Herthas Michael Preetz zum Stadionstreit: "Die Politik wird sich bekennen müssen"
Hertha-Manager Michael Preetz fordert mehr Unterstützung vom Senat - und bringt eine temporäre Lösung ab 2025 ins Spiel. Rot-Rot-Grün reagiert frostig.
- Ulrich Zawatka-Gerlach
- Johannes Nedo
Hertha-Manager Michael Preetz hat in der Diskussion um ein neues Stadion für den Fußball-Bundesligisten die rot-rot-grüne Koalition kritisiert. „Die Unterstützung, die andere Bundesligaklubs durch ihre Städte erhalten, ist jedenfalls größer als unsere Unterstützung in Berlin“, sagte er in einem Interview dem „Kicker“. Bezüglich des Olympiastadions betonte er: „Da ist beim Land Berlin ein Gewöhnungseffekt entstanden. Die sagen: Die waren hier immer, warum sollen die jetzt weg? Das Bewusstsein dafür zu wecken ist unsere Aufgabe. Es zu verstehen ist allerdings die Aufgabe der Politik - und da kann die Politik sicher noch nachbessern.“
So will Preetz den Druck auf die Berliner Regierung offenbar erhöhen: „Am Ende wird die Politik aus der Deckung kommen und sich bekennen müssen. Das wird im Laufe dieses Sommers der Fall sein.“ Am 19. Mai wird sich eine Mitgliederversammlung des Erstligisten ausführlich mit dem Stadionthema befassen.
Laut Preetz seien die Grundzüge der Finanzierung auch dem Senat und dem Abgeordnetenhaus bekannt: „Die wollen dann - überspitzt gesagt - auch noch wissen, wie heißt jener, wie viel hat er, wie viel verdient er, was fährt er für ein Auto und wo spielt er Golf. Mein Eindruck ist: Hertha gibt eine Antwort - und bekommt prompt die nächste Frage gestellt.“
Nachdem bezüglich des Standorts im Olympiapark die Verhandlungen zwischen dem Verein und der Wohnungsgenossenschaft 1892 gescheitert waren, Ersatzwohnungen für 24 Mietparteien zu finden, hat Preetz den Wunschstandort „keinesfalls“ aufgegeben, sagte er. „Der Olympiapark ist der richtige Standort: räumlich, politisch, ökologisch und infrastrukturell.“
Einen Umzug nach Brandenburg lehnt er ab. Hertha sehe die „Zukunft weiter in der Hauptstadt“, betonte Preetz. Aber länger als bis 2025 - dann endet der Mietvertrag für das Olympiastadion - will der Hertha-Manager nicht mehr in der bisherigen Heimstätte bleiben: „Wir ziehen 2025 aus.“ Er könne zugleich die Gefahr, „dass wir ab 2025 keine Spielstätte haben werden, ausschließen“, sagte Preetz und ergänzte: „Es ist nicht so, dass der Zeitplan unmöglich ist, aber er wird natürlich immer ambitionierter.“ Und sollte es bis 2025 doch nicht mit einem neuen Stadion klappen, schildert Preetz einen neuen möglichen Plan: „Falls jemand auf Zeit spielen sollte, empfehle ich dem, sich mit der modernen Bautechnik auseinanderzusetzen - und damit, wie schnell man ein temporäres Stadion bauen kann.“
Kritik aus Regierungskreisen: "Selbstgerechtes Vorgehen und konfrontative Strategie"
Ein Sprecher der Sportverwaltung des Senats wollte die Äußerungen des Hertha-Managers nicht kommentieren und verwies auf "die Vertraulichkeit der Gespräche, die geführt werden". Aus Regierungskreisen verlautete jedoch, dass die Vereinsführung ihr "sehr selbstgerechtes Vorgehen" überprüfen und überlegen sollte, ob die eingeschlagene Strategie der öffentlichen Konfrontation hilfreich sei. Hertha laufe ansonsten Gefahr, den Wunsch nach einem eigenen Stadion "gegen die Wand zu fahren". Die internen, informellen Gespräche zwischen Hertha und Senat verlaufen nach Informationen aus Verhandlungskreisen "nicht schlecht", es gibt angeblich noch Optionen, Details werden aber nicht genannt.
Für die Münchener Wirtschaft ist der FC Bayern schon ein wichtiger Faktor. R2G ist also der Meinung, dass die Berliner Wirtschaft eine (bessere) Hertha nicht bräuchte. Ich könnte mir vorstellen, dass das Land Brandenburg nicht so blöde wäre...
schreibt NutzerIn Kapitel
Die Grünen-Sportexpertin Nicole Ludwig kritisierte, dass Hertha BSC der Koalition offenbar "die Pistole auf die Brust setzen" wolle. Das Beharren auf dem Standort Olympiapark sei unverständlich. "So machen die sich keine Freunde", sagte Ludwig dem Tagesspiegel. Auch der Linken-Sportpolitiker Philipp Bertram stellte erneut klar, dass für die Regierungsfraktionen der Olympiapark keine Option mehr sei. Die Unterstellung von Preetz, dass sich Berlin weniger um seinen Erstligisten kümmere als andere Städte, sei absurd. Man gehe gern gemeinsam mit Hertha BSC auf Grundstückssuche für einen Stadionneubau, aber dann müsse die Vereinsspitze auch auf die Fraktionen im Abgeordnetenhaus zukommen. Und selbst wenn Hertha eine "temporäre" Arena bauen wolle, müsse die ja irgendwo stehen.
Kein Ausverkauf des Hertha-Teams
Natürlich äußerte sich Preetz im Interview auch zu sportlichen Themen bei Hertha BSC. Da nun zum Saisonende die Ära von Trainer Pal Dardai endet, erteilte er Befürchtungen nach einem Ausverkauf des Teams eine Absage: „Den wird es nicht geben.“
Auf die Frage, wie groß die Fallhöhe für Dardais Nachfolger sei, antwortete Preetz: „Ich bin kein Freund dieser Herangehensweise. Wir wollen die DNA unseres Vereins behüten und werden weiter stark auf den Nachwuchs setzen. Das gehört zum Anforderungsprofil des neuen Trainers.“