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Der Fußballstar Gerd Müller ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
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Zum Tod von Gerd Müller: Die Ikone einer ganzen Generation

Gerd Müller wurde vom Weberlehrling zum umjubelten Weltstar. Und schoss mehr Tore als jeder andere. Nun ist er im Alter von 75 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse, und Gerd Müller, der eigentlich frei schwebend in einer anderen Galaxie lebt, macht es ihr einfach nach. Die Flanke prallt von seinem linken Fuß zu weit weg, ein Schritt hinterher, schnelle Drehung nach links, „einfach draufgehalten, und dann war der Ball drin“. Es ist der 7. Juli 1974, Minute 42 des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft, Olympiastadion München.

Dieses Tor. Es hat der Bundesrepublik Deutschland den Titel beschert. Müller sollte dieses 2:1 schildern, Jahrzehnte lang, immer wieder, und er tat es gern. Die Variationen in den Wortreihen waren dabei gering. „Ich habe den Ball gar nicht richtig getroffen, zum Glück. Denn wenn ich ihn voll mit dem Spann erwischt hätte, dann wäre er nicht so weit ins lange Eck gegangen, dann wäre er mehr in die Mitte des Tores gegangen, vielleicht direkt auf den Torwart.“

Ein vergurktes Ding und trotzdem drin. So hat Müller seinen eigenen Mythos präzise beschrieben. Er hat den Ball mit allen möglichen Körperteilen über die Torlinie bugsiert, mit dem Hintern, dem Kopf, linker Fuß, Picke, taumelnd, krabbelnd, hohes Bein, egal. Diesem Stil, oder besser: technisch brillanten Unstil, verdankt die deutsche Sprache ein besonderes Verb: müllern. Die künstlerische Eleganz eines Messi, das Dribbling des selbstverzückten Ronaldo, davon hatte der Mittelstürmer Gerd Müller nichts, davon hielt er nichts. Er hat halt nur ins Tor getroffen, häufiger als alle vor ihm, häufiger als alle nach ihm.

In der Vita des am 3. November 1945 in Nördlingen geborenen Gerhard Müller, fünftes Kind mittelloser Eltern, spiegelt sich eine Epoche der Nachkriegszeit in hollywoodhaftem Zuschnitt. Ein Weberlehrling vom Land wird zum umjubelten Weltstar. Geld, Ruhm, Erfolg, Alkohol, Absturz, Pleite. Soviel glamourös-dramatisches Klischee, kann das denn wahr sein?

Zehn Tore bei einer einzigen WM (1970)

Über seinen sportlichen Wert schrieb die „FAZ“ einmal, „er war der erstaunlichste, der unglaublichste, der einzigartigste Spieler, den die Liga gesehen hat“. So viele Superlative machen misstrauisch. Doch das Wirken eines Stürmers wird in Zahlen vermessen. Und in der Müllerschen Bilanz stehen auf der Habenseite verbucht: sieben Mal bester Torschütze des Landes, zehn Tore bei einer einzigen WM (1970), 68 Tore in 62 Länderspielen, 40 Tore in einer Saison (1971/72), 365 Tore in 427 Bundesligaspielen.

Es sind fast alles Rekorde, einige davon für die Ewigkeit (Robert Lewandowski knackte den Saisonrekord im Jahr 2021 und traf einmal mehr). Ganz nebenbei wurde Müller Weltmeister, Europameister (1972), vier deutsche, vier europäische Titel und ein Weltpokal mit dem FC Bayern München kommen hinzu. Wie oft er Torschützenkönig eines Wettbewerbs oder Turnier wurde, lässt sich kaum zählen.

Ganz nebenbei wurde Müller Weltmeister, Europameister (1972), vier deutsche, vier europäische Titel und ein Weltpokal mit dem FC Bayern München kommen hinzu.
Ganz nebenbei wurde Müller Weltmeister, Europameister (1972), vier deutsche, vier europäische Titel und ein Weltpokal mit dem FC Bayern München kommen hinzu.
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Nördlingen liegt mitten im Dreieck Stuttgart-Nürnberg-München. Die zu Bayern zählende Kleinstadt hat eine mittelalterliche Stadtmauer und einen historischen Ortskern. Bis zum kometenhaften Aufstieg des Gerd Müller war die größte Sensation der Einschlag eines Meteoriten vor 15 Millionen Jahren, wissenschaftlich von höchster Bedeutung. Die Familie Müller war arm, ihr jüngstes Kind ein lausiger Schüler. Als auffällig schüchtern wird er beschrieben, erst mit zwölf Jahren habe sich der Bub getraut, dem lokalen TSV beizutreten.

