Marco Richter und seine Ziele mit Hertha BSC: „Der Kader verspricht Großes“
Marco Richter, Neuzugang vom FC Augsburg, will bei Hertha BSC den nächsten Schritt seiner Karriere machen. Zu dem Wechsel nach Berlin gab es keinen Plan B.
Marco Richter hat schon früh die Aufmerksamkeit von Julian Nagelsmann, dem Trainer des FC Bayern München, auf sich gezogen. Da spielte Richter, die jüngste Verpflichtung von Hertha BSC, in der U 19 des FC Augsburg, und Nagelsmann war natürlich noch nicht der Trainer der Bayern, sondern im Nachwuchs der TSG Hoffenheim tätig.
Die Geschichte ist in dem vor kurzem erschienenen Buch „Kicken wie die Profis“ nachzulesen und hat sich bei einem Hallenturnier in Linkenheim in der Nähe von Karlsruhe zugetragen. Richter hinterließ damals mächtig Eindruck, erzielte im Duell mit der TSG zwei Tore für den FCA.
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Doch dass Nagelsmann später das Gespräch mit ihm suchte, lag ausschließlich an seinem Fehlschuss vom Siebenmeterpunkt. Richter hatte versucht den Ball lässig in die Mitte zu lupfen und dabei das Tor verfehlt. „Falls du mal unter mir spielen solltest, wird es so etwas nicht geben“, sagte Nagelsmann.
Marco Richter, 23 Jahre alt, ehemaliger U-21-Nationalspieler und jüngst Mitglied der deutschen Olympiaauswahl, ist ein Spieler, der die Dinge leicht aussehen lassen kann. Aber genau damit hat er sich das Leben manchmal unnötig schwer gemacht. Sein bisheriger Karriereweg war nicht frei von Windungen.
Die Nachwuchsakademie des großen FC Bayern musste er mit 15 verlassen, weil er zu klein und schmächtig war, und in Augsburg hat er ein nicht ganz so erfolgreiches Jahr hinter sich, nachdem er schon als großes Offensivversprechen mit glänzenden Perspektiven galt – spätestens seit der U-21-EM 2019, als die Deutschen es auch dank drei Toren und zwei Assists des Augsburgers bis ins Finale schafften.
Letzte Saison lief es nicht so gut
„Ich hätte mir mehr Tore, Assists und Einsatzminuten erhofft“, sagt Richter mit Blick auf die vergangene Saison, in der ihm für den FCA nur drei Tore und drei Vorlagen gelangen. „Das ist nicht mein Anspruch.“ Insgesamt kommt er auf 97 Einsätze in der Bundesliga und zwölf Tore, seitdem er im Oktober 2017 sein Profidebüt gefeiert hat, gegen die TSG Hoffenheim mit ihrem Trainer Julian Nagelsmann übrigens.
In Berlin soll seine Karriere nun noch einmal einen neuen Kick bekommen. Am Mittwoch hat der 23-Jährige zum ersten Mal bei Hertha BSC trainiert. „Der Wechsel, noch dazu zu einem großen Klub, kommt zur richtigen Zeit“, findet Richter. „Das ist ein Schritt, den ich unbedingt machen wollte. Es gab auch keinen Plan B.“
Die ersten Eindrücke vom neuen Klub, dem Trainerteam und den Kollegen sind „allesamt sehr, sehr positiv“, sagt er bei einer Medienrunde am Donnerstagmittag. „Der Kader verspricht Großes. Wir haben super Einzelspieler. Ich glaube, dass auf jeden Fall etwas Gutes passieren kann.“
Erst im vergangenen Monat, während seines Aufenthalts bei Olympia in Japan, hat sich die Möglichkeit des Wechsels nach Berlin konkretisiert. Für Richter waren es turbulente Tage. Mal hieß es, der Abschluss stehe kurz bevor, dann wiederum schien der Transfer doch wieder zu scheitern.
Richter ist in der Offensive vielfältig verwendbar
Parallel zu den Verhandlungen seines Beraters mit dem Verein hat er selbst versucht, ein bisschen mehr über seinen möglichen neuen Arbeitgeber zu erfahren. Richter stellte seinem Olympiateamkollegen Jordan Torunarigha, Verteidiger bei Hertha BSC, ein paar scheinbar unverfängliche Fragen. „Ich glaube, er hat es nicht ganz gecheckt“, erzählt er.
Rund sieben Millionen Euro mussten die Berliner für Richter zahlen. Sein Vertrag bei Hertha läuft bis 2025. „Das ist ein guter Junge, ein positiver Junge“, sagt Trainer Pal Dardai, dem sich durch die Verpflichtung neue Optionen für die Offensive eröffnen. Richter ist auf verschiedenen Positionen einsetzbar, auf den Außenbahnen, links und rechts, genauso wie als zentraler Stürmer.
Er selbst sähe sich am liebsten auf der Zehnerposition, aber „offensiv trau ich mir eigentlich alles zu. Ob rechts, ob links. Hauptsache offensiv.“ Schon am Sonntag, wenn Hertha beim 1. FC Köln in die neue Saison der Fußball-Bundesliga startet, könnte Richter zum Kader gehören. „Ich fühle mich sehr gut“, sagt er.
Während es ihn von Augsburg nach Berlin verschlagen hat, ist im Gegenzug Arne Maier von Hertha zum FCA gewechselt. Beide kennen sich aus der U 21 und haben gerade noch zusammen bei Olympia gespielt. „Wir haben uns super verstanden“, erzählt Marco Richter. „Aber so ist der Fußball.“ Und vielleicht hat das sogar sein Gutes. Richter und Maier haben gerade erst miteinander telefoniert und schon mal darüber gesprochen, ob sie nicht nur die Vereine, sondern auch ihre Wohnungen tauschen sollten.