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Freude und Genugtuung: Antonio Rüdiger, Toni Kroos und Marco Reus (von links) nach dem Siegtreffer gegen Schweden.
© Andreas Gebert/dpa

Leserstimmen zur Kroos-Kritik: „Die Mannschaft wird nur dann akzeptiert, wenn sie gewinnt“

Ist die deutsche Öffentlichkeit gehässig mit der Nationalelf umgegangen? Toni Kroos hat überzogene Kritik beklagt. Das sagen unsere Leserinnen und Leser.

Viele in Deutschland hätten sich gefreut, wenn sie ausgeschieden wären, sagte Toni Kroos. Da hatte er gerade einen unwahrscheinlichen Sieg erzwungen, durch einen verrückten Freistoß in der letzten Minute der Nachspielzeit gegen Schweden. Nun stand der Mittelfeldstar von Real Madrid vor einem ARD-Mikrofon und musste seinen aufgestauten Frust loswerden. Später ergänzte er: "Bei mir kommt da das Gefühl an, dass es viel mehr Spaß macht, schlecht über uns zu schreiben. Wir kriegen von all jenen, die schreiben, analysieren, uns schlechte Körpersprache vorwerfen, keine Hilfe."

Wen und was hat er damit gemeint – und hat Kroos recht? Das haben wir unsere Leserinnen und Leser gefragt. Das Meinungsbild fällt ausgesprochen differenziert aus und spiegelt damit durchaus die öffentliche Debatte der letzten Wochen in Deutschland wider, speziell auch seit der Niederlage gegen Mexiko im ersten WM-Spiel der deutschen Elf.

Einige zweifeln an der Kritikfähigkeit des Fußballstars, denn sie halten nach der Leistung der Löw-Mannschaft zum Turnierstart öffentliche Kritik für angebracht. Andere empfanden genau diese als zu harsch und suchen den Grund dafür entweder im Wesen der Deutschen und in der Entwicklung der Medienlandschaft. Angesichts ihrer vollständig inszenierten Vermarktung müsse sich die Nationalmannschaft aber auch an hohen Maßstäben messen lassen, finden einige. Eine andere Deutung bezieht sich wiederum auf die heftige, in Teilen rassistische Kritik in sozialen Netzwerken insbesondere an Mesut Özil – und machen dafür den Einfluss der AfD auf das gesellschaftliche Klima verantwortlich. Insofern wird Kroos' Stellungnahme auch begrüßt.

In der Folge dokumentieren wir eine Auswahl der Kommentare von Leserinnen und Lesern, die uns über die Kommentarfunktion unserer Seite, über Facebook oder Twitter erreichten, wobei wir Rechtschreibung und Zeichensetzung unverändert lassen.

"donkosacko" schreibt: "Kann ich quasi fortschreitenden Alters empirisch bestätigen. Die Medienlandschaft lebt nun mal vom Nörgeln. Dass es diesmal an der positiven Stimmung im Lande mangelt, liegt wohl tief in der kollektiven Psyche der Deutschen begründet. Deutschland hat sich (wurde) verändert, das spüren die Menschen."

"o.b." schreibt: "Ich habe den Eindruck, dass die Mannschaft nur dann akzeptiert wird, wenn sie gewinnt. Dann reden alle von "Wir haben gewonnen". Verliert sie, dann heißt es "Die haben verloren". […] Bouhaddouz, der das Eigentor gemacht hatte, bekam Zuspruch von allen Seiten. Der wurde nicht hängen gelassen. Hierzulande wäre der entsprechende Spieler medial zerstört worden – diesen Eindruck bekommt man nach den letzten Tagen Berichterstattung. Man vergisst anscheinend sehr schnell, dass da Menschen spielen."

