Uwe Krupp folgt auf Jeff Tomlinson: Die Eisbären gehen fremd
Der Eishockey-Bundesligist entlässt seinen erfolglosen Trainer Jeff Tomlinson und verpflichtet Uwe Krupp. Mit dieser Entscheidung weichen die Berliner von ihrer Politik ab, wichtige Posten nur mit Personen aus dem Verein zu besetzen.
Plötzlich ging alles ganz schnell. In Köln einigte sich der von den Haien im Oktober beurlaubte Uwe Krupp auf eine Auflösung seines noch bis 2017 gültigen Vertrags. Anschließend sagte er dem „Kölner Express“: „Jetzt schaue ich nur noch nach vorne und freue mich auf die Zukunft.“ Und diese Zukunft, sie liegt in Berlin. Denn der EHC Eisbären gab wenig später die Verpflichtung von Uwe Krupp als neuen Cheftrainer bekannt. Der bisherige Coach Jeff Tomlinson muss nach knapp 18 Monaten gehen. Er ist der erste Trainer der Eisbären seit Uli Egen 2002, der vorzeitig seine Stelle räumen muss. „Wir brauchen neue Impulse in unserem Team. Die Entscheidung für Uwe Krupp haben wir vor allem mit Blick auf die Zukunft getroffen“, ließ sich der Sportliche Leiter Stefan Ustorf in einer Pressemitteilung zitieren.
Mit der Entscheidung für Uwe Krupp weichen die Eisbären von ihrer zuletzt praktizierten Politik ab, wichtige Posten nur mit Personen aus dem Verein zu besetzen. Krupps Beziehung zu den Eisbären war bisher nur die eines gegnerischen Trainers. Der ehemalige Eishockey-Bundestrainer, der die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2010 zu einem sensationellen vierten Platz geführt hatte, dürfte einiges bei den Berlinern verändern. Es ist eher schwer vorstellbar, dass er einen Job antritt, bei dem er in sportlichen Fragen nicht das alleinige Sagen hat. Wie sich das mit dem Machtgefüge bei den Eisbären um Geschäftsführer Peter John Lee und Ustorf vereinbaren lässt, dürfte richtungsweisend werden.
Interessant dürfte werden, welche Art von Eishockey Krupp in Berlin spielen lassen will
In seiner Zeit als Kölner Trainer krempelte er den Verein von vorne bis hinten um. Angefangen von der Nachwuchsarbeit bis hin zur Transferpolitik ging nichts ohne den 49-Jährigen. Und das hatte Erfolg, auch wenn ihm der Meistertitel verwehrt blieb. Zweimal, 2013 und 2014, verlor er mit den Haien die Endspielserie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).
Interessant dürfte auch werden, welche Art von Eishockey der ehemalige NHL-Verteidiger in Berlin spielen lassen will. In Köln wurde ihm die oft defensive Ausrichtung seiner Mannschaft mitunter vorgeworfen. Bei den Eisbären trifft er nun auf ein Team, dessen Stärken traditionell in der Offensive liegen. Unter Tomlinson war von dieser Spielweise zuletzt aber nicht mehr viel zu sehen. Schon in der vergangenen Saison reichte es für die Eisbären nur für die Pre-Play-offs, in denen sie am späteren Meister ERC Ingolstadt scheiterten. An diese eher enttäuschenden Leistungen knüpften die Berliner in den vergangenen Monaten nahtlos an.
Die Familie an der Bande wird nun von einem Fremden verstärkt
Obwohl die Mannschaft zuletzt dreimal in Folge gewann, glaubten die Verantwortlichen wohl nicht mehr an eine Wende zum Guten unter Tomlinson. Unter dem stets umgänglichen und akribisch arbeitenden Trainer war keine Erfolg versprechende Spielidee erkennbar. Am vergangenen Sonntag wandten sich zudem noch die Fans von ihrem Klub ab und straften die lange Zeit schwache Leistung beim 4:3-Sieg gegen die Hamburg Freezers mit demonstrativer Nichtachtung. Das alles war dann offenbar Grund genug, um einen Schlussstrich unter die erfolglose Ära des einstigen Eisbären-Spielers und Co-Trainers zu ziehen.
„Ich bin sehr froh, dass das geklappt hat und freue mich auf die Aufgabe“, sagte Krupp dem Tagesspiegel. Kurzfristig hoffen die Eisbären jetzt auf eine Verbesserung ihrer Situation, und die ist nach gerade einmal der Hälfte der Saison auch noch absolut möglich. Die langfristigen Folgen dürften aber gravierender sein, denn die Familie an der Bande wird nun von einem Fremden verstärkt. Doch bei den Eisbären kann der Blick jetzt nur nach vorn gehen. Bereits am Donnerstagvormittag wird Uwe Krupp erstmals ein Training bei seinem neuen Verein leiten. Es dürfte für Klub und Coach eine spannende Zusammenarbeit werden.