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Gutes Gespann. Rainer Widmayer (l.) und Pal Dardai harmonierten.
© picture alliance / dpa

Zum Abschied von Co-Trainer Rainer Widmayer: Der Verlässliche bei Hertha BSC

Co-Trainer Rainer Widmayer kehrt nach vielen Jahren bei Hertha BSC in seine schwäbische Heimat zurück. Er arbeitet künftig für den VfB Stuttgart.

Neulich hat sich Pal Dardai einen kleinen Scherz auf Kosten von Rainer Widmayer erlaubt. Es ging um dessen künftigen Arbeitgeber, den VfB Stuttgart, bei dem noch längst nicht klar ist, ob er in der neuen Saison in der Ersten oder in der Zweiten Liga spielen wird. „Ach, Pal“, entgegnete Widmayer, „wer es viereinhalb Jahre mit dir aushält…“ Da musste sogar Michael Preetz, der Manager von Hertha BSC, schmunzeln.

Solche Sprüche macht man nur, wenn man innerlich weiß, dass es ganz gut gewesen ist. Viereinhalb Jahre haben Pal Dardai und Rainer Widmayer bei Herthas Profis das Trainergespann gebildet, und es waren für den Berliner Fußball-Bundesligisten sicher nicht die schlechtesten Jahre. An diesem Samstag, im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, sitzen sie ein letztes Mal gemeinsam auf der Bank. Dass Widmayer, 52, nach dieser Saison in seine schwäbische Heimat zurückkehrt, stand schon Ende des vergangenen Jahres fest. Dass er jedoch gemeinsam mit Pal Dardai aufhören wird, das war damals noch nicht abzusehen.

Irgendwie passt das. Als Dardai im Februar 2015 zu den Profis befördert wurde, wollte er Widmayer unbedingt an seiner Seite haben. Sie haben als Team gut funktioniert – auch weil sie sich in ihren Stärken ergänzt haben. Dardai hat es zwar immer ein wenig gestört, wenn er ausschließlich auf seinen Bauch reduziert wurde und Widmayer auf seinen Kopf, völlig aus der Luft gegriffen waren solche Deutungen allerdings nicht. Widmayer war zum Beispiel für die Gegnersichtung und die erste Skizze für den daraus resultierenden Matchplan verantwortlich.

Aber das heißt nicht, dass er nicht auch emotional werden konnte. Als Hertha vor zwei Wochen gegen den VfB spielte, war es Widmayer, der in der Kabine noch einmal eine Ansprache an die Mannschaft richtete und sie dazu anhielt, auch diese Begegnung mit der nötigen Seriosität anzugehen. „Stuttgart bekommt von mir nichts geschenkt“, hatte er schon in den Tagen vor dem Spiel gesagt. Und auch wenn es zu seinem eigenen Nachteil sein sollte: Widmayer wollte sich nicht nachsagen lassen, mit seinen Gedanken schon in Stuttgart zu sein, wo er einen Vertrag über drei Jahre unterschrieben hat. „Auch Rainer hat hier tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Manager Preetz, „er hat sich total mit seiner Aufgabe identifiziert.“ Widmayer habe sich nicht gegen Hertha entscheiden, „sondern für seine Familie“.

Widmayer kann loyal bis zur Selbstaufgabe sein

Ehrlich und uneitel, freundlich und verlässlich, so hat Hertha ihn in all den Jahren kennen und schätzen gelernt. Und dass Widmayer loyal bis zur Selbstaufgabe sein kann, das hat der Klub selbst erfahren – als der Schwabe in der Saison 2011/12 zum ersten Mal für die Berliner tätig war. Manager Preetz trennte sich damals nach dem letzten Hinrundenspiel von Cheftrainer Markus Babbel. Vor der Winterpause stand aber noch das Pokalspiel gegen Kaiserslautern an. Widmayer ließ sich überreden, sich interimsweise auf die Bank zu setzen. Er gab eine Pressekonferenz, die wegen seines schwäbischen Idioms unter den Berliner Journalisten noch heute als legendär gilt, und führte Hertha souverän ins Viertelfinale. Zum Verbleib war er allerdings nicht zu bewegen, aus Loyalität zu seinem Chef Markus Babbel, dessen Trennung alles andere als sauber verlaufen war.

Widmayer hat in Berlin viereinhalb Jahre im Hotel gewohnt. Jedes Wochenende ist er zwischen Berlin und Renningen im Großraum Stuttgart gependelt. Jetzt zieht er zurück in die Heimat, zu seiner Familie. Die Abschiedsparty von Fabian Lustenberger am Abend wird der letzte offizielle Termin sein, den er wahrnimmt. Wenn am Sonntag Herthas Mitgliederversammlung stattfindet, wird er mit seiner Frau schon seine Sachen zusammenpacken und Richtung Südwesten fahren. Auch bei der USA-Reise wird Widmayer fehlen. Es gehe nicht, hat er Manager Preetz schon vor Wochen gesagt, dass er in den USA rumturne, während der VfB, sein künftiger Arbeitgeber, möglicherweise in der Relegation ran müsse.

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