Möglicher Wechsel nach Polen: Die BR Volleys handeln nicht unsolidarisch
Dass die BR Volleys über Optionen jenseits der Bundesliga nachdenken, ist nur folgerichtig. Die Liga hat viel von den Berlinern profitiert. Ein Kommentar
Trotz abgebrochener Saison haben die Verantwortlichen der BR Volleys eines auf jeden Fall geschafft: Volleyball taucht in diesen Tagen wieder in den Sport-Nachrichten auf. Mit dem Vorstoß, dass die Berliner darüber nachdenken, eventuell in einem Jahr in die starke polnische Liga zu wechseln, ging es Manager Kaweh Niroomand aber sicher nicht um Publicity.
Der Chef des zehnmaligen Deutschen Meisters hat einfach ehrlich ausgesprochen, welche Möglichkeiten sich seinem Klub noch bieten, während es rings um die Volleys infolge der Coronavirus-Krise derzeit nur schlechte Nachrichten von der Volleyball-Bundesliga (VBL) gibt.
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Wenn die Zukunftsaussichten in der Liga alles andere als rosig sind, ist es nicht verwerflich, über alle anderen möglichen Optionen nachzudenken. Der Zeitpunkt für diese öffentlichen Überlegungen der Volleys mag angesichts der Pandemie aus Sicht der VBL nicht günstig sein. Die Berliner Ideen aber als „unsolidarisch“ darzustellen, wie es VBL-Präsident Michael Evers nun tat, wird der Rolle der Volleys nicht gerecht.
In den vergangenen Jahren waren Niroomand und sein Verein die Antreiber des deutschen Volleyballs. Was darin gipfelte, dass Berlin zum Standort der Champions-League-Finals wurde. Inzwischen schaut auch der europäische Volleyball wieder stärker auf die Bundesliga. Dass die Berliner nun in Richtung Europa schauen, ist nur folgerichtig.
Denn ein Wechsel nach Polen ist ja nur ein Gedankenspiel von vielen. So plant der europäische Verband auch, die Champions League auszubauen, mit einer längeren Gruppenphase. Vielleicht erwächst daraus ja eine Art europäische Superliga. Diese Variante wäre für die Volleys sicher ebenfalls attraktiv, und die Bundesliga müssten sie nicht einmal verlassen.