Seine Fähigkeiten sind offensichtlich. Auch wenn es kein ausgeklügeltes Scouting gab wie heutzutage, dass da einer in der Provinz im Strafraum recht Wundersames bewirkt, spricht sich herum. Eine Stelle als ungelernter Schweißer soll das Talent an die Heimat binden. Doch das Buhlen etablierter Vereine wird intensiver, und im Sommer 1964 wechselt Müller zum FC Bayern München, zweitklassig in der Regionalliga Süd, aber ambitioniert; Sepp Maier und Franz Beckenbauer sind bereits da.

Plötzlich Großstadt also. Für einen scheuen Kerl vom Land, noch keine 20 Jahre alt, kann das nicht einfach gewesen sein. Zudem sprach er jenen ostschwäbischen Dialekt, der selbst für bayerische Ohren seltsam verknödelt und schwer verständlich klingen musste. Weltruhm und Reichtum waren längst nicht in Sicht.

"Nachmittags habe ich trainiert, abends meinen Wurstsalat gegessen“

Von diesen Anfängen hat Gerd Müller zu seinem 50. Geburtstag dem Magazin „Stern“ erzählt. Dreieinhalb Jahre lang habe man sich, sagt einer der beteiligten Journalisten am Telefon, um ein Gespräch bemüht, und Müller, maulfaul wie eh und je, lehnte ab; bis Uli Hoeneß es möglich machte. O-Ton Müller: „160 Mark habe ich zu Beginn von den Bayern bekommen, und eine Wohnung hat man mir gestellt. Zweimal bin ich abends auf Kosten des Vereins im ‚Salvatorkeller’ zum Essen gewesen.

Ich hatte eine Arbeit bei einem Mäzen, der hatte ein Möbelgeschäft, ich bekam 400 Mark für den Halbtagsjob. Da hatte ich schon 560 Mark – und das war nicht wenig damals. Dafür habe ich schon mal ein Sofa in den zehnten Stock geschleppt. Nachmittags habe ich trainiert, abends meinen Wurstsalat gegessen.“

Derart gestärkt gelang auf Anhieb der Aufstieg in zwei Jahre zuvor gegründete Bundesliga, wo der FC Bayern am Ende der Saison auf Platz drei landete und im Pokalwettbewerb sogar das Finale gewann; Müllers erster großer Titel. Zwei Sommer später, 1967, war der Erfolg schon international: „Bulle“ Roths 1:0 im Finale gegen Glasgow Rangers bringt den Europapokal der Pokalsieger.

All das fiel in eine Zeit aufkeimenden gesellschaftlichen Bebens. In Schwabing trieben junge Anarchisten politischen Schabernack. Waren an der Universität bei Versammlungen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) anfangs noch Anzüge, Krawatten und exakt gezogene Scheitel zu sehen, tanzten bald bunte Gestalten zu den Klängen der Beatles und der Rolling Stones. APO und Aufbruch.

Und wenn schon nicht die politischen Ansichten in den Fußball drangen, die Mode tat es allemal. Lange Haare, Koteletten und Schnauzer sprießten auch bei den Kickern. Aus dem Jahr 1969, in dem der Sozialdemokrat Willy Brandt Kanzler wurde, gibt es ein Foto von Gerd Müller: In der rechten Hand ein Zepter, auf dem Kopf eine goldene Krone, den Leib umhüllt von bodenlangem roten Samt und Hermelin – eine clowneske Mixtur aus Nikolaus und König Ludwig II, die gut aufs Cover von „Sergeant Pepper“ gepasst hätte.

Doch lief tatsächlich alles so glatt in dieser Karriere? Das erste Auftauchen von Gerd Müller beim FC Bayern hatte Staunen und Erheiterung ausgelöst. Franz Beckenbauer erzählte später, er habe „ein Quadrat“ auf sich zukommen sehen. Und Trainer Tschik Cajkovski klebte dem Neuen ein Etikett an, das zeitlebens haften blieb: „kleines, dickes Müller“. Kurzzeitig wähnte der Jugoslawe, da habe sich einer in der Sportart geirrt. Oberschenkel wie antike Säulen, der Rumpf in Relation zu den Beinen sehr lang, mit seinem dichten, schwarzen Haarschopf wäre Müller unter muskulösen Ringern vom Balkan nicht aufgefallen.

Müller gehörte zu den am heftigst Umworbenen

Vermutlich war dieser kompakte Körperbau dafür verantwortlich, dass der Reichtum an Finessen in seinem Spiel gern übersehen wurde. Die legendären Doppelpässe mit Beckenbauer, der aus der Tiefe des Raumes nach vorne drang, ließ er mit der Präzision eines Billardartisten prallen. Und wenngleich er in der Nähe des Tores unverzichtbar war, konnte er variabel auf allen möglichen Positionen eingesetzt werden. Einmal ersetzte er sogar während eines Spiels den verletzten Torhüter Maier, selbst diese Rolle wurde ihm zugetraut.

