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Weil alles so gut läuft, verfällt auch Trainer Pep Guardiola in Überschwänglichkeit und schwärmt von seinen Spielern.
© dpa/ Shaun Botteril

Wenn der Fußball-Adel schwächelt: Die große Chance von Manchester City

Bei Manchester City funktionierte zuletzt wirklich alles. Groß ist deshalb die Hoffnung, den Champions-League-Fluch in dieser Saison endlich zu brechen.

Als er am Dienstag zu Borussia Mönchengladbach befragt wurde, antwortete der deutsche Nationalspieler Ilkay Gündogan mit nahezu britischer Höflichkeit. Trotz des aktuellen Formtiefs und den Unruhen um Trainer Marco Rose sei der Gegner im Champions-League-Achtelfinale nicht zu unterschätzen, betonte der 30-jährige Mittelfeldspieler von Manchester City. „Gladbach hat eine Mischung aus Kreativität und Mentalität, die zum Erfolg führt. Es ist normal, dass alles nicht immer funktioniert, aber an einem guten Tag können sie mit jedem Gegner mithalten.“

Man könnte es auch andersherum sehen. Denn bei Manchester City funktionierte zuletzt wirklich alles. Es gab keine Mannschaft, die mithalten konnte. Im nach Budapest verlegten Hinspiel am Mittwoch (21.00/Sky) müssen die Borussen nicht nur vor dem verschwundenen Heimvorteil und den eigenen Problemen Angst haben, sondern vor allem vor der fürchterlichen Stärke des Gegners.

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Vor allem gegen die vermeintlich stärksten Mannschaften der Insel hat der Tabellenführer der Premier League in den letzten Wochen immer wieder seine Überlegenheit bewiesen. Nach Siegen gegen Tottenham, Liverpool, Everton und Arsenal beträgt der Vorsprung auf den zweitplatzierten Stadtrivalen United mittlerweile zehn Punkte. Wettbewerbsübergreifend hat Guardiolas Mannschaft nun 18 Spiele in Folge gewonnen – ein Rekord für einen englischen Erstligisten.

Gündogan selbst hat sich in dieser furiosen Phase als Starspieler und etwas unwahrscheinlichen Torgarant erwiesen. Der zentrale Mittelfeldspieler hat schon elf Mal in dieser Saison getroffen, in den letzten Wochen hat er jeweils gegen West Bromwich, Liverpool und Tottenham einen Doppelpack erzielt. Und er ist nicht der einzige. Weil Gabriel Jesus mit seiner mangelnden Torgefährlichkeit und Sergio Agüero mit Krankheit und Knieverletzung zu kämpfen hatte, spielte City in dieser Saison oft ohne klassischen Mittelstürmer, und schoss dabei im Durchschnitt trotzdem zwei Tore pro Spiel. Auch die Defensive wirkt deutlich solider seit der Ankunft des 70-Millionen-Euro-Neuzugangs Ruben Dias von Benfica im Sommer.

Nicht nur der Trainer greift zu Superlativen

Wenn alles so gut läuft, verfällt Trainer Pep Guardiola bei der Bewertung seiner Spieler bekanntlich in Überschwänglichkeit, und so war es auch in den vergangenen Wochen. Dias sei „unverzichtbar“, Gündogan sei „eine der besten Verpflichtungen der Klubgeschichte“ und der junge Phil Foden werde mit der Zeit „noch zehnmal außergewöhnlicher werden“.

Dabei ist es nicht nur der Katalane, der gerade zu Superlativen greift. Auf der Pressekonferenz der Gladbacher am Dienstag beschrieb Oscar Wendt den Champions-League-Gegner aus England als „die vielleicht beste Mannschaft der Welt“. Zumal der FC Bayern seit seiner Krönung zum Klub-Weltmeister plötzlich wieder schwächelt, kann man ihm wohl Recht geben.

Umso größer ist die Hoffnung in der blauen Hälfte von Manchester, den langjährigen Champions-League-Fluch in dieser Saison zu beenden. Dreizehn Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem die Übernahme der Investorengruppe aus Abu Dhabi die gefallene Ikone City wieder von Titeln träumen ließ. Seitdem gab es zahlreiche Erfolge im englischen Fußball, aber eben keinen im europäischen Wettbewerb. Auch für Guardiola, dessen letzter Champions-League-Titel mittlerweile zehn Jahre zurückliegt, wird die große Trophäe zum heiligen Gral.

Die beste Chance für Manchester City

Zumindest laut Einschätzung der englischen Presse liegt dieser jetzt in Reichweite. „Die selbsternannte Aristokratie von Barcelona, Real Madrid, Juventus und dem FC Bayern ist schwach. Die Elite ist verwirrt, und es ist schwer vorstellbar, dass City je eine bessere Chance bekommt“, schrieb ein Kolumnist der Boulevardzeitung Daily Mail am Dienstag.

Wie Guardiola am Dienstag selbst mahnte, hatte City auch in den letzten beiden Saisons gute Chancen, als es 2019 gegen Tottenham und 2020 gegen Lyon jeweils im Viertelfinale ausschied. Es könnte sein, dass sich die Geschichte 2021 im Achtelfinale gegen Gladbach wiederholt. Aber es bleibt unwahrscheinlich – Höflichkeit hin oder her.

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