Der FC Bayern München nach der Pleite bei der TSG Hoffenheim: Die Kräfte schwinden
Der FC Bayern wird ein Opfer seiner Terminhatz. Die Mannschaft wirkt nicht mehr frisch, doch das Programm kennt keine Gnade
Jammern hilft nicht - weiter geht's im Programm! Gefasst hat der FC Bayern München auf die erste Niederlage im Jahr 2020 reagiert. „Irgendwann war klar, dass es mal der Fall ist“, sagte Trainer Hansi Flick nach dem 1:4 (1:2) am Sonntag bei der TSG Hoffenheim angesichts der gerissenen Serie von 21 Spielen ohne Niederlage in der Fußball-Bundesliga. Drei Tage nach dem europäischen Supercup-Finale in Budapest und drei Tage vor der deutschen Auflage gegen Borussia Dortmund stellt sich die Frage: Zahlen die Münchner jetzt schon den Preis für ihre Terminhatz?
„Wir suchen keine Ausreden. Das erwartet uns in diesem Jahr. Alle paar Tage ist ein Spiel, das wissen wir“, sagte Kapitän und Torhüter Manuel Neuer. „Dementsprechend können wir nicht so viel darüber reden, dass wir kaputt sind, sondern müssen es annehmen.“
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]
Für Flick, der nur wenige Kilometer vom Sinsheimer Stadion seinen Wohnsitz in Bammental hat und 2017/2018 für ein paar glücklose Monate als Geschäftsführer bei der TSG arbeitete, war es eine bittere Rückkehr. Eines wollte der 55-Jährige auch unbedingt vorwegschicken: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gefightet und alles reingebracht, was in ihr steckt.“ Die Mentalität seiner Truppe sei gut gewesen, namentlich nannte Flick Thomas Müller und Joshua Kimmich, der das einzige Tor des Meisters und Champions-League- Siegers erzielte (36. Minute).
Gut 60 Stunden nach dem 2:1 gegen den FC Sevilla steckten den Bayern sichtlich die 120 Spielminuten und die Reiserei in den Knochen. „Ich schiebe das nicht allgemein auf die Müdigkeit. Wir haben es einfach nicht geschafft, entschlossen und zielstrebig Chancen herauszuspielen“, meinte Flick jedoch. „Wir haben dem Gegner zu einfach Torchancen ermöglicht und waren im Angriff nicht durchschlagskräftig genug.“ Zuletzt hatten die Münchner am 7. Dezember beim 1:2 in Mönchengladbach verloren.
Es gibt weiter keine Verschnaufpause - am Mittwoch steht der Supercup an
Die Kräfte einteilen - darum wird es für den Bayern-Coach und sein Team in den nächsten Monaten gehen, die keine Verschnaufpause erlauben. Ob es langsam nicht eng wird mit Verstärkungen bis zum Transferschluss am 5. Oktober? „Darüber mache ich mir keine Gedanken“, meinte Flick bei der Pressekonferenz kurz angebunden. Müller war gedanklich schon bei der nächsten Titelchance der Münchner im DFL-Supercup gegen den BVB: „Da haben wir eine sehr schöne Möglichkeit zurückzuschlagen.“
Vor 6030 Zuschauern trafen der später verletzte Ermin Bicakcic (16. Minute), Munas Dabbur (24.) und der überragende Andrej Kramaric (77./90.+2, Foulelfmeter) für die Hoffenheimer. Einer strahlte ganz besonders: Der neue TSG-Trainer Sebastian Hoeneß, Neffe des Bayern-Patriarchen Uli Hoeneß, hatte in der vergangenen Saison noch den FC Bayern II zur Drittliga-Meisterschaft geführt. Jetzt steht er plötzlich als Bundesliga-Tabellenführer da. „Mir wäre es sogar lieber gewesen, wir wären Zweiter. Das Thema ist für uns irrelevant“, betonte der 38-Jährige im Sky-Interview. (dpa)