Zum Debüt von Schumacher in der Formel 1: Der große Mick
Mick Schumacher fährt erstmals im freien Training in der Formel 1 und muss fortan nicht immer als Sohn des Rekordweltmeisters tituliert werden. Ein Kommentar
Julian Lennon hat mal erzählt, wie sehr es ihn mitunter bedrückt, dass ihn die Beatles überall begleiten. So sei er zum Beispiel mal in einen Pub gegangen, der Barmann habe ihn kaum gesehen und Sekunden später schon ein Stück der Beatles aufgelegt. Lennon ging daraufhin zu dem Mann und fragte ihn: „Warum tun Sie mir das an?“
Kinder berühmter Eltern haben es mitunter schwer, nicht nur als Kinder ihrer Eltern wahrgenommen zu werden. Im Fall Lennon ist das auch nicht einfach, als Sohn des Giganten John Lennon. In anderen Bereichen ist es das auch nicht, erst recht nicht im Sport.
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Denn dort lässt sich Erfolg ja auch ganz einfach an Titel messen und wer jung ist und den Eltern nachkommt, zumal in derselben Sportart, die oder der wird erst einmal vor allem die Tochter oder der Sohn seiner Eltern sein. So ist es auch im Fall von Mick Schumacher, der nun am Wochenende beim Grand Prix auf dem Nürburgring erstmals als Testpilot in der Formel 1 auf die Strecke darf, der „Sohn des Rekordweltmeisters“, wie ihn fast jede Agentur oder Artikel zum Thema nennt.
Nun ist es an sich nicht so schlecht, ein Sohn eines Rekordweltmeisters zu sein. Es öffnet ja Türen, wie im Fall Mick Schumacher. In seinem Fall ist allerdings auch alles nicht so einfach, der Schatten des Vaters, der 2006 letztmals auf dem Nürburgring siegte, ist sehr groß. Leider schwebt da ja immer die aktuelle Situation mit was die Gesundheit von Michael Schumacher angeht. Der kleine Mick ist übrigens unter dem Nachnamen seiner Mutter als Mick Betschke im Kart gefahren. Das habe ihm geholfen, der ganz großen Aufmerksamkeit zu entgehen und der zu werden, der er geworden sei, hat er kürzlich gesagt.
Am Freitag wird Mick im ersten freien Training das Cockpit von Alfa-Romeo-Pilot Antonio Giovinazzi übernehmen. Schumacher gehört zur Nachwuchs-Akademie von Ferrari, der Konzern stattet Alfa Romeo mit Motoren aus. Es sieht so aus, als könne der Aufstieg von Schumacher als regulärer Fahrer in der Formel 1 schon in der kommenden Saison vollzogen werden. Und dann hat der Mann erst recht verdient, dass nicht in jedem Artikel über ihn der Name seines Vaters erwähnt wird.