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Leroy Kwadwo (Mitte) von den Würzburger Kickers ist im Spiel gegen Preußen Münster rassistisch beleidigt worden. Die Zuschauer reagierten mit "Nazis raus!"-Rufen.
© dpa
Update

Wieder Rassismusvorfall im Fußball: Die Fans rufen "Nazis raus!"

Im Drittligaspiel gegen Preußen Münster wird ein Spieler der Würzburger Kickers rassistisch beleidigt. Der Täter wird ermittelt, und auch die Fans reagieren.

Mit einer bemerkenswerten Aktion und lautstarken „Nazis raus“-Rufen haben Fans des Fußball-Drittligisten Preußen Münster auf einen Rassismusvorfall reagiert. In der Schlussphase des Spiels gegen die Würzburger Kickers am Freitagabend (0:0) hatte ein Mann auf der Tribüne den Gästespieler Leroy Kwadwo beleidigt und Affenlaute in dessen Richtung gemacht. Nach Vereinsgaben zeigten daraufhin andere Fans auf den Zuschauer, damit dieser von Ordnungskräften ausfindig gemacht werden konnte. Zudem riefen zahlreiche Fans „Nazis raus“, wie der Klub mitteilte.

Ein Sprecher der Polizei bestätigte dem „Spiegel“ die Beleidigungen. Der Mann sei vor dem Stadion in Gewahrsam genommen und auf das Präsidium gebracht worden. Demnach soll gegen den Mann eine Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt werden.

Wie der „Spiegel“ weiter schreibt, soll der Mann nach Informationen der Polizei Kwadwo auch zugerufen haben: „Geh zurück in dein Loch.“ Auf Fotos auf der Preußen-Vereinsseite ist zu sehen, dass der 23 Jahre alte Abwehrspieler die Schiedsrichterin Katrin Rafalski auf den Vorfall aufmerksam machte und in Richtung Tribüne zeigte.

"Eure Reaktion ist vorbildlich"

„Ich wurde von einem einzelnen Zuschauer rassistisch beleidigt. Dies macht mich einfach nur traurig“, teilte Kwadwo in einer Erklärung auf der Internetseite seines Vereins mit. „Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren, in diesem wunderbaren Land, das mir und meiner Familie so viel gegeben und erst ermöglicht hat.“ Kwadwo wollte sich „ausdrücklich bei allen Menschen im Stadion, den Verantwortlichen und Spielern von Preußen Münster und ganz besonders meinem Team und den Kickers bedanken, die mir sofort zur Seite gestanden sind. Eure Reaktion ist vorbildlich - Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet.“ 

Der Deutsche Fußball-Bund hat den Vorfall verurteilt und die Reaktionen darauf hervorgehoben. „So traurig und beschämend der rassistische Vorfall gegenüber Leroy Kwadwo“ gewesen sei, „so vorbildlich waren die sofortigen Reaktionen darauf“, twitterte der DFB am Samstagmorgen auf seinem Account zur Dritten Liga. 

Würzburg bedankt sich bei den Fans

Zuletzt hatte es auch im DFB-Pokalspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Hertha BSC einen Rassismus-Vorfall gegeben. Am 4. Februar hatten Schalker Fans den Berliner Jordan Torunarigha beleidigt. Schalke wurde zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro verurteilt. In Münster entschuldigten sich die Gastgeber bei Kwadwo und den Gästen aus Würzburg. „Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht. Wir distanzieren uns ganz klar von solchen Äußerungen“, sagte Vereinspräsident Christoph Strässer.

Die Würzburger hoben die Reaktion von Zuschauern und Klub hervor. „Das hat nirgendwo etwas verloren, das tolerieren wir als Verein nicht, und niemand in Deutschland sollte so etwas tolerieren. Wir sagen Danke an die Zuschauer, wie die Reaktion darauf war“, sagte Würzburgs Trainer Michael Schiele auf der Pressekonferenz. Der Würzburger Kapitän Sebastian Schuppan äußerte sich „schockiert“. „Mal wieder kamen Affen-Laute von den Rängen. Aber anders als in vielen vorherigen Situationen hat das Stadion sehr gut reagiert. Die Polizei hat ihn festgenommen und ich hoffe, er darf nie wieder ein Fußballspiel besuchen“, twitterte der 33 Jahre alte Routinier. „Ich hoffe dieser Typ ist auf sämtlichen Aufnahmen und Fotos zu sehen und sein ganzes Umfeld erkennt, dass er ein scheiß Rassist ist.“ Den Blick von Kwadwo werde er nicht so schnell vergessen. „Ein trauriger Tag.“ (dpa)

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