Abbruch der Volleyball-Bundesliga: Für die BR Volleys ist das Saisonaus ein „Schlag ins Gesicht“
Die Volleyball-Bundesliga ist beendet worden. Es gibt keinen Deutschen Meister. Für die BR Volleys ist die Entscheidung sportlich wie finanziell ein Drama.
Der harte Kern der Fans der BR Volleys sieht sich als mindestens genauso unschlagbar wie es die Mannschaft in dieser Bundesliga-Saison gewesen ist. Für den nächsten Samstag hatten sich die Anhänger bereits in Frankfurt am Main angekündigt, dem letzten Hauptrundenspiel der Berliner Volleyballer in dieser Saison. Die Volleys-Fans hätten sich auf die Reise gemacht, obwohl sie das Spiel in der Halle wegen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus nicht hätten anschauen dürfen. Aber sie wollten anschließend mit dem Team die Deutsche Meisterschaft feiern.
Doch die Geschichte bleibt im Konjunktiv. Es wird in diesem Jahr keine Deutschen Meister im Volleyball geben. Das hat am späten Donnerstagabend die Volleyball Bundesliga (VBL) auf Grundlage eines Votums der Klubs entschieden. Die Saison wurde wenige Tage vor dem Abschluss der Hauptrunde für beendet erklärt.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]
Das Ganze kam einigermaßen überraschend. Noch lange am Donnerstag hatte es danach ausgesehen, als würden die Bundesligen zumindest die ohnehin kurz vor dem Abschluss stehenden Hauptrunden vor leeren Rängen zu Ende spielen. Dann hätte es laut Statuten eine reguläre Tabelle mit regulären Deutschen Meistern, Qualifizierten für die europäischen Wettbewerbe und Absteigern gegeben.
Aber im Volleyball ist der Kostendruck arg groß. Die meisten Klubs votierten wohl auch deshalb für einen sofortigen Abbruch der Liga, weil sie die zusätzlichen Kosten für ein Spiel ohne Zuschauereinnahmen nicht tragen wollten. Die Nutzung der Arenen kostet die Vereine Geld; sie müssen für die Miete, das Sicherheitspersonal und viele weitere Posten aufkommen. Fallen die Einnahmen durch das Ticketing weg, ist es ein sattes Minusgeschäft. Und da die Auswärtsfahrten ohnehin nur Kosten verursachen, können sich viele der klammen Bundesligaklubs Heimspiele ohne Zuschauer schlicht nicht leisten.
Für die BR Volleys dagegen ist die Entscheidung vom Donnerstagabend allerdings mit „herben Einbußen“ verknüpft, wie Manager Kaweh Niroomand am Freitag erzählt. Gerade bei den nun abgesagten Play-offs versammeln sich bei den Volleys-Heimspielen in der Max-Schmeling-Halle öfter um die 7000 Zuschauer und mehr. Außerdem ist ein Teil der Sponsorengelder eben an solche gut besuchten Spiele geknüpft.
Die Zukunft bereitet den Volleys Sorgen
Was Niroomand die größten Sorgen bereitet, ist der Blick in die Zukunft. „Nun müssen wir mit einer Lücke in die nächste Saison reingehen und hinzukommt, dass die Sponsoren ja auch unter der Situation leiden“, sagt der 67-Jährige. Es ist ein Teufelskreis. Niroomand fragt: „Wie willst du das dann finanzieren?“
Schon jetzt scheint sicher, dass die Volleys für 2020/21 abspecken müssen. Einen so starken Spielerkader wie in dieser Saison werden sich die Berliner kaum leisten können. In der Liga hatten die Volleys bis dahin jedes Spiel gewonnen. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft schien reine Formsache, zumal der ewige Rivale VfB Friedrichshafen schwächelte.
Es verwundert daher nicht, dass Manager Niroomand eher verärgert als einverstanden ist mit dem Liga-Beschluss. „Auch wir sind für konsequentes Handeln“, sagt er. Auf der anderen Seite wäre es nur um zwei Spieltage vor leeren Rängen gegangen. „Dann hätten wir eine ordentliche Abschlusstabelle gehabt.“
So sei die Entscheidung der VBL ein „Schlag ins Gesicht“ für die Volleys und für ihn ein weiterer Beleg dafür, dass von einer wirklichen Solidargemeinschaft im deutschen Volleyball nicht die Rede sein könne. „Viele Verein sind froh, dass sie jetzt keine Kosten mehr haben“, sagt Niroomand. Ihn und seine Volleys wird das Virus dagegen vermutlich noch sehr viel kosten.