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Immer eng beieinander. Eric Frenzel (rechts) und Johannes Rydzek liefern sich während der gesamten Saison knappe Zweikämpfe. Die beiden Deutschen zählen daher bei der Nordischen Ski-WM in Lahti zu den aussichtsreichsten Medaillenkandidaten.
© Barbara Gindl/dpa

Nordische Ski-WM in Lahti: Der Konkurrent im eigenen Team

Kombinierer Eric Frenzel gehört zu den Topfavoriten bei der Weltmeisterschaft – sein größter Rivale ist Teamkollege Johannes Rydzek.

Von Johannes Nedo

Auf das Konzert des Pikku Papun Orkesteri am Mittwochnachmittag muss Eric Frenzel leider verzichten. Im Rahmenprogramm der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im finnischen Lahti, die an diesem Mittwoch mit der Eröffnungsfeier beginnen, tritt eben auch die sechsköpfige Kombo auf, die sich darauf spezialisiert hat, für Kinder zu musizieren. Eigentlich ein Pflichttermin für Frenzel, schließlich begleiten ihn in Lahti auch seine Frau und die beiden Söhne. Doch zum Pikku Papun Orkesteri müssen Frau und Kinder ohne den Kombinierer, der 28-Jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal konzentriert sich allein auf die Wettkämpfe.

„Die Saison ist für mich bisher sehr positiv verlaufen“, sagt er. „Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich diesen Schwung aus den letzten Wochen mitnehmen kann.“ Auf Frenzel ruhen erneut große Hoffnungen, schon beim ersten Wettbewerb der Nordischen Kombinierer am Freitag wird von ihm eine Medaille erwartet. Das kommt zum einen daher, dass er bei Großereignissen immer geliefert hat. Bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften holte er jeweils einen WM-Titel, 2014 wurde er Olympiasieger und zuletzt gewann er viermal nacheinander den Gesamtweltcup. „Eric ist wie schon in den vergangenen Jahren eine Bank für uns. Er hat schon zum wiederholten Male bewiesen, dass er als Favorit bei einer Weltmeisterschaft auch mit diesem Druck fertig wird“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Frenzel und Rydzek gewannen 15 von 21 Rennen

Zum anderen haben die hohen Erwartungen mit dem bisherigen Saisonverlauf zu tun, für den Frenzels Beschreibung „sehr positiv“ fast untertrieben klingt. Bei 19 von 21 Wettkämpfen ist er in diesem Winter angetreten, 14 Mal kam er auf das Podest, siebenmal davon gewann er. Der einzige Grund, warum Frenzel wohl nicht von einer überragenden Saison spricht, ist seine Position im Gesamtweltcup. Trotz seiner starken Bilanz liegt noch ein Athlet knapp vor ihm – sein Teamkollege Johannes Rydzek.

Der 25-Jährige aus Oberstdorf startete ebenfalls in 19 von 21 Wettbewerben, gewann achtmal und kam insgesamt 15 Mal unter die besten drei. Mit 1390 Weltcup- Punkten liegt Rydzek vor Frenzel und hat einen Vorsprung von nur 36 Punkten. Auch die Erwartungen an Rydzek sind enorm hoch. Im Einzelrennen am Freitag ist er Titelverteidiger – und er geht die WM überaus selbstbewusst an. „Es gibt immer Dinge, die ich noch verbessern könnte. Aber das hebe ich mir für Lahti auf“, betont er.

Die größte Konkurrenz für Frenzel, den Seriensieger der vergangenen Jahre, kommt also aus der eigenen Mannschaft. „Johannes ist mental stärker geworden. Deswegen ist seine Leistung im Ganzen stabiler geworden. Er wirkt entspannt und selbstsicher“, sagt Bundestrainer Weinbuch. Und so schaukelten sich Rydzek und Frenzel in diesem Winter zu immer neuen Topleistungen hoch. Oft lieferten sie sich so packende und knappe Duelle, dass nach dem Sprint auf der Zielgeraden erst das Foto zeigte, wer denn nun gewonnen hatte.

„Die brutalste Show, die die Nordische Kombination jemals erlebt hat“

„Sie zeigen die brutalste Show, die die Nordische Kombination jemals erlebt hat“, sagt Weinbuch. „Dass sich zwei Athleten auf derart hohem Niveau über Wochen duellieren, hat es noch nie gegeben.“ Nun bei der WM könnte davon besonders Frenzel profitieren, glaubt der 56-Jährige. „Dadurch, dass der Druck auf mehrere Schultern verteilt ist, wird es noch einmal leichter für ihn“, sagt er. Schließlich war Frenzel bei den vergangenen Großereignissen immer der Kombinierer, auf den sich alles konzentrierte. „Jetzt gehe ich davon aus, dass Eric voll auf Angriff setzt und versucht, bei der WM voll aus sich rauszugehen“, betont Weinbuch.

Zur luxuriösen Situation des Bundestrainers kommt hinzu: Er hat nicht nur die zwei besten Kombinierer der Welt im Team, sondern auch die Nummer drei des Gesamtweltcups, Fabian Rießle, und die Nummer fünf, Björn Kircheisen. „Wir haben mit vier Siegläufern eine so starke Mannschaft, wie ich es in der Form noch nie erlebt habe“, sagt Weinbuch. Und dann gibt es ja noch den Mannschaftswettbewerb sowie den Team-Sprint. Bei so vielen Chancen auf Gold ist es auch verständlich, dass Frenzels Familie ohne ihn beim Pikku Papun Orkesteri auskommen muss.

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