Franz Beckenbauer hört als Sky-Experte auf: Der Kaiser winkt dem TV-Volk
Die erste Konsequenz der Sommermärchen-Affäre? Franz Beckenbauer zieht sich nach 25 Jahren plötzlich als Sky-Experte zurück. Offiziell aus persönlichen Gründen. Beim letzten Aufritt wirkte der 70-Jährige nervös und gerührt.
Franz Beckenbauer kam winkend ins Sky-Studio, so wie ihn Millionen Zuschauer und Fußballfans seit Jahrzehnten vom Bildschirm kennen: jovial, mit Hang zur kaiserlichen Geste und den beständigen „Ja gut, äh...“-Aussetzern im Satzbau. Es war wohl das letzte Mal, Beckenbauer so zu sehen. Sichtlich nervös und bewegt vom Applaus des Publikums erklärte der 70-Jährige seinen Rückzug als TV-Experte. „Bevor man merkt, dass ich die Konzentration, die Begeisterung und das Feuer nicht mehr habe – und das spüre ich im Moment – ist es besser, wenn man sich trennt“, sagte er. So endeten am Mittwoch 25 Jahre Zusammenarbeit und ein Stück Bezahlfernsehgeschichte. Nach dem Rückzug von Kommentator Marcel Reif verliert Sky das nächste sportliche Gesicht.
Erst anderthalb Stunden vor Beginn der Live-Sendung hatte Sky mitgeteilt, dass dies der letzte Auftritt Beckenbauers sein werde. Er habe gebeten, die Zusammenarbeit „auf unbestimmte Zeit“ auszusetzen, und wolle sich nach 50 Jahren in der Öffentlichkeit als Spieler, Trainer und Funktionär eine Pause gönnen. Sky nannte einen „schweren privaten Schicksalsschlag“ als Mitgrund. Vergangenen Sommer war Beckenbauers Sohn Stephan gestorben.
Der plötzliche Rückzug mitten in der Saison könnte jedoch auch eine Reaktion auf die Kritik der vergangenen Monate gewesen sein. Beckenbauer war zuletzt einer der Hauptbeschuldigten in der Sommermärchen-Affäre. Um die WM 2006 nach Deutschland zu holen, soll der damalige Bewerbungschef in einige dubiose Deals verwickelt sein. Bei Sky danach weiter ungezwungen über Fußballspiele zu plaudern, war ihm zuletzt immer schwerer gefallen.