wenn die Spieler eigentlich verpflichtet sind, Kleidung des Liga-Ausrüsters Adidas zu tragen, wird es nach Informationen des TV-Senders ESPN keine Strafe für die Athleten geben. Dies wäre der Öffentlichkeit in der aktuellen Stimmungslage auch nicht vermittelbar. Predigen Funktionäre häufig das Mantra des „unpolitischen Sports“, erheben derzeit in den USA vor allem schwarze Profis aus den großen Ligen ihre Stimme in gesellschaftlichen Debatten, beispielsweise nach der Erschießung von Michael Brown durch einen weißen Polizisten in Ferguson.

Die Washington Post sieht "einen großen Trend zum erneuerten Aktivismus"

Nicht nur die „Washington Post“ sieht deshalb „einen großen Trend zum erneuerten Aktivismus“ - und zieht Parallelen zur Aktion der US-Sprinter Tommie Smith und John Carlos, die während der Siegerehrung bei Olympia 1968 ihre Fäuste mit schwarzen Handschuhen zur Solidarisierung mit der Bürgerrechtsbewegung in den Himmel reckten.

Auch Box-Legende Mohammed Ali oder Tennis-Ikone Arthur Ashe nahmen stets dezidiert abseits des Sports Stellung - für die Generation um Tiger Woods und Michael Jordan zählten hingegen andere Werte. „Republikaner kaufen auch Schuhe“, erklärte Jordan einmal, als er ein politisches Amt für die Demokraten ablehnte.

„Ich bin hocherfreut“, sagte Protestler Carlos jüngst über das erneute Aufflammen der Gesellschaftskritik. „Ich wusste bereits, dass es wiederkommen würde.“ Die NBA-Spieler bekommen trotz dezent mahnender Worte der Ligaspitze zumindest von ihren Trainern volle Rückendeckung. „Freiheit der Wahl und Meinungsfreiheit“, hob Lakers-Coach Byron Scott hervor. „Wofür auch immer sie sich entscheiden, vom meinem Standpunkt aus werde ich sie unterstützen.“ Bryant betonte, dass seine wachsende Unruhe nicht auf die Hautfarbe beschränkt sei. „Es ist eine Gerechtigkeitsfrage“, betonte der 36-Jährige. „Wir sind an einem Wendepunkt angekommen, wenn es um soziale Dinge geht.“ Man habe die Möglichkeit, Dinge auf eine friedvolle Weise anzusprechen, erklärte Bryant - und sieht Sportler dabei in einer wichtigen Position. „Wir haben die Plattform, den Mund aufzumachen und wir haben die Plattform, den Wandel zu beeinflussen.“

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