Basketball: Die Achterbahnsaison von Alba Berlin
Alba Berlin spielt eine Saison mit Aufs und Abs. Vermutlich macht gerade das die Mannschaft so beliebt beim Anhang.
Die Philosophie von Marco Baldi ist leicht zu verstehen. Sie geht so: Taktiert wird nicht im Basketball. Selbst wenn die Mannschaft angeschlagen ist. In jedem Spiel geht es darum, alles zu geben. „Es gibt einen Rhythmus im Basketball, den musst du versuchen aufrechtzuerhalten“, sagt der Manager des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin. Deswegen kann man den Mann fast schon verärgern mit der Frage, ob Alba durch die müde Vorstellung am Sonntag gegen Oldenburg mit Hinblick auf die kommenden Aufgaben ein paar Energiereserven gespart habe. „Gespart haben wir gar nichts“, sagt er.
Schon am Mittwoch empfängt Alba Berlin in der Arena am Ostbahnhof das spanische Top-Team Unicaja Malaga zum Entscheidungsspiel im Eurocup-Viertelfinale (Spielbeginn: 19 Uhr). Erst am vergangenen Freitag hatten sich die Berliner dieses Spiel mit ihrer besten Saisonleistung beim 101:81-Erfolg in Andalusien erkämpft. Alba spielte wie eine europäische Spitzenmannschaft, um zwei Tage später gegen Oldenburg (78:94) wie eine nationale Durchschnittstruppe aufzutreten.
Diese beiden Spiele sagen viel über die Mannschaft aus. Sie kann begeistern wie vermutlich kein anderes Team in der Bundesliga. Aber sie ist nicht in der Lage, dies permanent in dem eng getakteten Spielplan zu tun. Manager Baldi sieht das ganz anders. „Wir spielen konstant“, sagt er. „Nur diese Woche stellte und stellt uns vor besondere Anforderungen.“ Doch Ausnahmesituation hin oder her: Für eine europäische Spitzenmannschaft haben die Berliner nicht die entsprechende Tiefe im Kader, wie es im Sportjargon heißt. Das bedeutet: Die Spieler, die von der Bank kommen, sind qualitativ ein Stück weit entfernt von der Stammformation. Bei Gegner Unicaja Malaga, der über ein deutlich höheres Budget verfügt, ist das anders. Der enge Terminkalender bereitet den Andalusiern weniger Probleme.
Das Sprunghafte macht die Anhänger wahnsinnig
Dennoch gehen die Berliner keinesfalls als Außenseiter in das entscheidende Viertelfinalspiel. Wenn sie so weiter machen wie zuletzt, dann wäre schließlich nach der unterdurchschnittlichen Leistung gegen Oldenburg nun wieder ein glanzvolles Spiel gegen Malaga an der Reihe. Aber natürlich funktioniert so der Alba-Basketball auch wieder nicht. Bei Alba wusste man in den vergangenen Wochen mitunter bis in die Schlussminuten nicht, was am Ende herauskommt. Im Hinspiel gegen Malaga vor einer Woche gaben die Berliner noch eine 21-Punkte-Führung aus der Hand, ein paar Wochen zuvor aber drehten sie einen ähnlichen Punkte-Unterschied zu ihren Gunsten. „Das war eine Achterbahnfahrt für unsere Spieler“, sagt Baldi.
Dieses Sprunghafte macht die Anhänger wahnsinnig. Auf der anderen Seite fördert kaum etwas mehr die emotionale Bindung zu einer Mannschaft als das ständige Auf und Ab. Man kann Alba lieben in dieser Saison, aber man kann mit dem Team auch leiden.
Letzteres war für die Fans am Sonntagabend der Fall. Gegen den Tabellenzweiten Oldenburg verlor die Mannschaft von Trainer Aito Garcia Reneses ab dem dritten Viertel ihren Spielrhythmus. Die Niedersachsen mit ihrem überragenden Spielmacher Will Cummings (34 Punkte) nutzten das gnadenlos aus. Die Niederlage war umso bitterer, weil die Berliner dadurch auch im direkten Vergleich gegen Oldenburg zurückliegen. Nun sind in der Bundesliga-Hauptrunde für Alba noch 14 Spiele zu bestreiten. Doch in den Play-offs droht ein Halbfinale gegen die übermächtigen Bayern. Bis dahin aber ist es noch ein weiter Weg. „Wir greifen hoch“, sagt Baldi. Deshalb ist bei Alba auch eingepreist, dass man leer ausgehen kann.