Unter den Sedimenten aus Jubel über den WM-Titel und historische Vergesslichkeit liegt ein weiteres Tor von Gerd Müller begraben, das er im Finale gegen Holland erzielte. Wenn man es auf YouTube anschaut, wirkt es beinahe wie eine seitenverkehrte Kopie von Mario Götzes Siegtreffer im Finale 2014, der wegen seiner technischen Eleganz gepriesen wird. Abseits pfiff 40 Jahre zuvor der Schiedsrichter.

Die Doppelpässe mit Franz Beckenbauer waren legendär.
Die Doppelpässe mit Franz Beckenbauer waren legendär.
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Zu unrecht, denn Müller hatte sich mit kurzen Schritten aus der Traube holländischer Abwehrspieler gelöst und war plötzlich alleine vorm Tor aufgetaucht; dieser Mischung aus Tempo und Geistesgegenwart war das menschliche Auge nicht gewachsen. Und der Stürmer? Kein lautes Lamento, keine abwertende Handbewegung. Er trabt stoisch zurück, als sei nichts gewesen.

Längst ließen sich die Kicker nicht mehr mit Wurstzipfeln und Freibier abspeisen. Die Erfolge weckten finanzielle Begehrlichkeiten, zumal Vereine in Italien und Spanien mit Millionengagen lockten. Und selbstverständlich gehörte Müller zu den am heftigst Umworbenen.

Nur haderten die Bundesligisten mit einem Problem. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) hatte sie, aus Sorge um den Verlust der Gemeinnützigkeit und damit erheblichen Steuerbelastungen, in ein Korsett aus Regularien gesteckt. Spieler sollten nicht mehr als monatlich 1200 Mark verdienen, Ablösesummen und Handgelder waren auf 50.000 und 10.000 Mark gedeckelt. Von den realen Zuwendungen war das auf groteske Weise entfernt; da ging es bald um sechs- oder siebenstellige Summen.

Nach und nach entstand so ein illegales Schattenreich. Dass dieses zumindest für den FC Bayern und seine Angestellten besser ausgeleuchtet ist, ist dem Historiker Hans Woller zu verdanken. Den nennt die „Neue Zürcher Zeitung“ einen „der besten Kenner der jüngeren italienischen Geschichte“.

Nach seiner hochgelobten Biographie über Mussolini hatte sich der Münchner, lange Jahre fürs dortige „Institut für Zeitgeschichte“ als Chefredakteur tätig, dem Leben Gerd Müllers zugewandt. Beim Graben in Archiven und Zeitungslagern und während der Gespräche mit 60 Zeitzeugen dämmerte dem Wissenschaftler, was ihm da quasi als Beifang ins Netz rutschte: ein großer Brocken „deutsche Kriminalgeschichte – Sparte Wirtschaftsverbrechen“. Und so bekam Wollers Biographie über Müller den erweiterten Titel „Wie das große Geld in den Fußball kam“; sie liest sich wie ein Thriller.

Nutznießer und Leittragender zugleich

Die Situation der Bayern-Bosse war paradox. Je siegreicher ihre Spieler und die Mannschaft auftraten, desto höher wurden Prämien und Gehälter und damit die Geldnöte. Die TV-Erlöse waren gering, Autogrammstunden in Kaufhäusern reichten zur Deckung der Ausgaben nicht aus. Als probates Mittel zur Wertschöpfung am Finanzamt vorbei wurden Freundschaftsspiele ausgemacht. Gerd Müller und seine Mitstreiter bestritten übers Jahr gesehen mehr als 100 Partien, ständig traten sie gegen üppiges Honorar in Provinzstadien gegen den Ball, bei Lücken im Kalender wurde per Flugzeug das ferne Ausland abgegrast. Zwischenlandungen in der Bankenstadt Zürich, waren die reiner Zufall?

Gerd Müller war Nutznießer und Leittragender zugleich. Seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft nach der WM 1974 begründete er dem „Stern“ so: „Ich war nie daheim. Wenn ich kam, fragte meine kleine Tochter: ‚Ist der Onkel wieder da?’“ In anderen Vereinen wurde der Bedarf an Barmitteln vermutlich ähnlich geregelt. Der Kölner Karl-Heinz Thielen erzählte dem Magazin „11 Freunde“ von ständigen Fahrten nach Frankreich, Belgien oder Holland. Besonders kreativ zeigte sich ein Schatzmeister von Hertha BSC, von Beruf Bestattungsunternehmer. Um unerlaubt hohe Handgelder zu finanzieren ließ er heimlich abertausende Tickets drucken und versteckte diese in Särgen vor dem Fiskus.

