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Hier könnten Russen Zuflucht finden. Hinter der olympischen Flagge im Team der unabhängigen Athleten.
© dpa

Olympia-Ausschluss russischer Leichtathleten: Der Weltverband müsste sich selbst sperren

Zum Olympiaausschluss der russischen Leichtathleten gab es eigentlich keine Alternative. Geurteilt darüber haben jedoch Mitverantwortliche. Ein Kommentar.

Doping ist ein Problem des Weltsports. Dennoch dürfen jetzt nur die russischen Leichtathleten nicht bei den Olympischen Spielen in Rio mitmachen. Ist das ungerecht? Nein. Es kann noch so formelhaft wiederholt werden, dass doch überall betrogen werde. Das kann nicht nur sein, das ist auch so. Aber für eine belastbare Sanktion reicht dieser Satz nicht aus. Über dem russischen Sport türmt sich eine erdrückende Indizienlast auf. Es gibt glaubwürdige Kronzeugen. Dokumente. Untersuchungen der Welt-Anti-Doping-Agentur. Gegen welches andere Land liegt gerade so viel Belastbares vor? Es ist jedenfalls so viel, dass von einem Dopingsystem gesprochen werden kann, nicht nur von Privatdoping. Die Kollektivstrafe mit Hintertür für einzelne Athleten schien daher die einzig mögliche Entscheidung. Trotzdem ist daran etwas faul.

Die Entscheidung wurde einstimmig vom Council des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) getroffen. Die IAAF hat über Jahre beim russischen Doping nicht nur weggesehen, sie hat auch kräftig mitgemischt. Beim Weltverbandspräsidenten Lamine Diack höchstpersönlich konnten sich gedopte russische Athleten freikaufen. Diack ist nun nicht mehr im Amt, gegen ihn ermittelt die russische Justiz. Der frühere russische Verbandspräsident Walentin Balachnitschew, selbst involviert ins russische Doping, war Schatzmeister der IAAF. Es ist unglaubwürdig, dass Sebastian Coe als damaliger Vizepräsident und heutiger Präsident von all dem Geschacher nichts mitbekommen haben will. Wenn die IAAF nun eine Kollektivstrafe gegen Russlands Leichtathleten ausgesprochen hat, müsste sie nach dieser Logik eigentlich auch das ganze alte Council sperren. Einen Neuanfang braucht nicht nur die russische Leichtathletik, einen personellen Neuanfang bräuchte auch die internationale Leichtathletik.

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