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Markus Eisenbichler und seine deutschen Teamkollegen erhalten stets beste Unterstützung, hier von Co-Trainer Roar Ljökelsöy.
© dpa

Nordische Ski-WM in Lahti: Die deutschen Skispringer sind im Aufschwung

Regelmäßig schaffen es die deutschen Skispringer zur WM und zu Olympia, Bestleistungen abzurufen. In Lahti peilen sie nun weitere Medaillen an.

Von Johannes Nedo

Ein Trainer, der das Training ausfallen lässt und stattdessen mit seinen Athleten auf Schneemobilen durch den Wald rast, wird dafür eigentlich nur von seinen Sportlern gelobt. Doch auch Werner Schusters Chef Horst Hüttel fand die Idee super, am Dienstag auf das Training der Skispringer zu verzichten. „Es war wichtig, auf andere Gedanken zu kommen“, sagt Hüttel, der Sportliche Leiter des Deutschen Ski-Verbands (DSV).

Schließlich stehen auch in der zweiten Woche der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Lahti noch weitere Wettkämpfe für Schusters Athleten an, das Springen von der Großschanze an diesem Donnerstag (17.30 Uhr/ARD) und am Samstag der Mannschaftswettbewerb. Und Hüttel ist überzeugt, dass die Deutschen der Goldmedaille für das Mixed-Team sowie Silber für Andreas Wellinger und Bronze für Markus Eisenbichler von der Normalschanze noch weitere Medaillen folgen lassen können. Auch genau wegen solcher Aktionen wie mit den Schneemobilen.

„Wir haben sehr erfahrene Trainer, die genau wissen, wie sie die Athleten auf ein Großereignis am Ende eines Winters vorbereiten müssen“, betont Hüttel. „Außerdem wissen sie genau, wie sie die Anspannung während dieser zwei Wochen hochhalten.“ Die Erfolge der deutschen Skispringer bei den vergangenen Saisonhöhepunkten sind jedenfalls beachtlich. 2014 in Sotschi wurden sie Olympiasieger mit der Mannschaft, 2015 im schwedischen Falun wurden sie Weltmeister im Mixed-Team, zudem gewann Severin Freund den Einzeltitel von der Normalschanze, und auch nun in Lahti sind sie bislang die erfolgreichste Nation.

Die Skispringer stimmen sich auch mit den Kombinierern ab

Hüttel führt dies auf das seit Jahren gewachsene System innerhalb des DSV zurück. „Wir halten uns an den klassischen Drei-Schritt“, sagt der 48-Jährige. „Wir behalten Gutes, trennen uns von Schlechtem und wagen Neues.“ So profitieren die deutschen Skispringer zum Beispiel sehr von der Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig. Die Sportwissenschaftler unterstützen die Bundestrainer mit ihren Analysen zur Position in der Anfahrt, um dort so schnell wie möglich zu sein, oder bei der Suche nach der idealen Position im Flug.

Beim Material arbeitet der DSV mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin zusammen. „Das haben wir immer mehr forciert, weil wir versuchen wollen, uns einen Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten“, sagt Hüttel. So bekamen vor der WM in Lahti etwa alle Athleten neue Anzüge. „Beim Material versuchen jedoch alle Nationen noch etwas herauszukitzeln“, betont der Oberfranke. „Da ist schon eine echte Materialschlacht im Gange.“

In Vorbereitung auf die WM stimmten sich die Skispringer auch eng mit den Kombinierern ab. Denn die hatten Anfang Januar bereits einen Weltcup in dem finnischen Wintersportort bestritten. „So haben wir einen Schliff für die Skier in der Anfahrtsspur gefunden, der sehr gut für uns läuft“, sagt Hüttel. Überhaupt kommen die deutschen Skispringer mit der Anlaufspur in Lahti gut zurecht, sie ähnelt sehr der auf der Schanze in Falun – und da lief es für die Deutschen bei der WM vor zwei Jahren ja auch grandios.

Schon im Sommer waren die Deutschen in Lahti

Schuster und seine Athleten waren im vergangenen Sommer obendrein auch eine der wenigen Mannschaften, die in Lahti einen Trainingslehrgang absolvierten. Sie wohnten im gleichen Teamhotel wie nun während der WM und konnten sich schon bestens mit den Gegebenheiten vertraut machen. „Wir kennen die Schanze sehr gut. Von unserer Grundtechnik her werden wir zügig unseren Rhythmus finden“, sagt Schuster.

Von der Perfektion, mit der die Deutschen stets Großereignisse am Ende der Saison meistern, wollen Hüttel und Schuster auch noch einiges auf den zweiten Höhepunkt zu Beginn eines Winters übertragen, bei dem es für Wellinger und seine Teamkollegen noch nicht zum Triumph reichte: der Vierschanzentournee. „Das ist das nächste Ziel“, sagt Hüttel. „Da haben wir in den nächsten Jahren noch einige Rechnungen offen.“

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