zum Hauptinhalt
Die Mauer. Sie hielt nicht immer beim deutschen Team.
© dpa/Kulczynski
Update

Handball-EM in Polen: Deutschland verliert gegen Spanien 29:32

Die deutschen Handballer sind mit einer Niederlage in die EM gestartet. Schwache elf Minuten in der ersten Hälfte verhindern einen möglichen Punktgewinn gegen Spanien.

Auf einmal, gegen Viertel vor acht, war wieder Stimmung unterm Betonkuppeldach. Die deutschen Handball-Fans in der Jahrhunderthalle von Breslau, geschätzt 1000 Menschen in Schwarz-Rot-Gold, erhoben sich von ihren Sitzen und beklatschten ihre Mannschaft dafür, dass sie einem scheinbar aussichtslosen Spiel doch noch eine spannende Wende verpasst hatte. Bei der Europameisterschaft in Polen war der Auswahl von Bundestrainer Dagur Sigurdsson gerade der Treffer zum 26:28 gelungen, zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit betrug der Rückstand gegen Spanien nur zwei Treffer und nicht mehr sechs, sieben oder acht. Sollte tatsächlich noch was gehen?

„Wir haben bis zum Schluss gekämpft, das war vorbildlich“, sagte Sigurdsson wenig später, „wir waren auf Augenhöhe, aber es hat leider nicht ganz gereicht.“ 29:32 (15:18) verlor das deutsche Team sein Auftaktspiel in der Gruppe C gegen den Weltmeister von 2013. „Das hätte nicht sein müssen“, sagte Torhüter Carsten Lichtlein. Die Deutschen gaben die Begegnung im Grunde innerhalb weniger Minuten aus der Hand, mit einer Schwächephase zwischen Minute elf (9:7-Führung) und Minute 22 (11:18-Rückstand). „Trotzdem können wir ein paar positive Sachen mitnehmen“, sagte Sigurdsson.

Wie zum Beispiel die gute Anfangsphase, in der beide Teams enorm hohes Tempo gingen, ihre Pflichten in der Defensive aber auch sträflich vernachlässigten; nach zehn Minuten waren bereits 14 Treffer gefallen, weder Lichtlein noch sein spanisches Pendant Arpad Sterbik bekamen auch nur irgendein Körperteil an die Würfe des Gegners. Es folgte besagte Phase, in der so gar nichts zusammenpassen wollte beim deutschen Team. Mit Beginn der personellen Rotation, die bei Sigurdsson erfahrungsgemäß nach einer Viertelstunde einsetzt, kam ein Bruch ins Spiel seines Teams. Die Wechsel waren, angesichts der hohen Belastung in den nächsten Tagen, zwar perspektivisch gut gemeint, für den konkreten Moment sollten sie aber nichts Gutes verheißen.

„Wir haben viel zu viele unnötige und technische Fehler gemacht“, sagte Sigurdsson. „Eine Weltklasse-Mannschaft wie die Spanier bestraft solche Nachlässigkeiten natürlich sofort“, analysierte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Spätestens nach dem Treffer des überragenden spanischen Rechtsaußen Victor Tomas zum 11:18 schien die Vorentscheidung gefallen. Ungeachtet des Negativlaufs kämpften sich die Deutschen aber noch einmal auf 15:18 heran, nicht zuletzt begünstigt durch zahlreiche Zeitstrafen gegen die Spanier.

Mit dem letzten Freiwurf vor der Halbzeitsirene verdiente sich Jorge Maqueda eine Rote Karte, weil er Steffen Weinhold in der deutschen Mauer mit voller Wucht ins Gesicht geworfen hatte. Das französische Schiedsrichter-Gespann Pichon/Reveret hatte in der Folge größte Mühe, eine Rudelbildung zu verhindern.

Dummerweise konnten die deutschen ihre 6-3-Überzahlsituation nach der Pause nicht in Zählbares umwandeln. „Da hätte es kippen können“, sagte Lichtlein, „aber es war aus meiner Sicht nicht die entscheidende Phase.“ In jedem Fall ermöglichte sie den Spaniern, das Match im Stile eines äußerst eingespielten wie routinierten Team in – aus ihrer Sicht – geordnete Bahnen zu lenken; sie verschleppten geschickt das Tempo, spielten ihre Angriffe lange und sicher aus und steigerten sich sowohl im Rückzugsverhalten als auch in der Defensivarbeit enorm. Das deutsche Team konnte den Rückstand nur auf maximal zwei Treffer verkürzen, eben beim 26:28. „Mit ein bisschen Glück hätten wir etwas mitnehmen können“, sagte Sigurdsson noch, „aber jetzt müssen wir uns auf das nächste Spiel konzentrieren.“ Das findet am Montag gegen Schweden statt..

Zur Startseite