Bilanz Africa-Cup: Der Verlierer heißt Afrika
Die Elfenbeinküste hat den Afrika-Cup gewonnen, aber nach Ausschreitungen, zweifelhaften Schiedsrichterleistungen und schwachen Spielen ist der große Verlierer der afrikanische Verband.
Am Ende lief es genau so, wie Issa Hayatou es sich vorgestellt hatte. Der Kameruner stand am Sonntagabend neben Fifa-Präsident Joseph Blatter und dem Staatspräsidenten Äquatorialguineas Teodore Obiang auf dem Rasen des Stadions von Bata. Dann kam noch Yaya Touré hinzu, Afrikas Fußballer des Jahres. Der Kapitän der Elfenbeinküste bekam den goldenen Siegerpokal des Afrika-Cups überreicht und goldenes Konfetti flog durch die Luft. Das sind Bilder nach dem Geschmack Hayatous. Der 68-Jährige amtiert seit 27 Jahren als Präsident des Afrikanischen Fußball-Verbands (CAF), und so wie er stets betont, Blatter sei einer seiner besten Kumpel, redet er immer darüber, wie er den Fußball auf seinem Kontinent voranbringe.
Der alle zwei Jahre stattfindende Afrika-Cup ist Hayatous Lieblingsbeispiel für die aus seiner Sicht grandiose Entwicklung des afrikanischen Fußballs. Doch die 30. Auflage in Äquatorialguinea, die am Sonntag zu Ende ging, passt leider gar nicht dazu. Was das spielerische Niveau anging, spiegelte das Finale zwischen der Elfenbeinküste und Ghana die Mehrzahl der Turnierspiele wider. Langweilig war die Partie, beide Mannschaften konzentrierten sich darauf, bloß keinen Fehler zu begehen. Auch nach der Verlängerung, in der Herthas Stürmer Salomon Kalou bei der Elfenbeinküste eingewechselt wurde, stand es noch 0:0. Erst jeweils elf Schützen später (Kalou hatte getroffen), gewann die Elfenbeinküste – mit 9:8.
Die sportlichen Schlagzeilen wurden bei dem Turnier sowieso überlagert. Von schweren Ausschreitungen der Fans Äquatorialguineas mit mehr als 30 Verletzten, von zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen für den Gastgeber, von harten Strafen der CAF gegen Verbände, die nicht kuschten, und von der Diskussion um Ebola. Der große Verlierer dieses Afrika-Cups ist eindeutig der Kontinentalverband.
Hayatou will von alldem nichts wissen. Am Samstagabend ließ er sich auf einem Gala-Dinner zu dem Satz hinreißen: „Die meisten Mannschaften fühlten sich wie zu Hause.“ Mindestens Ghana und Tunesien dürften da widersprechen. Tunesien wurde im Viertelfinale gegen Äquatorialguinea vom Schiedsrichter aus Mauritius ganz offensichtlich benachteiligt. Der Offizielle wurde danach zwar gesperrt, aber auch Tunesien wurde bestraft. Weil die Spieler und der Verbandschef Wadie Jary sich zu sehr aufgeregt hatten, wurde Jary von seinen CAF-Ämtern suspendiert.
Ghanas Spieler und Fans wurden im Halbfinale von den Anhängern Äquatorialguineas mit Flaschen und Steinen beworfen. Auch davon hat Hayatou seine eigene Version. „Die westliche Presse dramatisiert immer“, schimpfte er. „Sie ist nur hier, um die Kolonisierung fortzusetzen.“ Kumpel Blatter stimmte ihm natürlich zu. „Ich sehe diese negativen Seiten des afrikanischen Fußballs nicht“, sagte der Schweizer. „Fußball sollte in Frieden gelassen werden.“
Völlig entrückt von der Realität scheint Hayatou. Er handelt offenbar nur noch nach dem Prinzip: Strafen und Lügen. Während er Äquatorialguinea lobte, das Turnier sei „brillant organisiert“ worden, verhängte er eine drastische Strafe gegen Marokko. Der ursprünglich eingeplante Gastgeber wollte das Turnier aus Angst vor der Ebola-Epidemie nicht mehr austragen. Deswegen wurde Marokko von der CAF von den nächsten beiden Afrika-Cups ausgeschlossen und muss eine Million US-Dollar zahlen. Zudem prüft der Kontinentalverband, ob er weitere acht Millionen Schadensersatz einfordern kann. „Nichts“, sagt Hayatou, „wird uns von unserem Weg abbringen.“
Johannes Nedo
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