Eishockey-WM: Deutschland verliert wieder nach Penaltyschießen
Erneut nur ein Punkt für das DEB-Team bei der Eishockey-WM. Gegen Norwegen verliert Marco Sturms Mannschaft 4:5 nach Penaltyschießen.
Ein krudes Spiel, eine seltsame Niederlage? Nicht so schlimm. Zumindest rhetorisch waren die deutschen Eishockeynationalspieler am Sonntag stark in Form. Sie hätten ja nun in Herning nach der zweiten Niederlage nach Penaltyschießen ihre Enttäuschung laut äußern können. Denn nach dem 2:3 zum WM-Auftakt gegen Dänemark gab es in Herning ein 4:5 (2:2, 1:1, 1:1/0:1) nach Penaltyschießen gegen die Norweger. Aber das sehr holprige Spiel wurde mehr wegmoderiert als selbstkritisch auseinandergenommen. Schlecht gespielt? „Das kann ich so nicht bestätigen“, sagte der Kölner Moritz Müller. „Wir hatten schwächere Phasen, aber auch sehr starke Phasen. Dann haben wir Moral gezeigt und drei Mal einen Rückstand aufgeholt.“
Mit ein wenig mehr Glück hätte die deutsche Mannschaft mit zwei gewonnenen Penaltyschießen nun vier und nicht nur zwei Punkte auf ihrem Konto. Aber das klappte eben nicht, gegen die Norweger liefen die Spieler von Marco Sturm nach katastrophalen Fehlern in der Anfangsphase schnell einem 0:2-Rückstand hinterher. Gegen das untere Mittelgewicht im internationalen Eishockey kamen sie dann aber doch noch ins Spiel. Besonders, weil Patrick Hager (München) in Fahrt kam, einer der wenigen Nationalspieler in der deutschen WM-Mannschaft, der bei den Winterspielen Silber gewannen. In Überzahl gelang ihm der Anschlusstreffer. Wenig später glich der junge Stürmer Marc Michaelis (Minnesota State University) per Distanzschuss zum 2:2 aus.
Zu Anfang des zweiten Drittels ging Norwegen wieder in Führung. Hager gelang erneut im Powerplay der Ausgleich. Wild ging es im letzten Drittel weiter, Norwegen führte wieder und nur Sekunden später schoss Yannic Seidenberg das 4:4. Die vielen deutschen Fans unter den nur 5491 Zuschauern waren begeistert. Jetzt also würde der Silbermedaillengewinner von Pyeongchang doch sein Spiel durchziehen. Von wegen.
Der Rhythmus fehlt
Alle gute Torchancen nach dem 4:4 wurden verstolpert und Norwegen gewann das Penaltyschießen gegen den wie gegen Dänemark wieder sehr unsicheren deutschen Torwart Timo Pielmeier vom ERC Ingolstadt.
Yannic Seidenberg, noch einer der Besten in der viel zu unausbalancierten deutschen Mannschaft, sagte schließlich: „Es fällt uns momentan schwer, unsere Struktur durchzuziehen.“ Bundestrainer Sturm sieht es ähnlich. „Wir kommen einfach nicht in unseren deutschen Rhythmus hinein. Wir sind eben personell nicht so aufgestellt, wie ich mir das noch vor ein paar Wochen vorgestellt hatte.“
Patrick Hager fand: „Vor ein paar Wochen haben uns noch alle gefeiert, weil wir bei den Olympischen Spielen gegen Norwegen im Penaltyschießen gewonnen haben. Daher lasse ich mir da jetzt nicht einreden, dass alles schlecht sein soll.“
Nicht alles, aber vieles. Das deutsche Team könnte die Vorrunde gemessen an den bisher gezeigten Leistungen im Tabellennirwana beenden, ein paar Punkte werden wohl noch dazukommen in den verbleibenden fünf Spielen. Aber vom Erreichen des Viertelfinales will der Bundestrainer erst einmal „nicht mehr sprechen“. Zumal es ja bereits am Montag gegen die USA (16.15 Uhr, live auf Sport 1) weitergeht. Gegen einen Gegner, der sich bisher blendend verkauft hat mit Siegen gegen Kanada und Dänemark. Aber das heiße natürlich noch nicht viel, findet Yannic Seidenberg. „Wir haben bei den letzten Turnieren gezeigt, dass wir jeden großen Gegner schlagen können. Und das versuchen wir morgen wieder.“
Vielleicht ist es sogar gut, dass die deutsche Mannschaft in dieses Spiel mal nicht als Favorit geht. Diese Last schien bei den ersten beiden Auftritten in Dänemark dann doch zu schwer zu sein für die Spieler von Marco Sturm.