"spreeathen" schreibt: "Wer sich seit Jahren derart selbst inszeniert, wie es die deutsche Fußballnationalmannschaft mit Slogans wie "DIE MANNSCHAFT", "Best neVer rest", Titel verteidigen, Fünfter Stern, "ZSMMN" tut, darf sich über Kritik nicht beschweren, wenn die auf dem Platz gezeigten Leistungen nicht annähernd dem gerecht werden, was man eigentlich von einer solchen Selbstinszenierung erwarten dürfte."

Kritiker übersehen oft Stärke der Gegner

"Engelbert Berto" schreibt: "Bezogen auf den Boulevard hat er absolut Recht und die verkaufen sich leider am besten. Die freuen sich doch immer, wenn sie draufhauen können. Dieser Reichelt ist doch das beste Beispiel dafür. Dennoch gab es auch berechtigte und differenzierte Kritik, zum Glück."

"esi" schreibt: "Ich muss der Kritik an der Kritik in gewisser Weise zustimmen. Sie lässt zu oft Taktik, Stärken und Spielweisen der generischen Mannschaften außer Acht. Fußball ist kein Selbstläufer und man kann schwerlich glänzen, wenn ein Gegner es nicht zulässt. Das Fachliche geht mir zu oft einfach unter bei der Kritik oder wird nicht richtig eingeordnet. Jedes Team bei dieser WM kann Fußball spielen."

"Lennart" schreibt: "Man hat den Eindruck, die ausländische Presse berichtet fast euphorischer über dieses Spiel als einige deutsche Miesepeter. Die Kritik zum Spiel gegen Mexiko war allerdings absolut berechtigt."

"Ersatzkrieg" und "Überkommerzialisierung"

"2010ff" schreibt: "Es gibt viele Menschen, die sich am Fußball erfreuen können. Und es gibt viele, die den Fußballsport überlagern mit anderen Erwägungen. Die daraus eine billige Leistungsshow der Nationen machen. Die eine Art Ersatzkrieg machen, eine Alles-oder-Nichts-Existenzkampf oder was es für perverse Dinge es da so gibt. […] Die Überkommerzialisierung und der mediale "Overkill" schaden dem Fußball. Die Schraube ist zu weit gedreht. Ob sich das noch korrigieren lässt, bezweifele ich. In jedem Fall mindert das große Geld die Freude am Fußball."

"AK neo" schreibt: "Diese Fußballmillionäre nehmen sich zu wichtig, es wird von der Presse aber auch alles dafür getan"

"meinsein" schreibt: "es ist dieses kleine selbstberufene Völkchen der #afd Untergangserotiker die ungestört und laut ihre eigene Kakophonie feiern es ist an uns allen dem etwas entgegen zu setzen Dank an #kroos und Co die genau dies getan haben".

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Irene Bergmann schreibt: "Es geht nicht um berechtigte oder unberechtigte Kritik. Es geht um unterschwellige Aufforderungen an die ‚Besorgten‘, ihrer Häme, ihrer grenzenlosen Anstandslosigkeit und ihren Untergangsfantasien freien Lauf zu lassen."

Unter Brüdern lästert es sich am besten

Jan Hendrik Schniedewind schreibt: "Nein er hat nicht Recht, er kann nicht mit Kritik umgehen. Das Spiel und Verhalten der Mannschaft im Spiel gegen Mexiko war so was von schlecht und in den letzten Testspielen auch. Ein Profi, wie Kroos, der 20 Mio verdient, muss auch in der Nationalmannschaft 100% geben. Bis auf das wirklich grandiose Tor, dass uns in der WM hält, hat er auch wieder nicht überzeugt."

"Viminal" schreibt: "Natürlich macht lästern mehr Spaß als loben. Wer was anderes behauptet lügt."

Und "karl-der-baer" führt als besten Beweis dafür den eigenen Bruder des Real-Stars, Felix Kroos von Union Berlin, an: "Prägnant, pointiert, sachlich: Die brüderlichen Grüße vom Felix an Toni aus der Alten Försterei auf Twitter: Felix Kroos hat Toni Kroos retweetet Stark ! Ein Tor gemacht[,] eins vorbereitet".

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