Nordische Kombination: Bundestrainer Hermann Weinbuch: Gefühlig und gewieft
Bundestrainer Hermann Weinbuch ist seit über 20 Jahren Bundestrainer der deutschen Kombinierer. Bei der Nordischen Ski-WM in Falun baut er seine ohnehin schon imposante Erfolgsbilanz weiter aus.
Seine Augen wurden immer wieder feucht, seine Stimme klang heiser. Hermann Weinbuch konnte seine Emotionen nicht kontrollieren. Auch nicht bei der Jubelparty in Falun nach dem ersten Weltmeistertitel für ein deutsches Kombinierer-Team seit 28 Jahren. Dieser Erfolg war zumindest gefühlsmäßig die Krönung der Karriere des altgedienten Trainers, der einen wichtigen Anteil an allen vier deutschen WM-Goldmedaillen von Falun hat.
„Hermann Weinbuch ist die wichtigste Person in der deutschen Kombination über die letzten Jahrzehnte“, sagt Johannes Rydzek, der mit einem Superman-Shirt unter dem Laufanzug bisher in Falun zwei WM-Goldmedaillen holte. „Er hat ein System aufgebaut, das immer wieder Sieger produziert: Erst Ronny Ackermann, dann Eric Frenzel.“ Außerdem kenne er alle Kniffe. Vor dem Teamwettbewerb von Falun zum Beispiel mussten sich Weinbuchs Jungs als Motivationshilfe einen Film über die Nordische Ski-WM 1987 in Oberstdorf anschauen. Hermann Weinbuch selbst hatte damals zum deutschen Kombinierer-Team gehört, das die bis Sonntag letzte deutsche WM-Goldmedaille in einem Teamwettbewerb gewonnen hatte.
Das Echo im Team war gewaltig. „Hermann hat sich seitdem nur ein bisschen verändert“, sagte Einzel-Weltmeister Rydzek grinsend. Das war zwar ironisch gemeint, aber tatsächlich ist der 54-jährige Weinbuch nicht nur im Herzen jung geblieben. Mit einer kurzen Unterbrechung ist er seit über zwei Jahrzehnten Bundestrainer, mit solch einer langen Amtszeit kann etwa im Fußball kaum ein Coach mithalten. Am Anfang seiner Trainer-Karriere galt der Mann aus Bischofswiesen noch als zu weich, inzwischen ist er nach neun Weltmeister-Titeln und zwei Olympiasiegen in seiner Amtszeit als einer der besten Trainer Deutschlands über alle Sportarten hinweg anerkannt.
Hermann Weinbuch stellt sich oft bewusst in den Hintergrund
Dabei hilft ihm, dass er nicht nur ein Meister der Trainingsmethodik und ein gewiefter Taktiker ist. Inzwischen ist allen klar, dass seine Emotionalität gerade seine Stärke ist. „Hermann weiß immer das Richtige zu sagen“, betont Team-Weltmeister Tino Edelmann: „Er stellt uns emotional perfekt ein und hat ein Gefühl für die Stimmung im Team.“ Fragt man Hermann Weinbuch selbst über seine Erfolgsgeheimnisse, wird er fast ein bisschen schüchtern. Aber dann erzählt er doch etwas: „Die Jungs wissen, woran sie bei mir sind: Ich bin offen und fair.“
Außerdem stellt sich Hermann Weinbuch oft bewusst in den Hintergrund, um den Trainer-Nachwuchs an seiner Seite zu stärken. Neben Kai Bracht ist das vor allem Sprungtrainer Ronny Ackermann, der dank Weinbuch einst selbst viermal Weltmeister geworden ist. „So kommen immer neue Impulse ins System und es wird nicht langweilig mit mir“, sagt Hermann Weinbuch grinsend.
Vor Ackermann war übrigens ein gewisser Andreas Bauer Co-Bundestrainer der Kombinierer. Der führte in Falun als Chefcoach der Skispringerinnen die Olympiasiegerin Carina Vogt zu den anderen beiden deutschen WM-Titeln von Falun. „Vielleicht hat der Andi ja ein bisschen was von mir gelernt“, sagt Weinbuch. Er hat seinen Vertrag bis zu den Olympischen Spielen 2018 verlängert. Danach will er sich ganz seiner Frau und den jungen Kindern widmen, „weil ich kein Dinosaurier bin, der an seinem Posten hängt.“
Bis dahin will er allerdings noch viele Erfolge feiern, zum Beispiel in den restlichen beiden Kombinierer-Wettbewerben in der zweiten WM-Woche. Sein neuer Goldathlet Rydzek hat genauso Chancen für weitere Triumphe wie Olympiasieger Eric Frenzel: „Auf ihn setze ich ganz stark, er hat bei den letzten drei Großereignissen immer seinen Einzel-Titel gewonnen.“ Tränen von Hermann Weinbuch natürlich inklusive.
Lars Becker
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