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Willkommen im Klub. Antoine Griezmann (links) jubelt mit Ansu Fati, der als neue Sensation im Weltfußball gilt.
© Pau Barrena/AFP

Ein 16-Jähriger begeistert den FC Barcelona: Der nächste König heißt Ansu Fati

In Spanien schwärmen sie vor dem Champions-League-Duell zwischen Borussia Dortmund und Barcelona von einem neuen Toptalent. Vermutlich zurecht.

Von David Joram

Um die Karriere von Carles Pérez abschließend zu beurteilen, ist es sicherlich noch zu früh; der Außenangreifer ist erst 21 Jahre alt. Die Chancen auf ein zumindest halbwegs ruhmreiches Fußballerleben stehen aber nicht schlecht. Pérez ist schon jetzt beim FC Barcelona angestellt, einem recht formidablen Klub also. Und in einer Statistik liegt er sowieso uneinholbar vorne. Carles Pérez wird für immer jener Spieler sein, der am 25. August im Spiel gegen Betis Sevilla für Anssumane Fati ausgewechselt wurde.

Warum das interessiert? Weil die Welt eines Tages möglicherweise jedes kleine Detail über Anssumane Fati, den alle nur Ansu nennen, wissen möchte. Der Spieler, der bevorzugt über den linken Flügel kommt, ist schließlich erst 16 Jahre alt und spätestens seit jener Einwechslung nach 78 Minuten gegen Betis Sevilla die wohl spannendste Attraktion in La Liga, Spaniens höchster Spielklasse.

Vor dem Champions-League-Auftakt der Katalanen am Dienstag bei Borussia Dortmund (21 Uhr, live bei Sky) wird Ansu Fati als das neue Wunderkind des Weltfußballs gefeiert, nur dass der junge Mann eben schon bei den Großen mitspielen darf und das teils hochspektakulär aussehen lässt.

In drei von vier möglichen Spielen kam er zum Einsatz, zwei Tore und eine wundervolle Torvorlage hat er dabei abgeliefert. Entsprechend haben die spanischen Medien Barças Nummer 31 schon kategorisiert. „Ein Star wurde geboren“, schrieb „Marca“. „Ansu, von welchem Planeten bist du gekommen?“, fragten die Kollegen von „Sport“. Eine gute Frage.

Die Antwort liegt dann doch etwas näher als der nächste Planet. Geboren wurde Fati am 31. Oktober 2002 in Bissau, der Hauptstadt von Guinea-Bissau, Heimatland von Fatis Eltern. Sechs Jahre war Fati alt, als die Familie beschloss, erst nach Portugal und schließlich nach Spanien zu ziehen. Die Verhältnisse, in denen Fati aufwuchs, werden als einfach beschrieben, der Vater arbeitete als Müllwagenfahrer.

„Was Ansu da treibt, ist nicht normal“

Die Biografie Fatis birgt eine kleine Besonderheit. So könnte er künftig entweder für das Nationalteam Guinea-Bissaus auflaufen oder für Portugal. Das Recht auf einen portugiesischen Pass hat Fati theoretisch, weil Guinea-Bissau früher eine Kolonie der Portugiesen war.

Der spanische Verband hat seine Fühler ebenfalls ausgestreckt und würde Fati gerne einbürgern. Denn dass Fati ein brutal begabter Fußballer zu sein scheint, wissen sie in Spanien schon etwas länger. An guten Fußballern im Land mangelt es zwar nicht, aber herausragende von Messi-Format produziert selbst „La Masia“, die legendäre Talentschmiede des FC Barcelona, eher selten. Die Zeitung „Sport“ will bereits erfahren haben, dass Fati eine Nationalmannschaftskarriere im spanischen Dress anstrebt.

Die Freude im Land des einmaligen Weltmeisters wäre vermutlich groß. Nach allem, was man bisher von Fati gehört und gesehen hat, geht man dort tatsächlich vom nächsten Weltfußballer aus – sofern Fatis Karriere so strikt verläuft, wie sie das in Barcelona für ihn planen.

Fatis Trainer, Ernesto Valverde, der die Dinge in etwa so nüchtern betrachtet wie Dortmunds Coach Lucien Favre, lobt den kommenden Fußballkönig bereits in den höchsten Tönen. „Was Ansu da treibt, ist nicht normal“, sagte Valverde zu Fatis großem Auftritt beim jüngsten 5:2-Heimsieg gegen den FC Valencia. Der Junge habe „etwas Besonderes“, er sei „für sein Alter sehr reif“ und habe mit seiner Leistung gegen Valencia „schon fast übertrieben“. Fati werde bald „noch viel besser“ spielen, versprach Valverde.

Gegen Valencia hatte es keine zwei Minuten gedauert, ehe Fati die Augen der zigtausend Fans auf sich zog. Eine flache Hereingabe von Frenkie de Jong, dem angehenden holländischen Fußballregenten, hatte er mit seinem rechten Fuß so präzise ins rechte Eck geschossen, dass Valencias Torwart Jasper Cillessen nur noch für die Galerie durch die Luft segelte. Es war eine technisch feine Direktabnahme, gleichbedeutend mit einem neuen Rekord. 16 Jahre und 318 Tage oder jünger war noch kein Torschütze im alten Camp Nou gewesen. Ein fröhliches, leicht ungläubiges Lächeln huschte Fati nach dem Treffer übers Gesicht, die Hände schlug er ungläubig vor selbiges.

Kurz darauf staunten die Zuschauer erneut, als Fati über die linke Seite angerauscht kam, mit den Hüften wackelte, einen Übersteiger einstreute und leichtfüßig an seinem Gegenspieler vorbeitänzelte, der auch noch mitansehen musste, wie Fatis anschließender Pass zu de Jong gelangte, der zum 2:0 veredelte.

Gegen Dortmund wird Fati aber vermutlich nicht von Beginn an spielen. Ein international erfahrenerer Profi, der zuletzt angeschlagen war und noch an keinem Saisonspiel aktiv mitwirken konnte, wird wohl anstelle des 16-jährigen Nachwuchsstars beginnen. So jedenfalls hat es Trainer Valverde in Aussicht gestellt. Der Spieler, doppelt so alt wie Ansu Fati, heißt Lionel Messi. (mit dpa)

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