Leipzig holt Marsch aus Salzburg: Die RB-Maschinerie funktioniert
Das System RB Leipzig läuft in dieser Zeit reibungslos - und birgt doch Fehlerpotenzial. Ein Kommentar.
Keine 48 Stunden nach dem Wechsel von Julian Nagelsmann zum FC Bayern präsentiert RB Leipzig seinen Nachfolger: der US-Amerikaner Jesse Marsch kommt aus Salzburg. Nicht nur auf dem Platz geht es in Leipzig schnell. Die Witze ließen auch nicht lange auf sich warten: Wie hart mögen die Verhandlungen zwischen den beiden Schwesterklubs am Dosentelefon bloß gewesen sein?
Aber trotz aller berechtigter Kritik geht der Plan sportlich auf. Und er passt gut in die Zeit. Nicht mehr nur Spieler, sondern auch Trainer machen von ihren Ausstiegsklauseln Gebrauch. Immer schwerer wird es, erfolgreiche Trainer lange zu halten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass der Verein einen klaren Plan hat, unabhängig vom aktuellen Trainer. Und den hat RB nun einmal.
Das Unternehmen ist gut aufstellt und vorbereitet, das lässt sich nur schwer leugnen. Fällt ein Zahnrad aus, liegt im RB-Ersatzteillager bereits ein passendes bereit. Und nicht irgendein Ersatzteil, sondern eines, das sich bereits in einer anderen Maschine bewährt hat. In Salzburg ging es sogar noch schneller: Mit Marschs Abgang wurde auch gleich sein Nachfolger bekanntgegeben. Der kommt vom FC Liefering. Steht zwar nicht Red Bull drauf, ist aber auch Red Bull drin.
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Fünf Vereine auf der ganzen Welt – von Salzburg bis New York – versorgen Leipzig mit Spielern und Trainern. Die Spielphilosophie ist überall gleich. Keiner fängt ganz bei null an. Torwart Péter Gulácsi, Kapitän Marcel Sabitzer oder zuletzt der junge Ungar Dominik Szoboszlai: Sie und einige mehr im Kader kamen aus dem eigenen Netzwerk.
Doch jedes System hat Schwächen: Eine zweite Mannschaft hat Leipzig nicht mehr, der Abstand von der Regionalliga zur Champions League sei zu groß. Auch auf einen Bundesligaspieler aus der Leipziger Jugend wartet man bisher vergebens.
Die Zeit unter Nagelsmann hat außerdem gezeigt, wie fruchtbar es sein kann, auch mal außerhalb des eigenen Teichs zu fischen. Als Spitzenmannschaft in der Bundesliga ist es wichtig, mehr als nur schnell umschalten zu können. Dass auch Ballbesitzfußball Teil der „RB-DNA“ ist, muss Jesse Marsch erst noch beweisen.
Luca Füllgraf