Das Ansehen der Sportjustiz leidet: Der Fall Blatter – die nächste Operette im Schlösschen
„Ich glaube an mich und an den lieben Gott“, sagte Joseph Blatter vor seiner Anhörung beim Cas. Sollte der Sportgerichtshof aber weiter als mediale Bühne dienen? Ein Kommentar.
Es ist ein schickes Schlösschen, das Château de Béthusy in Lausanne. Dort residiert der oberste Sportgerichtshof Cas. Eine barocke Bühne für Joseph Blatter, der am Donnerstag um 8.30 Uhr zur Anhörung vorfuhr. „Ich glaube an mich und an den lieben Gott“, sagte der 80-Jährige in die wartenden Kameras. Und dass er auf ein gutes Resultat hoffe, für seinen Einspruch gegen die sechsjährige Sperre als Fußballfunktionär, wegen der er als Fifa-Präsident zurücktreten musste. Nach einer 15 Stunden dauernden Marthon-Sitzung soll die Anhörung im September fortgesetzt werden. „Das ist kein Spiel, sondern ein Tribunal“, sagte Blatter noch.
Die Frage ist, ob Blatter das wirklich begriffen hat. Natürlich hofft er auf einen Freispruch, aber der Cas hebt Urteile fast nie auf. Das hat er auch bei Blatters Partner in Crime Michel Platini nicht getan. Wenn er Glück hat, kürzen die Richter in einigen Wochen die Sperre ein wenig.
Aber solange das Verfahren läuft, bleibt Blatter relevant und das Scheinwerferlicht auf ihn gerichtet. Sonst hat er ja längst keine Funktion im Fußball mehr.
Der Cas verkommt auf diese Art allmählich zur Operetten-Veranstaltung. Platini, diverse Doping-Sünder, russische Olympioniken und Paralympioniken fahren in Lausanne zu Anhörungen vor, mit sehr vagen Erfolgsaussichten. Das Château ist längst ein populäres Podium, um seinen Protest medial in die Welt zu posaunen. Die Sportrichter nehmen ihre Arbeit natürlich ernst. Der Cas ist kein Trash-TV wie Barbara Salesch. Allein, die Einsprüchler treten bisweilen polternd auf wie Laiendarsteller auf RTL II.
Den Cas als Bühne zu missbrauchen, schadet dem Ansehen der Sportjustiz, das ohnehin geringer ist als bei Straf- und Zivilgerichten. Und zum edlen Château passt das Schmierentheater auch nicht.
Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter: