Affäre um Vergabe der WM 2006: DFB-Präsident Niersbach: "Alles mit rechten Dingen zugegangen"
Der DFB-Präsident weist die Korruptionsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2006 zurück. Die mysteriösen 6,7 Millionen Euro seien eine Gebühr gewesen, die die Fifa gefordert habe.
13.52 Uhr: Das war es aus Frankfurt. Eine kurze Zusammenfassung der Argumentation Niersbachs: Die umstrittenen 6,7 Millionen Euro, die laut "Spiegel" zum Stimmenkauf für die WM-Vergabe verwendet sein könnten, seien eine Fifa-Gebühr. Die habe der Weltverband vorab verlangt, um dem DFB einen "Organisationszuschuss" von 170 Millionen Euro für die Ausrichtung der WM 2006 zu gewähren. Das Geld habe dann der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus auf Vermittlung von Franz Beckenbauers Manager Robert Schwan als Darlehen zugesagt und laut Niersbach direkt der Fifa überwiesen. Der DFB habe dann 2005 dieselbe Summe der Fifa als "Rückabwicklung" überwiesen.
13.47 Uhr: Die Pressekonferenz ist zu Ende. Es bleiben mehr Fragen als Antworten.
13.45 Uhr: Von den 6,7 Millionen Euro hat Niersbach auf "merkwürdigen Umwegen erfahren", sagt Niersbach. Ins Detail will er nicht gehen.
13.34 Uhr: Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger ist laut Niersbach bisher nicht befragt worden, es liege aber in der Natur der Sache, dass dies nun geschehen solle.
13.31 Uhr: Niersbach erklärt, er "zermartere" sich den Kopf: "Was ist denn damals gewesen?" Es habe damals 25, 30 Verträge mit der Fifa gegeben. "Ich erinnere mich an sehr viele Einzelheiten. Aber bei diesem Thema wäre ich selber froh, wenn ich es präziser wüsste." Er weiß nur: Korruption habe es nicht gegeben, "auf keinen Fall in der Operation WM 2006".
13.28 Uhr: Niersbachs Credo in dieser Pressekonferenz: "Auch das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann."
13.26 Uhr: Niersbach macht einen ziemlich unsicheren Eindruck, verhaspelt sich oft: "Ich war in diese Finanzabwicklung nur sehr bedingt eingebunden. Deswegen kann ich auch heute nicht die restlose Aufklärung liefern."
13.23 Uhr: Den Zusammenhang zwischen dem bewilligten Fifa-Zuschuss und dem Darlehen der 6,7 Millionen Euro habe er "im Grunde genommen erst in diesem Sommer" mitbekommen, so Niersbach. Er könne auch nicht definitiv ausschließen, dass seine Handschrift in einem persönlichen Vermerk auftauche: „Ich kann mich daran nicht erinnern, kann es aber auch nicht ausschließen.“
13.22 Uhr: Niersbach: "Wir haben kein Geld von Robert Louis-Dreyfus bekommen. Das ging an die Finanzkommission der Fifa."
13.20 Uhr: Warum die Fifa einerseits einen Kostenzuschuss gewährte, andererseits eine Gebühr verlangte, kann Niersbach selbst nicht erklären. "Da bin ich überfragt. Diese Frage kann ich nicht beantworten."
13.20 Uhr: Niersbach entschuldigt sich: "Ich habe für die Auswertung bis zum Dienstag gebraucht, um das zu verstehen." Er habe von dem Vorgang "im Juni etwa erfahren, über Umwege. Es ist zweifellos mein Versäumnis gewesen, die anderen Mitglieder des Präsidiums nicht frühzeitig informiert zu haben.“ Er legt nach: "Aber die wichtige Botschaft, die steht: Das Sommermärchen war ein Sommermärchen und es bleibt ein Sommermärchen."
13.15 Uhr: Niersbach legt eine komplizierte Argumentation vor. Nach dem WM-Zuschlag für Deutschland begannen demnach Verhandlungen über einen "Organisationszuschuss" mit der Fifa für die WM. "Wir wussten, dass Japan und Korea vier Jahre vorher jeweils 100 Millionen Dollar von der Fifa bekommen hatten“, so Niersbach. „Im Januar 2002 hat unser Generalsekretär Horst R. Schmidt Franz Beckenbauer gebeten, zu einem Treffen in Zürich gebeten.“ Dort sei es zu einem Vier-Augen-Gespräch zwischen OK-Chef Beckenbauer mit Fifa-Präsident Joseph Blatter gekommen. Blatter habe Beckenbauer 250 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 170 Millionen Euro) in Aussicht gestellt, im Gegenzug dazu müssten aber 10 Millionen Schweizer Franken an die Finanzkommission der Fifa überwiesen werden, quasi als Sicherung dieses Zuschusses. Das WM-OK verfügte laut Niersbach damals nicht über genügend eigene Mittel, um diese Gebühr bezahlen zu können. Deswegen habe Beckenbauer dafür mit seinem Privatvermögen einspringen wollen. Sein damaliger Manager Robert Schwan habe ihm davon abgeraten und die Verbindung zum damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus geknüpft. Der habe dann der Fifa-Finanzkommission den geforderten Betrag zukommen lassen. 2005 habe Louis-Dreyfus sein Geld dann zurückgefordert. Die Fifa habe den DFB zur Begleichung aufgefordert. Das tut dieser schließlich unter dem Decknamen „WM-Kulturprogramm“. Die Fifa erhält also zweimal Geld, ob sie es tatsächlich an den Adidas-Chef weitergeleitet hat, „entzieht sich meiner Kenntnis“, so Niersbach.
13.06 Uhr: Wolfgang Niersbach will "in aller Offenheit und Ehrlichkeit die Dinge" darstellen. Die Kernbotschaft schickt er vorweg: "Es ist bei der WM-Vergabe 2006 alles mit rechten Dingen zugegangen."
13.05 Uhr: Niersbach hat den Saal betreten.
13.00 Uhr: Die Kameras sind aufgebaut, Niersbach fehlt noch.
12.50 Uhr: Zur Erinnerung, die bisherige Argumentation Niersbachs lautet wie folgt: "Die WM 2006 war ein Sommermärchen und ist ein Sommermärchen. Das Sommermärchen ist nicht zerstört. Es hat keine schwarzen Kassen gegeben, es hat keinen Stimmenkauf gegeben. Die Bewerbung haben wir mit lauteren Mitteln bestritten, und wir haben sie letztlich am 6. Juli 2000 in Zürich mit lauteren Mitteln auch für uns, für Deutschland, für den deutschen Fußball entschieden."
12.39 Uhr: Willkommen zu unserem Liveblog. Um 13 Uhr will der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach eine Pressekonferenz abhalten. Dabei soll es laut einer DFB-Mitteilung um „den aktuellen Sachstand zur Diskussion um die WM 2006“ gehen. Im Zentrum dürfte der Verbleib der mysteriösen 6,7 Millionen Euro stehen, die laut "Spiegel" dazu verwendet wurden, um Stimmen für die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft nach Deutschland zu kaufen. Es wird spannend: Geht der umstrittene Niersbach in die Offensive? Legt er wie angekündigt Gegenbeweise vor? Oder tritt er gar zurück? In Kürze gibt es mehr.
Christian Hönicke
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