Vor dem Supercup gegen Borussia Dortmund: Der FC Bayern braucht Verstärkung
Die Vielreiser vom FC Bayern empfangen Borussia Dortmund zum Duell der Gestrauchelten. Die Münchner wirkten zuletzt platt. Kommen noch neue Spieler?
Es mag in den vergangenen Tagen beim FC Bayern ein paar Irritationen gegeben haben. Bei den Spielern, wenn sie aufwachten zum Beispiel. Womöglich wussten sie dann nicht immer auf Anhieb, in welcher Stadt sie sich gerade befanden. München, Budapest, München, Sinsheim, München – in Zeiten, in denen die meisten Menschen das Reisen wieder einschränken, war der deutsche Fußball-Rekordchampion ständig auf Achse.
Da ist es jetzt ganz gut, dass nun wenigstens das zweite Titel-Duell innerhalb einer Woche in der heimischen Arena stattfindet – Supercup dahoam also. Die Trophäe, um die es gegen Vizemeister Borussia Dortmund an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF) geht, steht in der Münchner Titel-Prioritätenskala zwar wohl eher weit unten, aber ein Duell mit der zweiterfolgreichsten Bundesliga-Mannschaft dieses Jahrtausends ist immer auch eines um die Ehre, egal, wie wichtig die Partie ist. Gegen Dortmund zu spielen, sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß, sei „immer wieder eine Herausforderung“. Trainer Hansi Flick ist sicher, „dieses Spiel wird uns weiterbringen“.
Dieser Vergleich erfährt aber nun sogar eine besondere Brisanz, weil es auch das Duell der am Wochenende überraschend Gestrauchelten ist. Trainer Hansi Flick sieht sich nach dem 1:4 in Hoffenheim einer Situation gegenüber, die er seit zehn Monaten nicht mehr erlebt hat – genau genommen ist sie für ihn als Cheftrainer in München komplett neu.
Denn als die Bayern Ende des vergangenen Jahres zwei Spiele hintereinander verloren haben, war die Mannschaft noch mittendrin im Konsolidierungsprozess nach der Ära Niko Kovac. Jetzt allerdings wird genau beobachtet, wie diese Über-Bayern der vergangenen Monate mit einem Rückschlag umgehen – und wie Flick reagiert im bevorstehenden Spiel gegen den BVB.
Klasse und Gier reichen auch bei den Bayern nicht immer aus
Nun gab es ja ein paar Erklärungen für den Auftritt im Kraichgau: Reisestrapazen, nicht genügend Erholungsphasen, zu viele Spiele. Auch wenn die Spieler dies nicht als Ausrede gebrauchen, es war vorhersehbar, dass Klasse und Gier angesichts des Programms nicht immer ausreichen würden.
Man müsse, sagt Kapitän Manuel Neuer, „einen positiven Umgang für die Saison entwickeln“. Denn es wird nicht leichter werden in dieser Spielzeit, die wie Flick sagt, „eine große Herausforderung“ wird. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es personell knapp werden könnte, dann hat ihn das Spiel in Hoffenheim geliefert. Nach den 120 Minuten von Budapest drei Tage zuvor hätten mehr als nur die zunächst geschonten vier Spieler eine Pause benötigt, weshalb Flicks Regenerationsplan nicht ganz aufging.
Und nun häufen sich auch schon die Wehwehchen. Neuzugang Leroy Sané fehlt gegen Dortmund, er laboriert an einer Kapselverletzung im Knie und wird wohl erst nach der Länderspielpause wieder zur Verfügung stehen. Außerdem droht David Alaba wie schon beim Bundesligaauftakt gegen Schalke auszufallen. Der Innenverteidiger klagt über muskuläre Probleme.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Flick hat keine Gelegenheit ausgelassen in den vergangenen Wochen, darauf hinzuweisen, dass der Kader vergrößert werden müsse. Allerdings, bekräftigte Flick, habe man die Niederlage sicher „nicht bewusst in Kauf genommen, um Druck zu machen“. Grundsätzlich sehen die Verantwortlichen ja ebenfalls den dringenden Bedarf.
„Brazzo (Salihamidzic) und ich sind da einer Meinung“, sagt der Bayern-Trainer. Allerdings gab es immer wieder den Hinweis, dass in der Corona-Pandemie Transferaktivitäten finanziell nur begrenzt möglich sind nach der 50-Millionen-Euro-Verpflichtung von Leroy Sané.
Gut möglich, dass Sportvorstand Salihamidzic nach der Niederlage bei der TSG Hoffenheim die Bestrebungen in den letzten Tagen der Transferperiode dann doch noch einmal verstärkt, zumal nicht nur der Verbleib von Javi Martinez fraglich ist. Auch Michael Cuisance soll sich mit Abschiedsgedanken tragen und vor einem Wechsel zu Leeds United stehen, wie Frankreichs „L’Equipe“ berichtete.
Lothar Matthäus bringt Andrej Kramaric als Bayern-Neuzugang ins Gespräch
Lothar Matthäus hätte da auch gleich einen Vorschlag für einen neuen Spieler. In seiner Sky-Kolumne rät er seinem Ex-Klub zu einer Verpflichtung des noch längerfristig an Hoffenheim gebundenen Andrej Kramaric, jenen Stürmer, der gegen die Münchner am Sonntag zweimal getroffen hat und nach den ersten beiden Spieltagen die Torjägerliste mit fünf Treffern anführt.
Das würde zwar zum einst sehr beliebten Münchner Geschäftsmodell passen, die Leistungsträger vom aktuell härtesten Rivalen abzuwerben. Aber der Fokus des FC Bayern liegt wohl eher auf Spielern anderer Mannschaften und Ligen. Vor allem auf Last-Minute-Schnäppchen.