Deutsche Eishockey-Meisterschaft: Der Glaube bei den Eisbären Berlin lebt
Nach dem 1:4 in München liegen die Berliner erstmals in dieser Saison in den Play-Offs hinten. Trainer Uwe Krupp bleibt dennoch optimistisch.
Bei den Eisbären Berlin gibt es viele kluge Menschen. Trainer Uwe Krupp zum Beispiel erklärte nach dem deutlichen 1:4 am Mittwochabend bei RB München im Hinblick auf das vierte Finalduell: „Wir wissen, wie wir München schlagen können.“ Bei Kapitän André Rankel klang das ganz ähnlich: „Wir wissen, was zu tun ist.“ Und Nationalspieler Frank Hördler stellte klar: „Bei uns bricht jetzt keine Panik aus.“ 1:2 liegen die Berliner in der Serie nach dem Modus „Best-of-seven“ zurück, erstmals überhaupt in diesen Play-offs müssen sie nun nachziehen. „Das ist für uns eine andere Situation“, sagte Krupp, fügte allerdings gleich hinzu: „Wir haben viel Charakter in der Mannschaft und werden Freitag ein gutes Spiel spielen.“
Eine Steigerung im Vergleich zum zaghaften Auftritt im dritten Duell wird auch nötig sein. Die Eisbären wollten am Mittwoch eigentlich versuchen, selbst die Akzente zu setzen. Doch letztlich liefen sie den Münchnern oft nur hinterher. Die Folge waren zu viele Strafzeiten und drei Gegentore in Unterzahl. „Die Art und Weise wie München die Überzahltore geschossen hat, war ein bisschen zu leicht“, monierte Krupp. So ähnlich hatte das auch schon im zweiten Finalspiel am vergangenen Sonntag ausgesehen. Und wenn der Meister erst einmal führt, wird es nicht unbedingt leichter für den Gegner.
Nun haben die Eisbären auch im Viertelfinale und Halbfinale schon schwächere Spiele gezeigt, auch deswegen bewahren sie bei den Berlinern noch die Ruhe. Allerdings kommt dem nächsten Aufeinandertreffen am Freitag in Berlin (19.30 Uhr/Arena am Ostbahnhof) schon eine ganz besondere Bedeutung zu. Kaum vorstellbar, dass die Eisbären nach einer weiteren Niederlage und einem 1:3-Rückstand noch einmal zurückkommen könnten. „Freitag werden wir versuchen, wieder aggressiver und näher am Mann zu sein und ihnen weniger Raum zu geben“, sagte Hördler.
Münchens Powerplay überzeugt
Gerade die Zweikämpfe gingen in den letzten beiden Spielen aus Berliner Sicht zu oft verloren. Am Mittwoch beschäftige Münchens Steven Pinizzotto allein fast die halbe Eisbären-Mannschaft mit seinen Provokationen. James Sheppard, der nach kleineren Scharmützeln mit dem RB-Stürmer gleich mehrfach auf der Strafbank landete, wollte dem aber keine besondere Bedeutung beimessen: „Das ist kein Thema. Ich habe einfach nur reagiert und nicht daran gedacht, dass das jetzt der Pinizzotto ist“, sagte er. Trotzdem standen am Ende bei den Eisbären 18 Strafminuten und bei München nur acht. Sheppard zufolge sei das aber nicht entscheidend gewesen: „Wir sind die ganze Saison über daran gewöhnt, Strafen zu kassieren. Das ist nicht der Punkt. Wir müssen versuchen, unser Spiel durchzuziehen.“
Genau das hat jetzt aber in zwei Spielen nacheinander nicht funktioniert. Ein bisschen wirkt es so, als hätte Münchens Trainer Don Jackson inzwischen einen Schlüssel gefunden, um den Gegner zu beschäftigen und nicht selbst dauerhaft reagieren zu müssen. Die Bayern spielen schnell, greifen gerade zu Beginn eines Spiels oft mit zwei Mann tief in der gegnerischen Zone an und bringen im Powerplay den Puck immer wieder links vor das Tor zum freien Mitspieler, der dann direkt abziehen kann. „Sie haben sich in den letzten zwei Spielen sehr gut gegen uns durchgesetzt und die Tore auch auf ähnliche Art und Weise geschossen“, hat auch Uwe Krupp erkannt.
Noch aber ist bei den Eisbären keine Ratlosigkeit zu spüren. Erneut zeigten sie am Mittwoch im letzten Drittel nach Rückstand eine Reaktion. Sie spielten einfacher, suchten den direkteren Weg nach vorne und standen dazu auch besser in Unterzahl. Sogar ein Powerplay-Tor gelang ihnen noch. Das kam auch bei den mitgereisten Berliner Fans gut an, die noch 20 Minuten nach Spielschluss in der Münchner Halle ihren „EHC Dynamo“ besangen. Der Glaube bei den Eisbären und ihren Anhängern ist definitiv noch da, weil alle wissen, dass es besser geht und genug Qualität vorhanden scheint. „Ich bin guter Dinge für Freitag“, erklärte Frank Hördler schließlich noch und klang dabei wie jemand, der ganz genau weiß, wovon er spricht.