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Viktoria Rebensburg ist eine der wenigen deutschen Medaillenhoffnungen bei der alpinen Ski-WM.
© Andrea Solaro/ANSA/AP/dpa

Alpine Ski-WM in St. Moritz: Die deutschen Hoffnungen ruhen auf Rebensburg und Neureuther

Bei der Ski-WM in St. Moritz will das kleine deutsche Team drei Medaillen gewinnen – doch die Hoffnungsträger sind nicht in Topform.

Von Johannes Nedo

Der Schnee in St. Moritz hat es Viktoria Rebensburg angetan. Es sei ein „aggressiver Schnee“ sagt sie, und zu diesem Schnee könne sie immer schnell ein gutes Gefühl aufbauen. Es passt also gut, dass die 27-Jährige gleich im ersten Wettkampf der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in der Schweiz startet: beim Super-G an diesem Dienstag (12 Uhr/live im ZDF und bei Eurosport).

Nicht nur Rebensburgs Gespür für Schnee könnte der WM-Zeitplan entgegenkommen, sondern auch dem Deutschen Ski-Verband (DSV). Die Verantwortlichen gehen mit einem selbstbewussten Ziel in die WM. Mit einer „kleinen, aber feinen Mannschaft“ wollen die Deutschen drei Medaillen gewinnen, sagt Sportdirektor Wolfgang Maier: eine bei den Frauen, eine bei den Männern und eine im Team.

Da sich Rebensburg im Super-G durchaus Chancen auf einen Podestplatz ausrechnen kann, wäre das erste Ziel schnell erfüllt – und die DSV-Verantwortlichen hätten erst einmal Ruhe. Erfüllt die beste deutsche Skifahrerin die hohen Erwartungen jedoch nicht, könnte es eine zähe WM für Maier und seine Mitstreiter werden. Denn ob die Medaillenvorgabe umgesetzt werden kann, hängt vor allem von zwei Athleten ab: Rebensburg und Felix Neureuther.

In den Rennrhythmus kommen

Beide sind seit vielen Jahren die Leistungsträger in der deutschen Mannschaft. Außer ihnen gibt es in St. Moritz kaum einen Medaillenkandidaten beim DSV. Erschwerend kommt für den Verband hinzu, dass sich Rebensburg und Neureuther in dieser Saison bisher selten in einer Verfassung zeigten, die vielversprechend für eine erfolgreiche WM wäre. Rebensburg hatte zu Beginn eine Knieverletzung erlitten, danach plagte sie sich mit einer Magen-Darm-Erkrankung und einer Grippe herum. „Nach meiner Rennpause war es für mich klar, den Fokus in diesem Winter auf die WM zu legen“, sagt sie. „Im Vordergrund stand, rasch wieder in den Rennrhythmus zu kommen und Sicherheit in allen drei Disziplinen zu erlangen.“

Das klappte auch recht ordentlich, bisher kann sie zwei dritte Plätze in diesem Winter als ihre bisher besten Platzierungen vorweisen: beim Riesenslalom in Semmering (Österreich) und bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen. Andererseits verschenkte Rebensburg zuletzt einige gute Resultate, weil sie schnell unterwegs war und dann wegen zum Teil einfacher Fehler ausschied. Maier setzt jedoch auf das Prinzip Hoffnung bei der Olympiasiegerin von 2010 in Vancouver: „Viktoria hat bei den vergangenen Großereignissen bewiesen, dass sie ihr Leistungsvermögen auf den Punkt abrufen kann.“

Felix Neureuther beim Riesenslalom-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen.
Felix Neureuther beim Riesenslalom-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen.
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Fest kalkulieren kann der DSV mit einer Medaille von Rebensburg aber nicht. Ähnlich sieht es bei Neureuther aus. Der 32-Jährige, der in der zweiten WM-Woche beim Teamrennen einsteigt, spricht erst gar nicht von Medaillen. „Mein persönliches Ziel ist, dieses Aha-Erlebnis zu haben, wieder der alte Felix zu sein“, sagt Neureuther. Derzeit ist er davon aber noch ein Stück entfernt. In dieser Saison hat Neureuther im Weltcup deutlich weniger Podestplatzierungen erreicht als in den vergangenen WM-Jahren. 2013 waren es sechs, 2015 sieben – in diesem Winter waren es drei.

In St. Moritz schließt sich ein Kreis

So sehnt sich Neureuther nach dem richtigen Gefühl für sein Material und der Selbstsicherheit, im Wettkampf wieder bis an seine Grenze gehen zu können, sagt er. „Wenn mir das gelingt, dann weiß ich, dass ich sehr schnell Skifahren kann.“ Allerdings musste er zuletzt auch wegen einer Knieblessur pausieren. Bei der Suche nach dem alten Felix ist das hinderlich.

„Vor allem was den Slalom betrifft, ist es nicht so locker und geschmeidig gelaufen, wie ich mir das gewünscht habe“, sagt Neureuther. „Ich arbeite aber daran, dieses Momentum wieder zu finden.“ Besonders, weil sich in St. Moritz für ihn ein Kreis schließt. Vor 14 Jahren war er dort zum ersten Mal bei einer WM angetreten. Nun wird er im Engadin seine achte WM bestreiten – und da dies wahrscheinlich auch seine letzte sein dürfte, strebt Neureuther natürlich nach einem Erfolg. Sicher einplanen können er und der DSV dies jedoch nicht.

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