Eisbären Berlin: Der Sommer ist vorbei
Die Eisbären Berlin starten in die Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga – mit neuem Trainer und einigen Fragezeichen.
Um 10.41 Uhr endete der Sommer in Hohenschönhausen. In dieser Minute betraten Maximilian Franzreb und Marvin Cüpper die Eisfäche im Wellblechpalast. Die beiden Eisbären-Torhüter haben die neue Eishockey-Saison in Berlin mit dem Training eröffnet. Wenig später legte Florian Busch die 20 Meter von der Kabine zur Spielerbank zurück und wurde dabei von den rund 200 Schaulustigen im Sportforum lautstark gefeiert. „Buschi“, wie er von den Fans gerufen, winkte freundlich ins Publikum und begann dann mit der Übungseinheit.
Der Vorbereitungsstart der Eisbären wurde zuletzt von allerlei Nebengeräuschen überlagert. Constantin Braun lässt sich wegen seiner Alkoholabhängigkeit therapieren. Dazu sind André Rankel, Frank Hördler und Jens Baxmann verletzt und konnten deswegen alle nicht mit aufs Eis am Donnerstag. Mit Busch und Micki DuPont standen damit nur zwei von 27 Spielern auf dem Eis, die schon mit den Berlinern Meister wurden.
Wie sich die Zeiten ändern. Das gilt auch für den Cheftrainer. Der letztjährige Assistent Clement Jodoin hat nach dem Abgang von Uwe Krupp jetzt das Sagen bei den Eisbären. Der 66-Jährige gilt als ausgemachter Eishockey-Fachmann mit viel Erfahrung. Er besitzt zudem die nicht ganz unerhebliche Gabe, gut mit Spielern umgehen zu können.
Jodoin spricht viel mit seinen Jungs, am Donnerstag war der Kanadier wohl auch deshalb ziemlich heiser. „Das ist die Trainer-Stimme“, sagte er lachend. Mit dem Zustand seines Personals war er durchaus zufrieden. Allerdings hatte er auch nichts anderes erwartet: „Wenn du als Profi nicht in Form aus dem Urlaub kommst, bist du kein Profi“, sagte er.
Marcel Noebels verlässt Berlin im September Richtung Boston
Jodoin lebt das vor. Den Tag des Trainingsstarts begann er um fünf Uhr, schon eine Stunde später war er im Büro. „Da bin ich die Details noch einmal durchgegangen. Damit alle wirklich wissen, was sie zu tun haben und wir an einem Strang ziehen können.“ Das Kribbeln hätte er trotz all der akribischen Vorbereitung dennoch gespürt: „Ich hatte schon Schmetterlinge im Bauch, riesige sogar“, sagte er.
Bauchschmerzen wird er deswegen hoffentlich nicht bekommen, aber ein paar Baustellen hat Jodoin durchaus in seinem Team. Da sind einerseits die angesprochenen Ausfälle in der Verteidigung, auf die die Eisbären mit der kurzfristigen Verpflichtung von Florian Kettemer reagiert haben. Der 32-Jährige wurde zuletzt dreimal Meister mit München, wollte seine Karriere im Sommer allerdings beenden. Nun hängt er mindestens mal noch vier Monate in Berlin dran. Kettemer ist damit der vierte Neuzugang nach den Stürmern Brendan Ranford, Colin Smith und Abwehrspieler Mark Cundari. Am Donnerstag war zudem ein Gastspieler unter den Profis auf dem Eis. Stürmer Jason Jaspers darf sich bei den Berlinern fit halten. Eine Vereinbarung, die in beiderseitigem Interesse liegt, denn möglicherweise steht den Eisbären noch ein prominenter Abgang ins Haus. Olympiasilbergewinner Marcel Noebels wird die Mannschaft Anfang September Richtung Boston verlassen und dort versuchen, sich im Camp der Bruins für einen Vertrag beim NHL-Klub zu empfehlen. Der 26-Jährige war schon einmal in Nordamerika, konnte sich damals aber nicht bis in die NHL spielen. Jetzt startet er einen zweiten Anlauf. „Ob es klappt? Ich bin eher Realist als Optimist. Aber ich habe ja nichts zu verlieren.“
Den Eisbären droht somit der Verlust eines ihrer wichtigsten Spieler. Der neue Trainer sieht das allerdings durchaus pragmatisch: „Wenn er es schafft in Boston ist das toll für ihn. Wenn nicht, ist es gut für uns. Aber egal, was passiert: Wir als Klub müssen trotzdem weitermachen“, sagt Jodoin. Und das tun die Eisbären in den kommenden Wochen auch. Fast täglich steht mindestens ein Training auf dem Programm, ehe es am 31. August die erste Pflichtaufgabe in der Champions Hockey League gibt. Da wird Marcel Noebels noch dabei sein, spätestens beim ersten Saisonspiel in der Deutschen Eishockey-Liga am 14. September gegen München müssen die Eisbären dann einen neuen Plan haben.