Füchse Berlin: Der Jugendkurs wird forciert
Die Füchse Berlin setzen so stark auf ihre Jugend wie nie zuvor – auch am Mittwoch im Bundesliga-Heimspiel gegen die HSG Wetzlar.
Fabian Wiede hat die Bilder noch im Kopf gespeichert. Wie er zum ersten Mal in diese riesige, 20.000 Zuschauer fassende Arena in Köln einlief und die Granden des Handballsports erblickte, die er bis dahin bestenfalls aus dem Fernseher kannte. Beim Finalturnier der Champions League durfte der damals 17-Jährige später sogar einen Siebenmeter werfen, allerdings mit überschaubarem Erfolg: Wiedes Wurf flog seinerzeit weit am Tor vorbei. „War trotzdem ein Riesenmoment“, sagt der Rückraumspieler der Füchse Berlin, „das werde ich niemals vergessen.“
Knapp drei Jahre sind mittlerweile vergangen seit der Finalteilnahme der Berliner am wichtigsten Wettbewerb des Vereinshandballs, aber an den Verhaltensmustern des Bundesligisten hat sich nichts geändert. Die Füchse, die sich nach zuletzt vier Meisterschaften in der A-Jugend nicht ganz zu Unrecht etwas auf ihre Nachwuchsarbeit einbilden, sind weiterhin enorm bemüht, ihren Profikader mit selbst ausgebildeten Spielern zu bestücken. Das liegt einerseits im verhältnismäßig kleinen Etat von etwa 4,5 Millionen Euro begründet, vor allem aber in der tiefen Überzeugung, richtig und perspektivisch zu handeln. Am Sonntag wurde das einmal mehr deutlich.
Zugegeben: Die Bühne war nicht ganz so groß wie im Fall des Debütanten Fabian Wiede, immerhin aber handelte es sich auch um den Europapokal. Im letzten Heimspiel der Gruppenphase im EHF-Pokal gegen Porto standen in den Schlussminuten zeitgleich fünf ehemalige oder aktuelle Junioren auf dem Feld: die mit Anfang 20 fast schon arrivierten Kräfte Paul Drux und Fabian Wiede, Rechtsaußen Willy Weihrauch sowie Kevin Struck und Moritz Schade. Letzterem gelang beim 25:20-Sieg sogar sein erstes Tor bei den Profis. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie das damals bei mir war“, sagt Wiede, „von diesem Tag werden die Jungs bestimmt noch eine ganze Weile schwärmen.“
Ganz nebenbei sorgte der Auftritt der jungen Spieler für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss des Sonntags: Gegen die, mit Verlaub, eher zweitklassige Konkurrenz aus Porto hatten die Füchse über weite Strecken so schlecht gespielt, dass Trainer Dagur Sigurdsson hernach lautstark tobte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Isländer seinen A-Junioren in solchen Spielen gern Einsatzzeit gewährt – sofern das Ergebnis stimmt, sprich: kein großer Schaden angerichtet werden kann. Gut möglich, dass Sigurdsson das im heutigen Bundesliga-Punktspiel gegen die HSG Wetzlar (19 Uhr, Schmeling-Halle) ähnlich handhaben wird.
„Es ist ein beruhigendes Gefühl, als junger Kerl eine Chance zu bekommen“, sagt Wiede, „und das ist bei den Füchsen immer gegeben.“ Ein ungeschriebenes Gesetz soll die Quote sogar garantieren: In seinen Kaderplanungen für die jeweils nächste Spielzeit hat Coach Sigurdsson in den letzten Jahren immer mindestens einen Platz für den Nachwuchs reserviert, und sein isländischer Landsmann und Nachfolger Erlingur Richardsson soll das ab Sommer bitteschön so fortsetzen.
„Wir sind stolz darauf, im letzten Jahrzehnt so viele Bundesliga-Spieler ausgebildet zu haben wie kein anderer deutscher Klub“, sagt Bob Hanning. Mit Blick auf die neue Saison hat der Manager sein Team auch mit externen Zugängen verjüngt: Für Iker Romero (34) und Konstantin Igropulo (29) kommen der Isländer Bjarki Elisson (24), der Norweger Kent Robin Tönnesen (23) und der Spanier Ignacio Jimenez (21).