"Eine Katastrophe": Deutsche Handballer verlieren klar gegen Spanien
Die deutschen Handballer haben bei der Europameisterschaft gegen Spanien verloren, auch wegen eines verschlafenen Starts.
Düster waren die Mienen der deutschen Handballer, als sie das Spielfeld der neuen Niroldahalle in Trondheim verließen. Es war ja nicht nur das Ergebnis, dieses 26:33 (11:14) gegen Spanien, das ihr Selbstverständnis als Medaillenkandidat bei der 14. Handball-EM geradezu karikierte. Hinter ihnen und den verblüfften 6.554 Fans lag nicht weniger als ein spielerischer Totalzusammenbruch gegen einen Titelverteidiger, der zwar clever, aber nicht einmal überragendes Niveau präsentierte. „Es ist so, wie es ist“, sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler vom THW Kiel fatalistisch. Das Resultat? „Eine Katastrophe.“
Um in die Hauptrunde in Wien einzuziehen, benötigt die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop nun am Montag einen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Lettland, wird aber in diesem Fall mit der Hypothek von zwei Minuspunkten belastet sein. Das angepeilte Halbfinale von Stockholm ist auch wegen der hohen Niederlage stark gefährdet. „Wir sind sehr enttäuscht über unsere Leistung. Jetzt gilt es, den Kopf hochzunehmen“, sagte Bundestrainer Christian Prokop nach der ersten Niederlage des deutschen Teams seit über elf Monaten.
Schlechter Start
Schon zu Beginn hatte sich die vernichtende Niederlage angedeutet. Die Deutschen wurden sofort zum Opfer einer fast abenteuerlichen Nervosität: Regisseur Paul Drux (Füchse Berlin), der eines seiner schlechtesten Länderspiele zeigte, warf gleich im ersten Angriff den Ball zum Gegner. Dann scheiterte Kapitän Uwe Gensheimer völlig frei vor dem Tor an Keeper Perez de Vargas. Und nach zwei Fehlwürfen des Rückraum-Linkshänders Kai Häfners versagten auch Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek die Nerven. „Die Unsicherheit unseres Spiels hat viel mit dem Anfang zu tun“, glaubte Prokop.
Die Spanier erzielten zwar auch erst nach 4:42 Minuten durch Alex Dushebajev den ersten Treffer. Aber als die deutschen Angreifer für die aggressive 5:1-Defensive keine Lösung parat hatten und laut Prokop „behäbig“ agierten, nutzten die Iberer die Ballgewinne konsequent zu Tempogegenstößen. Man habe einfach nicht das nötige Zweikampfverhalten und die nötige Anlaufgeschwindigkeit gehabt, monierte Prokop. Das deutsche System kollabierte nun förmlich. Nach knapp zwölf Minuten war der Fehlstart perfekt, als die DHB-Auswahl durch Dushebajev mit 2:8-Toren in Rückstand lag. Auch Torhüter Johannes Bitter, der inzwischen für Andreas Wolff zwischen den Pfosten stand, war machtlos. Das deutsche Team wirkte schlichtweg führungslos und völlig überfordert.
Es drohte also schon früh ein Debakel, immerhin aber zeigte das deutsche Team Moral. „Wir haben uns zurückgekämpft, das war top“, sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher (Löwen). Die Basis für die Aufholjagd war die 3:2:1-Defensive, in der Hendrik Pekeler den Raum des spanischen Positionsangriffs geschickt einengte. Den 5:0-Lauf der Deutschen vollendete Julius Kühn mit einem brachialen Wurf aus dem Rückraum zum 9:10 (21.). Im nächsten Angriff war die Chance auf den Ausgleich da, aber Drux ließ sich den Ball aus den Fingern spitzeln. Zwei verworfene Strafwürfe Gensheimers, der völlig überfordert wirkte, verhinderten jedoch ein besseres Resultat zur Halbzeit (11:14).
Nach der Pause reagierte Prokop und brachte mit Patrick Zieker (Lemgo) und Timo Kastening (Hannover) zwei neue Flügel. Als das deutsche Team durch einen Siebenmeter Tobias Reichmanns (Melsungen) auf 18:20 (39.) verkürzte, glimmte noch einmal kurz Hoffnung auf. Aber dann zerbrach die hochgerühmte deutsche 3:2:1-Abwehr in ihre Einzelteile. Spätestens beim 18:26 (47.) war das Duell entschieden. „Am Ende haben uns auch Leidenschaft und Emotionen gefehlt“, sagte Prokop. Wenn es nur das wäre.
Der Weg zu einer Medaille ist jedenfalls nun noch steiniger.