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Nach seinem ersten Spiel als Hertha-Trainer gegen Borussia Dortmund.
© Andreas Gora/dpa

Klinsmann zu Rücktritt als Hertha-Trainer: „Die Art und Weise war natürlich fragwürdig"

Herthas Ex-Trainer entschuldigt sich live per Facebook für seinen Rücktritt. Klinsmann stellt aber auch die Art der Arbeit mit Manager Preetz als schwierig dar.

Pünktlich um 18 Uhr meldete Jürgen Klinsmann sich über seinen privaten Facebook-Account an die Fans. Halb saß, halb lehnte der 55-Jährige an einen Holztisch, im Hintergrund ein Bild, zu seiner Rechten ein offener Laptop. Klinsmann sah etwas übermüdet aus. Seine eigene Entscheidung, das Amt des Cheftrainers bei Hertha BSC am Vortag niederzulegen, hatte auch ihn mitgenommen.

„Ich bin rausgefahren aus Berlin“, sagte er. Er sei ganz in der Nähe. Er wollte die Ereignisse mal sacken lassen und Einblicke geben, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Das liege ihm am Herzen, weil er mitbekommen habe, dass es Verärgerung und Kritik gab, „berechtigte natürlich auch“. Wir dokumentieren die wichtigsten Aussagen:

Nach der 1:3-Niederlage gegen Mainz hätten sich die Dinge „überschlagen“. Sie mündete darin, dem Klub zu sagen, dass er nicht mehr weitermache. „Die Art und Weise war natürlich fragwürdig, kritikwürdig. Immer, wenn man eine negative Botschaft macht, wird sie nicht gut rüberkommen. Wenn das der Fall war, möchte ich mich dafür entschuldigen.“

Klinsmann sagte, er hätte sich „mehr Zeit lassen sollen, mehr mit der Hertha-Führung reden, das Ganze noch mal durchgehen und aufarbeiten. Das wäre es vielleicht nicht zu dieser Aktion gekommen“.

Dieser Gedanke habe sich entwickelt. In einer Nacht- und Nebelaktion sei er in das Amt gekommen, er habe schnell einen Stab „von vier, fünf Topleuten zusammengetrommelt“. Man hätte dann „das Ding angeschoben“ mit viel Enthusiasmus und Unterstützung. „Wir haben das Mannschaftsbild Schritt für Schritt verändert, weil wir dachten, da muss ein Verjüngungsprozess stattfinden, ohne aber respektlos zu sein gegenüber den älteren Spielern, von denen ich mir wünsche, dass sie immer mit der Hertha verbunden bleiben.“

„Das Ganze hat mit Geld nichts zu tun“

Im Trainingslager in Florida habe er der Vereinsspitze gesagt, dass er sich gut vorstellen könne, länger zu bleiben. „Und ich bin bis heute im vertragslosen Zustand. Wir haben es leider nicht geschafft über die Wochen hinweg einen Vertrag zu entwickeln, wo eine genaue Aufgabentrennung und Kompetenzverteilung da ist. Das Ganze hat mit Geld gar nicht zu tun. Das betrifft in erster Linie natürlich mich und Michael Preetz.“

In Deutschland sei man es gewohnt, dass ein Manager auf der Ersatzbank sitzt. „Ich war das nicht mehr gewohnt. Ich kenne das englische Modell“, wo der Trainer gleichzeitig Manager ist. „Das hat mir aufgestoßen, diese Art der Arbeit, dass da immer ein Manager noch dasitzt und seine Kommentare abgibt – zu den Spielern, oder zum Schiedsrichter.“

Da habe man sich aufgerieben, bis „ich dann gemerkt habe, es wird nie zur Umsetzung eines Vertrages kommen“. Nach dem Mainz-Spiel sei er angefressen gewesen, er habe nicht geschlafen. „Und dann bin ich ein Typ, der auch nichtmehr vor sich selbst halt machen kann“, sagte Klinsmann, „klar, wenn ich das mit ein paar Leute noch abgesprochen hätte, die hätten mich wahrscheinlich umgestimmt.“

Zu seiner Zukunft bei Hertha sagte er, dass diese dem Klub „überlassen“ sei. Das habe auch nichts mit seinem Posten im Aufsichtsrat zu tun, „das sollen die Leute sagen, wie sie es wünschen“.

Am Ende bat Jürgen Klinsmann noch mal um Verständnis. „Ich bin halt mal so geschnitzt, mit meinen Ecken und Kanten, die wir alle haben“, sagte er. „Für das, wie das rübergekommen ist, entschuldige ich mich noch mal bei euch.“

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