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Münchens Cheftrainer Don Jackson (Mitte) und Co-Trainer Matt McIlvane (rechts)
© City-Press GbR/Jan-Philipp Burmann

Eisbären gegen München: Die besondere Rolle der Trainer im DEL-Finale

Taktikwechsel vor, im und nach dem Spiel: So wichtig sind die Männer auf der Bank in der Endspielserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft.

Matt McIlvane ist eine smarte Erscheinung. Der junge US-Amerikaner könnte in seinem Anzug auch als Klischeebörsianer durchgehen, wenn da eben nicht das Bullenlogo seines Arbeitgebers auf seinem Jackett prangen würde, das Zeichen des deutschen Eishockey-Meisters RB München. Der 32 Jahre alte McIlvane ist dort als Co-Trainer angestellt und gilt ein wenig als das versteckte Gehirn hinter dem Erfolg von Trainer Don Jackson. Schon seit 2014 assistiert McIlvane seinem erfahrenen Landsmann Jackson, mit ihm ist er damals von RB Salzburg nach München gewechselt.

McIlvane ist der Mann im Hintergrund, der wohl weniger als Jackson die Bauchentscheidungen fällt und die Stimmung hoch hält, sondern sich um die taktische Ausrichtung kümmert. Offensichtlich am Sonntag mit Erfolg, denn da gewannen die Münchner das zweite Finalspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft in Berlin 5:4 – nachdem sie das erste 3:4 in München verloren hatten.

Wer in den ersten beiden Teilen der Serie sein Spiel aufziehen konnte, hat gewonnen: In München gingen die Eisbären früh in Führung und blieben danach im Programm; bis München dann mit starker Offensive im letzten Drittel noch herankam. Am Sonntag nun lief es „genau andersherum“, wie Eisbären-Trainer Uwe Krupp feststellte. Diesmal spielte München seinen Plan für zwei Drittel herunter, bevor dann die Eisbären nach 2:5-Rückstand noch auf die Offensive setzten und zwar nicht mehr zur Wende, aber zu zwei Treffern kamen.

Ein moderner Assistent

Was sich in der Kabine in den Pausen abspielt, bleibt dem Zuschauer verborgen. Aber von McIlvane ist bekannt, dass er schon in solchen Momenten Videobilder des aktuellen Spiels zur Schnellanalyse der Situation vorführt. Der ehemalige Profi, in der Saison 2008/2009 auch für ein paar Spiele bei den Eisbären aktiv, gilt als moderner Co-Trainer, war in Pyeongchang Assistent von Bundestrainer Marco Sturm und half, die deutsche Nationalmannschaft bis ins olympische Finale zu führen. Dabei hatte McIlvane vor dem Turnier dem Internetportal des US-Senders NBC gesagt: „Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass wir eine Medaille gewinnen. Aber so etwas würde für mich alles toppen.“ Ein Silbermedaillengewinner der Spiele von Südkorea glaubt sogar: „Was der McIlvane taktisch drauf hat, ist unglaublich.“ Der aktuelle Nationalspieler, der nicht genannt werden möchte, sagt: „Der breite Trainerstab wird wohl den Ausgang in der Finalserie zugunsten von München geben.“

Das ist nicht unbedingt gesagt, zumal bei den Berlinern Uwe Krupp mit Clément Jodoin und Steffen Ziesche, der auch schon beim Nationalteam assistierte, auch eine starke Mannschaft an seiner Seite hat – bis hin zum Fitnesstrainer oder zum Torwarttrainer Sebastian Elwing. Steffen Ziesche sagt: „Der große Trainerstab ist die logische Konsequenz der Entwicklung des Sports. Mit nur einem Co-Trainer kannst du das heute nicht mehr schaffen. Vor- und Nachbereitung des Spieles sind immer wichtiger geworden.“ Auch bei den Berlinern ist es machbar, in den Drittelpausen Videoanalyse zu betreiben. „Wir haben die Möglichkeit“, sagt Ziesche. „Wichtig ist, dass wir Trainer in den Pausen Lösungen anbieten.“

Die Neuzeit ist eine andere

In Nordamerika, besonders in der National Hockey-League (NHL), ist es schon seit Jahren hinter den Spielern auf der Bank voll, in der Deutschen Eishockey-Liga ändert sich das so langsam – besonders bei den großen Teams. Vor ein paar Jahren noch war der ehemalige Berliner Trainer Pierre Pagé froh, wenn ihm überhaupt mal für ein paar Wochen ein Torwarttrainer aufs Eis gestellt wurde. Und beim Co-Trainer gab es auch wenig Bewegung in Berlin, den gab zuverlässig Hartmut Nickel, der allerdings große Autorität hat. Doch die Neuzeit ist eine andere. Im Eishockey wird immer mehr geplant und einstudiert, für spezielle Spielsituationen sowieso: Die beiden Powerplaytore von RB am Sonntag fielen nach bemerkenswerter Choreographie, da lief der Puck wie an einer Leine. Aber trotzdem reichte ihnen eine 5:2-Führung nicht, um das Ganze zu beruhigen. Im Schlussdrittel warfen die Eisbären mit viel Emotionalität alles nach vorn.

Das war ein ganz „wichtiges Lebenszeichen“, sagt Co-Trainer Ziesche. „Wir haben gezeigt: Wir sind da.“ Und das könnte noch wichtig werden für das dritte Spiel am Mittwoch in München und den weiteren Verlauf der Serie. Denn noch braucht jedes Team mindestens drei Siege, um den Titel zu holen. Also mindestens drei Mal eine Taktik, die Erfolg bringt.

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