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Fifa-Präsident Gianni Infantino nutzt seine starke Position.
© REUTERS

Kongress in Mexiko-Stadt: Die dunklen Fifa-Zeiten sind zurück

Die Vorstöße des neuen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino zeigen: er führt den Fußball-Weltverband wie sein Vorgänger Joseph Blatter. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Johannes Nedo

Spektakuläre Bilder von Fifa-Funktionären, die aus einem Luxushotel abgeführt werden, bot der Kongress des Fußball-Weltverbands dieses Mal nicht. Doch auch wenn in Mexiko-Stadt niemand verhaftet wurde – ein neuer Skandal erschüttert die Fifa. Und er bestätigt alle Pessimisten: Der Wille zu echten Reformen ist im Weltverband nicht existent. Die Fifa droht in jene dunklen Zeiten zurückzufallen, in denen Joseph Blatter als absoluter Alleinherrscher regierte.

Der neue Blatter heißt Gianni Infantino. Der Schweizer, seit Ende Februar Präsident, drückte in der neuen Fifa-Regierung, dem Council, einen höchst undemokratischen Beschluss durch. Der Council darf nun ein Jahr lang nicht nur darüber entscheiden, wer in die unabhängigen Aufsichtsgremien berufen wird – also in die Ethikkommission sowie in die Audit- und Compliance-Kommission. Der Council kann deren Mitglieder nun auch abberufen.

Somit sucht sich die Fifa-Regierung ihre Kontrolleure jetzt selbst aus. Wenn es dem Führungszirkel nicht passen sollte, dass etwa die Ethikkommission gegen Fifa-Regierungsmitglieder ermittelt, kann er sie einfach absetzen. Die Gremien werden so komplett ihrer Unabhängigkeit beraubt. Bislang entschied der Kongress über die Zusammensetzung der Kommissionen.

Infantino fährt eine krude Doppelstrategie

Infantinos Volte, die sein Vorgänger Blatter nicht hätte besser inszenieren können, schreckte einen hochrangigen Verfechter der Reformen so sehr auf, dass er sofort zurücktrat. Domenico Scala, Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission und somit Chefaufseher der Fifa, legte sein Amt nieder. Der Schweizer sieht in Infantinos Vorstoß eine zentrale Säule der Reformen untergraben.

Überhaupt fährt Infantino eine krude Doppelstrategie. Er baut eine Fassade als großer Fifa-Erneuerer auf, zieht dahinter aber seine Fäden ganz im Stil von Blatter. Nach diesem Muster lässt sich auch Infantinos zweiter Coup  in Mexiko-Stadt entlarven. Der 46-Jährige verkündete auf dem Kongress eine historische Entscheidung. Den mächtigsten Posten im Weltfußball wird eine Frau ausüben. Aus Afrika. Die UN-Diplomatin Fatma Samoura aus dem Senegal führt nun als Generalsekretärin die Fifa, laut den Statuten des Weltverbands ist sie im Geschäftsalltag die wichtigste Person.

Doch so fortschrittlich die Ernennung auf den ersten Blick erscheinen mag, sie dient Infantino wohl nur zu einem Zweck: um die eigene Machtposition zu stärken. Samoura verfügt über keinerlei Erfahrung in der sehr speziellen Sportfunktionärswelt, zudem leitete die 54-Jährige, die bisher Entwicklungsprogramme in Afrika verantwortete, noch nie eine große Organisation. Mit einer schwachen Generalsekretärin kann Infantino die Zügel bei der Fifa problemlos in der Hand behalten. Denn formell werden seine Befugnisse eigentlich durch die Reformen beschnitten.

Einen Hinweis auf diese Strategie lieferte Infantino allein schon damit, wie er Samoura in ihr Amt hievte. Er schlug sie erst vor Ort kurzfristig den Council-Mitgliedern vor, ein Bewerbungsverfahren, bei dem die Fähigkeiten der Kandidaten überprüft werden können, gab es nicht. All diese Gebaren zeigen nur eines:  Es braucht einen neuen Aufschrei gegen die Fifa – auch ohne spektakuläre Bilder!

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