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Viran Morros, Abwehrchef der spanischen Nationalmannschaft, soll seine Erfahrung an jüngere Spieler weitergeben.
© imago images

Vor dem Saisonstart in der Bundesliga: Die Füchse beeindrucken mit starken Transfers

Die Füchse wollen weiter oben angreifen und setzen dafür auf Transfers wie Viran Morros. Seine Verpflichtung war Glücksfall und Baustein zugleich.

Viran Morros sitzt an der Seitenlinie im Trainingszentrum der Füchse. Angeregt unterhält sich der Spanier mit seinem neuen Trainer Jaron Siewert, während er auf dem Parkett die A-Jugend des Vereins beobachtet. „Mir hat es schon immer Spaß gemacht, jungen Talenten zuzuschauen. Ich freue mich darauf, mit ihnen arbeiten zu können“, sagt der 37-Jährige.

Der Abwehrchef der spanischen Nationalmannschaft, der zuletzt bei Paris Saint-Germain und dem FC Barcelona unter Vertrag stand, ist schließlich nicht nur aufgrund seiner ohne Zweifel beeindruckenden sportlichen Qualitäten nach Berlin geholt worden, sondern auch in der Hoffnung, dass er seine Erfahrung weitergibt – an seine Mannschaftskameraden ebenso wie an die noch jungen Spieler, mit denen sich die Profis die Halle teilen.

„Er hat sich so viele Meriten verdient und ist eine unglaubliche Respektperson. Der Mann hat den Erfolg inhaliert und gibt das gerne weiter“, erklärt Sportchef Stefan Kretzschmar. 14 Meistertitel in Spanien und Frankreich, drei Champions-League-Trophäen sowie Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft 2013 und den Europameisterschaften 2018 und 2020 sprechen dabei ihre eigene Sprache.

Kein Wunder, dass man sich bei den Füchsen schnell einig war, dass Morros die perfekte Unterstützung im vakant gewordenen Defensivzentrum wäre. Nach dem Abgang von Jakov Gojun ist hier die entscheidende Sollstelle, die in diesem Jahr den Unterschied zwischen Verfolger und Spitzenreiter ausmacht.

„Von Beginn an ein großes Interesse gezeigt"

Dabei war die Verpflichtung des sympathischen Spaniers ein reiner Glücksfall. Morros spielte schon mit dem Gedanken, seine Karriere zu beenden, als ihn sein ehemaliger Mannschaftskamerad und Füchse-Spieler Lasse Andersson fragte, ob er nicht nach Berlin kommen wolle. „Die beiden sind gut miteinander befreundet. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich habe diesen Coup von langer Hand geplant, aber das war wirklich alles sehr kurzfristig“, blickt Kretzschmar auf den wohl mit am meisten besprochenen Transfer dieser Bundesliga-Saison.

Morros auf der anderen Seite musste nicht lange überzeugt werden: „Sie haben mir gegenüber von Beginn an ein großes Interesse gezeigt. Wir haben uns auf Anhieb gemocht und mir hat gefallen, was sie mit dem Klub vorhaben und wie ich da hineinpasse.“ Und so wurde Morros der nächste Baustein in dem neuen Aufbruch der Füchse.

Für den Beobachter am deutlichsten zu erkennen, ist dieser Aufbruch am diesjährigen, in grellgelb gehaltenen Trikot, das als Hommage an die ersten Jahre in der Bundesliga gedacht ist. Seit dem Aufstieg im Jahr 2007 steigerten sich die Füchse kontinuierlich zu einer Mannschaft, die sich nicht nur zum oberen Drittel zählen darf, sondern sich 2011 zudem für die Champions League qualifizierte und unter dem damaligen Trainer Dagur Sigurdsson im ersten Anlauf das Final Four erreichte.

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In der folgenden Saison spielte man ebenfalls in der höchsten europäischen Liga. An diese glorreichen Zeiten konnten die Berliner in den letzten Spielzeiten nicht mehr anknüpfen. Das internationale Geschäft wurde mit dem Europapokal zwar zum Mindestziel, mit der Champions League wurde allerdings nur noch geliebäugelt. Seit der Installation von Stefan Kretzschmar als neuer Vorstand Sport vor knapp zwei Jahren verschiebt sich diese Wahrnehmung wieder.

Philosophie und Gemeinschaft des Vereins

Der 218-fache Nationalspieler brachte frischen Wind in die Kommunikationswege, trumpfte mit Puma als neuem Ausstatter auf und ließ außerordentliche Transfers folgen. Mehr und mehr wird bei den Füchsen deutlich, dass man nicht mehr nur nach oben schielt, sondern erneut angreift.

Angefangen bei Dainis Kristopans der zwischen seinen Stationen bei Vardar Skopje und Paris Saint-Germain einen Zwischenstopp in Berlin einlegte, über Lasse Andersson, der vom FC Barcelona zu den Füchsen kam. Hinzu treten die jüngsten Verpflichtungen von Abwehrspezialist Morros sowie ab 2022 von Max Darj, der sowohl im Angriff als auch in der Defensive eine entscheidende Komponente im schwedischen Nationalteam ist. Nicht zuletzt ist der Sensationstransfer vom dänischen Olympia-MVP Mathias Gidsel zu nennen.

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„Ich merke in letzter Zeit immer wieder, dass unsere Idee sich herumgesprochen hat und auf viel Zustimmung stößt“, sagt Kretzschmar. Ihm ist es gelungen, die Prämisse seines Geschäftsführers Bob Hanning bezüglich gesteigerter Jugendförderung beizubehalten und gleichzeitig renommierte Handballer für das Team zu gewinnen. Und dieses Konzept hat auch Morros begeistert.

Wenngleich die Großstadt mit ihren Museen, Ausgehmöglichkeiten und guten Restaurants sicherlich das ihre beigetragen hat, so war es letztlich die Philosophie des Vereins und die damit einhergehende Gemeinschaft, die den Exilspanier animierte, Teil der Füchse-Familie zu werden.

Zum Saisonstart gegen die HSG Wetzlar (Donnerstag, 19.05 Uhr) muss Morros jedoch erst einmal wieder an der Seitenlinie Platz nehmen. Der Abwehrhüne laboriert an einem Muskelfaserriss, soll aber im Idealfall ab der nächsten Woche einsatzbereit sein. Dnn geht es für die Füchse gegen Leipzig (12.9.) und Melsungen (16.9.) weiter. Am 21. September trifft der Klub in der zweiten Qualifikationsrunde der European League auf den polnischen Club KS Azoty-Pulawy SA. Morros kann es in jedem Fall kaum erwarten, sich den neuen Herausforderungen in Berlin zu stellen.

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