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Umkämpftes Duell. Deutschland, hier Suat Serdar (r.) und der Argentinier Leandro Paredes (l) , gab eine 2:0-Führung noch aus der Hand.
© Foto: Marius Becker/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nationalmannschaft nur mit einer starken Hälfte: Deutschland verspielt Sieg gegen Argentinien

Deutschland bringt gegen Argentinien eine 2:0-Führung nicht über die Zeit. Und das, obwohl die DFB-Elf den überragenden Spieler in ihren eigenen Reihen hat.

Auf einmal war das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wieder allgegenwärtig. Das Tor von Mario Götze, das die deutsche Nationalmannschaft gegen Argentinien zum Weltmeister machte. Die Choreografie vor dem Spiel, die Götzes Schuss in Schräglage in jener 113. Minute in Rio zeigte, nahm schwarz-rot-gold auf weiß die gesamte Südtribüne ein. Dabei spielte Götze wie so oft in den vergangenen Wochen im Dortmunder Westfalenstadion keine Rolle. Und das, obwohl Bundestrainer Joachim Löw bei der Neuauflage des WM-Endspiels von vor fünf Jahren aufgrund der Ausfallmisere so ziemlich alles aktivierte, das zur Verfügung stand.

Doch die 18 Nationalspieler, die es letztlich unfallfrei auf den Spielberichtsbogen geschafft hatten, machten ihre Sache beim 2:2 (2:0) außerordentlich gut. Damit bleibt die Niederlage im WM-Halbfinale 2006 gegen Italien die einzige Länderspiel-Pleite in Dortmund. Damals war noch keiner der deutschen Spieler, die am Mittwochabend in der Startelf standen, volljährig.

Die Verjüngungskur hatte sich der Bundestrainer allerdings nicht ausgesucht, sie wurde ihm verschrieben. Am Spieltag fiel kurzfristig auch noch Niklas Stark aufgrund von Magen-Darm-Problemen aus. Besonders bitter für den Hertha-Verteidiger, weil er eine Einsatzgarantie vom Bundestrainer bekommen hatte. Wie auch Luca Waldschmidt, der neben Stark-Vertreter Robin Koch in der Startelf stand – Suat Serdar und Nadiem Amiri, die später als zwei von nur fünf Feldspielern auf der Bank eingewechselt wurden, kamen ebenfalls zu ihren ersten Einsätzen. Und weil Marco Reus aufgrund von Knieproblemen geschont wurde, blieb Julian Brandt der einzige Dortmunder, der im heimischen Stadion auflaufen durfte.

Apropos Einsatzgarantie: Die hatte auch Torwart Marc-André ter Stegen bekommen, der sich erst in der EM-Qualifikation am Sonntag in Estland wieder hinter Manuel Neuer anstellen muss. Das Spiel gegen die Argentinier begann nach einer Schweigeminute, aufgrund des Anschlags auf eine Synagoge in Halle, etwas später – die deutsche Nationalmannschaft, die erstmals von Kapitän Joshua Kimmich aufs Feld geführt wurde, nahm aber sofort Fahrt auf: In der 15. Spielminute legte der überragende Serge Gnabry den Ball akrobatisch, von Lukas Klostermann bedient, am herausstürzenden Torwart Agustin Marchesin vorbei ins linke untere Eck.

Viel Spielwitz bei der deutschen Nationalmannschaft

Das junge deutsche Team überzeugte vor 45.197 Zuschauern schon früh mit viel Spielwitz. Die Außenverteidiger Klostermann und Marcel Halstenberg verteidigten hoch und beschäftigten ihre argentinischen Pendants quasi als zweite Außenstürmer-Reihe. Hinzu kam die enorme Fehleranfälligkeit der Argentinier, bei denen Trainer Lionel Scaloni auch auf eine Reihe von Stammspieler, unter anderem auf seinen Namensvetter mit Nachnamen Messi, verzichten musste. Das machte sich in der 23. Minute erneut bemerkbar.

Nach einem Ballverlust Nicolas Tagliaficos machte sich Klostermann mal wieder auf die Reise und spielte rund 25 Meter vor dem Tor auf rechts zu Gnabry. Der hatte das Auge für den eingelaufenen Kai Havertz, der am Fünfer nur noch einschieben musste. Und in der 31. Minute waren die Deutschen sogar dem 3:0 sehr nah, als Halstenberg einen Freistoß aus 30 Metern mit links an den Querbalken setzte. Kurz darauf stand es dann aber auch schon 1:1 nach Aluminiumtreffern, als Rodrigo de Paul vor der Strafraumkante abschloss, ter Stegen umsonst flog – der Ball aber nur an den linken Pfosten klatschte.

Knapp neben den Pfosten schoss Waldschmidt dann zu Beginn der zweiten Hälfte, nach einer Ecke traf er nur das Außennetz. Die nächste Chance war dann Emre Can vorbehalten, den es nicht mehr in der Abwehr-Dreierkette, die er mit Koch und Niklas Süle bildete, hielt. Nach einer schönen Kombination scheiterte er nach Havertz‘ Vorlage an Marchesins Fußabwehr.

Das Spiel konnte nun nicht an das hohe Tempo der ersten 45 Minuten anknüpfen. Doch wie aus dem Nichts wurde es nochmal spannend: Der für Paulo Dybala eingewechselte Leverkusener Lucas Alario köpfte erst den Anschlusstreffer in der 66. Minute, zehn Zeigerumdrehungen später wurde sein Schuss noch gerade so zur Ecke abgefälscht.

Die Argentinier drängten nun auf den Ausgleich, bei den Deutschen ging der Spielfluss mehr und mehr verloren – und so konnten sich die Südamerikaner spät belohnen: Lucas Ocampos setzte mit seinem 2:2 nach starker Vorarbeit von Alario fünf Minuten vor dem Ende den Schlusspunkt in einem unterhaltsamen Spiel.

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