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Jan-Lennard Struff (l.) leitete die Aufholjagd mit seinem Sieg gegen Cameron Norrie ein. Sehr zur Freude seines Teamchefs Michael Kohlmann.
© Imago

Dramatisches 2:1 gegen Großbritannien: Deutsche Tennis-Männer erreichen Halbfinale im Davis Cup

Erstmals seit 14 Jahren steht Deutschland wieder im Davis-Cup-Halbfinale. Das Team von Kapitän Michael Kohlmann machte es gegen Großbritannien extrem spannend.

Erst zum zweiten Mal nach den glänzenden Zeiten von Boris Becker und Michael Stich haben die deutschen Tennis-Männer im Davis Cup die Chance aufs Endspiel. Dank eines starken Jan-Lennard Struff und eines grandiosen Doppels mit Kevin Krawietz und Tim Pütz zog die deutsche Auswahl am Dienstagabend in Innsbruck erstmals seit 2007 wieder ins Halbfinale ein.

Mit 2:1 bezwang die Mannschaft von Bundestrainer Michael Kohlmann die favorisierten Briten. Nervenstark sorgten Krawietz und Pütz mit dem mitreißenden 7:6 (12:10), 7:6 (7:5) gegen Joe Salisbury und Neal Skupski für Jubel in der deutschen Box - in der coronabedingt weitestgehend leeren Olympiahalle. Das Siegerduo holte im entscheidenden Tiebreak sogar einen 0:5-Rückstand noch auf.

Struff hatte zuvor mit einem 7:6 (8:6), 3:6, 6:2 gegen den Weltranglisten-Zwölften Cameron Norrie das vorzeitige Aus verhindert, nachdem Peter Gojowzyk chancenlos geblieben war. Die Deutschen reisen jetzt nach Madrid und treffen am Samstag auf die starken Russen oder Außenseiter Schweden. Der Gegner wird am Donnerstag ermittelt.

Nachdem die Jahre mit Becker und Stich zu Ende gegangen waren, stand eine deutsche Auswahl nur vor 14 Jahren im Halbfinale des prestigeträchtigen Länder-Wettkampfs. Der Sprung unter die Top Vier im veränderten Modus ist jetzt auch hoch anzurechnen, weil Weltklasse-Spieler Alexander Zverev fehlt. Der 24-Jährige hat keine Lust aufs neue Format und entschied sich gegen die Teilnahme.

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Immer wieder sprangen der deutsche ebenso wie der britische Tross auf, das Doppel war an Spannung kaum zu überbieten. 2019 waren die Deutschen - in anderer Formation - im Viertelfinale gegen die Briten ausgeschieden. Diesmal waren sie nach den beiden 2:1-Siegen in der Vorrunde gegen Serbien und Österreich optimistisch. Gerade auch wegen Krawietz und Pütz, die im Davis Cup unbesiegt sind.

Das Selbstbewusstsein half gegen Salisbury und Skupski, die angesichts von vier Satzbällen den ersten Durchgang ebenfalls gewinnen konnten. Stattdessen nutzte das deutsche Olympia-Doppel seinerseits den vierten Satzball. Auch im zweiten Durchgang hätte die hochklassige und emotionale Partie in beide Richtungen gehen. Ständig liefen Pütz und Krawietz dem Rückstand hinterher, wieder ging es in den Tiebreak und die Deutschen triumphierten.

Dabei war es mit dem 2:6, 1:6 von Gojowczyk gegen Daniel Evans nicht gut losgegangen. Anders als Gojowczyk, den der Druck für Deutschland zu spielen, offenbar lähmte, schien dann die Situation Struff eher zu beflügeln. „Das ist auf jeden Fall einer der wichtigsten Siege, die ich errungen habe. Das bedeutet mir extrem viel“, erklärte Struff.

Peter Gojowczyk ersetzte im ersten Einzel Dominik Koepfer - und verlor klar

Mutig zu spielen, die taktischen Tipps und der Zuspruch von Teamchef Kohlmann und die Anfeuerung aus der Box seien die Schlüssel gewesen. Der Sauerländer agierte nervenstark und begann furios. Als sein 4:1-Vorsprung weg war, ging er wieder häufiger ins Risiko. Im Tiebreak wehrte Struff zwei Satzbälle der Nummer 12 der Welt ab.

Der Brite hatte im Oktober mit dem Titel in Indian Wells überrascht und bewies seine starke Form. Am Ende habe er es geschafft, mit viel „Energie“ aktiv zu sein, so Struff: „Es macht so viel Spaß, im Team zu spielen.“ Ganz anders erging es Gojowczyk.

Erstmals bei dieser Endrunde hatte der Münchner anstelle von Dominik Koepfer das Vertrauen erhalten, nachdem er zuvor sieben Jahre lang nicht zum Einsatz gekommen war. Kohlmanns Umstellung ging schief. Der Weltranglisten-86. wirkte nervös und fand keinen Rhythmus.

Sinnbildlich war der Doppelfehler beim Matchball des Weltranglisten-25. Evans. „Du fühlst dich nicht wohl in der Haut“, sagte Gojowczyk. Weil er so nervös gewesen war, habe er in der Nacht zuvor schlecht geschlafen. „Vielleicht habe ich mir zu viele Gedanken gemacht. Du willst es unglaublich gut machen, du willst den Punkt für Deutschland machen“, erklärte der 32-Jährige. (dpa)

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