Kolumne: So läuft es: Der viel zu frühe Tod der Triathletin Julia Viellehner
Dass Triathletin Julia Viellehner gestorben ist, hat viele Menschen tief berührt. Sie war unter Läufern nie ein Superstar - und doch geht mit ihr ein großes Vorbild.
Dass Julia Viellehner Anfang der Woche von uns gegangen ist, tut weh. Nein, das tut unendlich weh. Mit 31 Jahren dieses wunderbare Leben zu verlieren, das ist nicht fair. Das ist einfach nicht fair. Und irgendwie ist es auch nicht fair, was Julia Viellehner zu Lebzeiten passierte. 2014 wurde ihre Familie für immer voneinander getrennt. Ihr Bruder Raphael und Julias Vater Johann verschwanden bei einer Bergtour am Mount Cook in Neuseeland. Sie wurden bis heute nicht gefunden. Julia blieb mit ihrer Mutter alleine zurück. Und es war nur der Sport, der sie, so sagte sie es oft, „zurück ins Leben brachte“.
Und dabei liebte sie ihren Vater so sehr. Er war es, der ihre Liebe zum Laufen entfachte. „In den 90ern freute ich mich riesig, dass ich mit meinem Vater eine 5 km Runde mitlaufen konnte – 20 Jahre später freute er sich, wenn er mit dem Rad mitkam! Mittlerweile konnte ich viele zigtausende Kilometer auf meinem virtuellen Laufkonto sammeln – mit schnellen, langsamen, langen oder kurzen Laufeinheiten, im Training und im Wettkampf, im Landkreis, in Deutschland und international", schrieb Julia Viellehner auf ihrer Homepage. "Trotzdem bin ich des Laufens nicht überdrüssig, sondern freue mich stets auf den nächsten Trainingslauf in den heimischen Innauen, im Mühldorfer Forst oder auf dem Glatzberg."
Obwohl sie 2011 vom Laufen zum Triathlon wechselte, blieb ihre Liebe zum Laufen. Denn das war der Grundstein für ihre sportlichen Erfolge. Julia Viellehner hat oft gesiegt. Beim Halbmarathon in Palma und Altötting, 2015 beim München Marathon, 2016 Deutsche Vizemeisterin Mitteldistanz, die Liste ist lang. Und wie wunderbar wäre es gewesen, wenn diese Liste noch so viel länger geworden wäre.
Sie kämpfte und konnte doch nicht gewinnen
Sie hat nie in der Liga der Hahners mitgespielt, auch den Bekanntheitsgrad einer Sabrina Mockenhaupt erreichte sie nie, vielleicht hat sie sich einfach deutlich mehr auf den Sport konzentriert als auf das Eigenmarketing. Stattdessen hat sie sich für Behinderte eingesetzt, und hat ihre Energie neben dem Sport dazu genutzt, andere Menschen zum Sport zu motivieren. Julia war sehr aktiv in den sozialen Netzwerken, und es gibt kein Foto, auf dem sie nicht lächelt. Es ist kein inszeniertes Lachen, es kommt von Herzen.
Und jedes Bild sagt etwas wie: „Komm schon, raff dich auf. Tu etwas für dich. Fang an zu laufen, fang an dich mehr zu bewegen. Sport ist manchmal hart. Und der Schweinehund ist ab und an ein übler Geselle. Aber fang an.“ Nachdem Julia Viellehner im Training in Italien von einem Lkw erfasst und schwer verletzt worden war, tat sie das, was sie immer tat: Sie kämpfte. „Wir sehen uns im Ziel“, sagte sie kurz vor jedem Wettkampf. Diesen letzten Kampf konnte sie leider nicht gewinnen.
Sie schaffte es diesmal nicht über die Ziellinie. Ihr Trainer und Lebensgefährte Tom Stecher schrieb am Mittwoch auf Facebook: „Die Ärzte haben nichts unversucht gelassen und Julia hat all eure Unterstützung gespürt und auch gebraucht. Bereits kurz nach dem Unfall waren Rettungssanitäter vor Ort und linderten ihren physischen Schmerz, so dass sie auf Ihrem weiteren Weg auch nicht unnötig leiden musste! Wir können sie alle so in Erinnerung behalten wie sie war."
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