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Was das „gediegene Verbrechertum“ für den Historiker Woller in Bayern so einzigartig machte, war das langjährige und systematische Zusammenspiel von Politik und Sport. Tipps zur Vermeidung von Steuern seien direkt vom Finanzministerium gekommen, eifrige Beamte wurden zurückgepfiffen, CSU-Spitzenpolitiker „übernahmen eine Art Schirmherrschaft“ übers gaunerhafte Treiben der Fußballer und ihrer Vereinsbosse. Beide Seiten profitierten von diesem Amigo-Kartell, denn Hoeneß, Müller & Co erklärten beflissen, welcher Partei sie bei Wahlen den Erfolg wünschten.

Und Gerd Müller, Ikone einer ganzen Generation, schoss wie gewohnt seine Tore, machte Werbung für Uhren, Wäsche, Elektrogeräte, Benzin oder Süßigkeiten, besang (wie Beckenbauer und Pele) eine Schallplatte („Da macht es Bumm“) und spielte in einem Film („Wenn Ludwig ins Manöver zieht“) mit.

Erst 1979 trennten sich die Wege des FC Bayern und seines Stürmers

War er trotz allem nicht richtig zufrieden in München? Jedenfalls kokettierte er schon seit der Weltmeisterschaft in Mexiko 1970 immer mal damit, den Verein zu wechseln. Ob die in Archiven genannten Summen ganz korrekt sind, ist unklar, sie verdeutlichen allerdings die Dimensionen, in denen ein Star wie Müller gehandelt wurde.

Hat Hertha BSC wirklich eine bis zwei Millionen geboten und ein Athener Großreeder ähnliches? Stand '73 wirklich ein Privatjet des FC Barcelona parat, ihn für sieben Millionen nach Katalonien zu lotsen? Im Vergleich zu den heutigen, dreistelligen Millionensummen in Euro und Dollar für Spitzenkräfte des Fußballs mag das bescheiden erscheinen. Doch kostete in jenen Jahren ein VW Golf 8000 Mark, das deutsche Durchschnittseinkommen lag laut „Manager Magazin“ bei knapp 1800 DM.

Erst 1979 trennten sich die Wege des FC Bayern und seines Stürmers. Die legendäre Achse Maier – Beckenbauer – Müller war schon gesprengt, die Hierarchien im Klub neu justiert, Müllers robuster Körper zerschlissen, der Trainer nahm auf ein Denkmal wie ihn keine Rücksicht. Wie viele internationale Stars fand Müller gegen üppiges Salär ein Austragshäusl in der US-Profiliga, ihn verschlug es nach Florida zu den Fort Lauderdale Strikers.

Dort eröffnet er später das Steakhouse „Ambry“, macht den Grüßaugust für Touristen, die sich mit dem Prominenten fotografieren wollen. Für den bei öffentlichen Auftritten extrem Fremdelnden wird das eine grässliche Fron gewesen sein. Vergnügen fand er beim Kicken und auf dem Tennisplatz. Spielen, Wettbewerb – das war seine Welt.

Als das Ehepaar Müller Mitte der 80er Jahre recht still nach München zurückkehrte, war all das viele Geld versickert, es müssen Millionen gewesen. So schlau der Fußballer auf dem Rasen agiert hatte, so wenig versiert war er in geschäftlichen Dingen. Die Leere, die er dann im Nichtstun empfand, füllte er mit Alkohol.

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Das hätte es sein können, trauriges Ende einer überragenden Karriere. Wären nicht Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer eingeschritten, längst die leitenden Figuren des Weltkonzerns FC Bayern. Sie wussten und sagten es auch, wer mit seinen Toren das Fundament des heutigen Imperiums gebaut hatte. Oft hatte Beckenbauer nonchalant zu Protokoll gegeben, ohne Gerd Müller würden sich die Kicker des Vereins immer noch in einer Holzhütte umziehen. Zu dessen letztem runden Geburtstag schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ würdigend: „Er war der Sinn des Spiels“.

Künstliches Koma, Intensivstation, Entzug im Voralpenland – so begann das dritte Leben des Gerd Müller. Mit dem unbändigen Willen, mit dem er früher jedem Ball nachgesetzt hatte, blieb er künftig trocken. Tag für Tag tauchte er seit Anfang der 90er frühmorgens auf dem Klubgelände in der Säbener Straße auf, kümmerte sich als Trainer um den Nachwuchs. Neben dem knorrigen Kollegen Hermann Gerland, so berichten Insider, habe er eine glückliche Zeit verbracht; Fotos aus diesen Jahren zeigen denn auch, umrahmt vom grauen Vollbart, ein zufriedenes Gesicht, einen älteren Herrn in Sportklamotten.

Bis sich allmählich sein Geist verflüchtigte, Demenz, Alzheimer. Seine letzten Jahre verbrachte der wohl beste Fußballer des Landes im Pflegeheim in der Nähe von München – und erinnerte sich an nichts.
Am Sonntagmorgen ist er nach langer schwerer Krankheit gestorben. Gerd Müller wurde 75 Jahre alt.

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