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Konfliktpotenzial. Trainer Velimir Petkovic (l.) ist bei den Torhütern um Silvio Heinevetter als Moderator gefragt.
© Andreas Gora/dpa

Torwart-Luxusproblem für Trainer Petkovic: Die drei Fragezeichen der Füchse Berlin

Die Füchse sind in keinem Mannschaftsteil so gut aufgestellt wie im Tor. Allerdings könnte das für Trainer Velimir Petkovic zum Problem werden.

Im Handball ist die Welt noch in Ordnung, da verdient die Sommerpause ihren Namen tatsächlich. Zwischen Mitte Juni und Mitte Juli passiert erfahrungsgemäß vier Wochen lang: gar nichts. Die Verträge sind längst gemacht, es gibt keine Gerüchte und Irritationen – und schon gar keinen „Deadline Day“ wie im Fußball, an dem hastige Verzweiflungstransfers als lange geplante, perspektivisch wertvolle Verpflichtungen verkauft werden. Wer seine Kaderplanungen nicht Mitte Juni abgeschlossen hat, findet einen leergefegten Markt vor.

Bei den Füchsen Berlin verhält es sich im Sommer 2019 ein klein wenig anders. Bob Hanning, der Manager des Handball-Bundesligisten, steht zwar nicht in Verdacht, Personalentscheidungen auf den letzten Drücker zu treffen. Im Gegenteil. Trotzdem schwebte in der vermeintlich ereignislosen Zeit eine alles überlagernde Frage über der Profi-Mannschaft: Geht Trainer Velimir Petkovic wirklich mit drei Torhütern – namentlich Silvio Heinevetter, Dejan Milosavljev und Martin Ziemer – in die Spielzeit 2019/20? Oder machen die Verantwortlichen der MT Melsungen die Schatulle auf und überweisen eine Ablösesumme, damit Heinevetter nicht – wie vertraglich vereinbart – erst im Sommer 2020, sondern schon ein Jahr früher ins nordhessische 13 000-Einwohner-Städtchen wechselt?

Mittlerweile trainieren die Füchse-Profis seit knapp drei Wochen – und Heinevetter hat bislang keine Einheit verpasst. Es deutet also alles darauf hin, dass Petkovic den Konkurrenzkampf zwischen drei Keepern von außerordentlichem Format wird moderieren müssen. Wer Ehrgeiz, Eifer und Einstellung großer Handball-Torhüter kennt, kann sich denken: Es gibt angenehmere Aufgaben für einen Trainer, selbst wenn er so viel Erfahrung mitbringt wie eben Petkovic.

Die Konstellation birgt schon deshalb Konfliktpotenzial, weil einer aus dem Trio zwangsläufig auf der Tribüne sitzen wird. Für wen wird sich Petkovic entscheiden? Und, noch viel spannender: gegen wen? Etwa gegen Heinevetter, den deutschen Nationaltorhüter, das Gesicht des Vereins? Gegen Milosavljev, den frisch gekürten Champions-League-Sieger, der als eines der größten Torhütertalente Europas gilt? Oder gegen den einstigen Nationaltorhüter Ziemer, der in seiner vierwöchigen Sommerpause individuell mit Footballern und US-amerikanischen Spezialeinheiten trainiert hat?

Bob Hanning sieht kein Torwartproblem

Manager Hanning sieht in der (Über-)Besetzung der Torhüterposition kein Problem – oder räumt es zumindest nicht öffentlich ein. „Die Sache ist ganz einfach: Wer am besten trainiert, der spielt. Wer am zweitbesten trainiert, sitzt auf der Bank – und wer am drittbesten trainiert, sitzt auf der Tribüne“, sagt Hanning. „Wenn sich ein Spieler nicht damit abfinden kann, hat der Verein ja kein Problem“, ergänzt der Manager, „sondern der Spieler hat ein Problem.“

Bei Petkovic hört sich das ähnlich an. „Ich glaube und hoffe, dass davon alle profitieren können“, sagt der Trainer – wohl wissend, dass die Torhüterposition im Handball so wichtig ist wie kaum eine andere. Schließlich haben sich die Füchse nach ihrem Bundesliga-Aufstieg 2007 auch deshalb in der nationalen Spitze etabliert, weil sie in Petr Stochl und Heinevetter über ein herausragendes Gespann verfügten.

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