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Mit unsicherem Stand. Erik Schmidt zählt zu den Spielern, die von den Verantwortlichen kritisiert wurden.
© imago/Bernd König

Handball-Bundesliga: Dicke Luft bei den Füchsen Berlin

Vor dem Europapokal-Spiel gegen Logrono am Sonntag zählen Trainer Velimir Petkovic und Manager Bob Hanning die Handballer der Füchse Berlin an.

Über das Verhalten von Handball-Trainern während eines Spiels ließen sich ganze Bücher schreiben – so wunderbar unvorhersehbar sind ihre Aktionen, so wunderbar unkonventionell führen sie sich mitunter auf. Velimir Petkovic zum Beispiel, der Trainer der Füchse Berlin, hat das am Donnerstagabend mal wieder bestätigt. Im Bundesliga-Spiel gegen die SG BBM Bietigheim führte sein Team wenige Minuten vor dem Ende mit fünf Treffern; die Sache war also entschieden, auf den Rängen begannen bereits die Feierlichkeiten. Nur Petkovic war so gar nicht nach zum Feiern zu Mute; er war mächtig sauer über den fahrigen Auftritt seiner Mannschaft. So sauer, dass er die Grüne Karte – normalerweise Signal für eine Auszeit – kurzerhand zweckentfremdete und wütend hinter die Ersatzbank warf.

Warum sich Petkovic dermaßen aufregte, erklärte er hinterher so: „Ich bin zufrieden mit den zwei Punkten und dem Sieg. Aber mit der Leistung bin ich überhaupt nicht einverstanden. Das geht so nicht!“ Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass im Berliner Lager Dissonanzen zwischen Entscheidungsträgern und Spielern an die Oberfläche gelangten. „Wir haben das höchst mittelmäßig gemacht“, befand Manager Bob Hanning. Konsequenterweise kündigte Petkovic vor dem EHF-Cup-Spiel gegen den spanischen Klub CB Logrono an diesem Sonntag (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Dazn) Einzelgespräche mit seinen Spielern an. „Der Trainer macht jetzt den ersten Aufschlag und ich mache dann den zweiten“, sagte Hanning.

Bei Füchse-Spielern sollten Alarmlampen angehen

Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt: Wenn Oberaufseher Hanning solch scharfe Sätze sagt, sollten bei den Spielern alle Alarmlampen angehen. Für gewöhnlich mischt sich Hanning nicht ins Alltagsgeschäft der Profis ein – abgesehen vielleicht von zarten Interventionen zur Einsatzzeit der Nachwuchsspieler. Ansonsten weiß er den fast ausnahmslos mit Nationalspielern besetzten Kader bei Petkovic in guten und sehr erfahrenen Händen. Wenn es allerdings um Grundsätzliches geht, um Faktoren wie Einstellung, Bereitschaft und Entschlossenheit, versteht Hanning keinen Spaß. „Im Moment sind wir in einem Modus, dass wir nur in besonderen Situationen besondere Leistungen abrufen wollen“, sagt der Manager, „aber so funktioniert ein Spitzenteam nach meinen Vorstellungen nicht.“

Tatsächlich haben die Berliner in dieser Saison ein ausgeprägtes Talent dafür, Spiele herzuschenken oder spannend zu machen, die von der Papierform klare Angelegenheiten sein sollten. In der Bundesliga stehen nach zwei Dritteln der Saison bereits acht Niederlagen in der Bilanz – kein kompatibler Wert mit den hohen Erwartungen des Vereins. Wenn sich die Mannschaft nicht schon für das Finalturnier um den DHB-Pokal am 6./7. April qualifiziert hätte und im EHF-Cup aussichtsreich im Rennen läge, wäre die Lage wohl noch ein wenig angespannter.

„In der Hinrunde haben wir oft genug und aus nachvollziehbaren Gründen ein Auge zugedrückt“, sagt Hanning. Seinerzeit hatten die Berliner phasenweise zehn Verletzte zu beklagen. „Aber die sind jetzt fast alle wieder zurück. An der Breite des Kaders beziehungsweise am Personal kann es also nicht liegen.“ Trotz aller Wechseloptionen zeigten zuletzt nur wenige Profis verlässlich gute Leistungen, allen voran die jungen Rückraumspieler Paul Drux und Jacob Holm.

Um die Zukunft muss sich in Berlin niemand sorgen

Drux und Holm sind bei den Füchsen mit langfristigen Verträgen ausgestattet, um ihre unmittelbare Zukunft in Berlin müssen sie sich im Gegensatz zu so manchem Teamkollegen nicht sorgen. „Es kann gut sein, dass es im Sommer einen Schnitt geben wird“, sagt Hanning. Wie zielstrebig der Manager diese Idee verfolgen wird, hängt nicht zuletzt von den Auftritten der Füchse bis zum Saisonende am 9. Juni zusammen. Als angezählt dürfen sich etwa Kreisläufer Erik Schmidt und Abwehrchef Jakov Gojun betrachten, die bei Hannings Manöverkritik namentlich genannt wurden und dabei nicht gut wegkamen.

„Ich will attraktiven, guten Handball von einer gierigen Mannschaft sehen. Das muss unser Anspruch sein“, sagt Hanning. „Wenn unsere Spieler das allerdings anders sehen und die Ansichten nicht kompatibel mit meinen Ansichten sind, dann weiß ich ganz genau, was passiert“, ergänzt der Manager. Nämlich? „Dass sich meine Meinung durchsetzen wird. Es wäre ja auch etwas ganz Neues, wenn das nicht so kommt.“ Deutlicher kann Hanning seinen Profis gegenüber kaum mit dem Zaunpfahl winken. Ob der Warnschuss angekommen ist, können sie bereits am Sonntag zeigen.

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